Na gut, ab und zu ist Google da auch mal mein Freund, denn daß Zenon Kardinal Grocholewski Präfekt der Bildungskongregation ist, gehört natürlich zu den zentralen Bereichen katholischen Wissens. Oder doch nicht?

So verwundert es natürlich nicht, daß sehr viele katholische Blogger und andere Internetaktive sofort ein gewisses Maß an Empörung stets vorrätig haben, wenn etwas in Rom verkehrt läuft.

Als definitiv feststand, daß Kardinal Burke seinen Posten als Chef der Apostolischen Signatur (Hä? was signieren die denn da???) räumen muß, wurden direkt die Aufregungsvorräte geplündert und in die Welt geschrieben. Weil der Kreuzknappe keine Empörungsvorräte mehr hat, mußte er sein Blog schließen. Vorläufig … das baut sich schon wieder auf. Keine Panik.

Geschockt hat mich bei der Personalrochade nun allerdings weniger, daß der Papst die Cappa magna vielleicht nicht mag oder Burke und Franziskus nicht miteinander können. Das finde ich eher normal. Wenn der Chef wechselt, kommt es auch zu Neubesetzungen von Stellen. Das ist in jeder Verwaltung so, das ist in der Wirtschaft so und am Ende ist das auch gut, denn die Zusammenarbeit soll ja fruchtbar sein. Ärgerlich ist es, wenn ein qualifizierter Mann dabei seinen Posten räumen muß. Geschockt hat mich hingegen die Auswahl des neuen Präfekten der Apostolischen Signatur, der kein herausragender Kirchenrechtler ist, sondern vielmehr aus dem diplomatischen Dienst kommt.

Das gibt Stoff zum Nachdenken. Doch für wen? Ja, eben, für so einen wie mich, für zahlreiche katholische Blogger oder Internetaktive, für Vatikanisten natürlich auch. Man mache mal den Versuch, heute Abend in der Werktagsmesse die Banknachbarin zu fragen, was sie von der Ablösung von Kardinal Burke hält. Und jetzt muß ich ganz stark sein, denn die Antwort wird vermutlich lauten:

Kardinal … Wer?

Allen Unkenrufen zum Trotz ist also gestern die katholische Kirche nicht kollabiert. Die Mehrzahl der Katholiken in Deutschland hat das Erdbeben der Blogoezese nicht mitbekommen. Die Apostolische Signatur wird auch unter dem neuen Präfekten weiter arbeiten. Und ein Teil der katholischen Blogger und Internetaktiven wird weiter argwöhnisch beobachten, was der Papst als nächstes vorhat.

Beitrag erschien auch auf: katholon.de