Jetzt haben wir den rechten Salat

Im Gleichschritt gehen dieser Tage Spiegel und BR gegen erkannte Feinde vom rechtskatholischen und rechtsevangelikalen Lager vor. Da bilden sich sonderbare Koalitionen heraus.

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Linke Journalisten öffentlich- rechtlicher Rundfunkanstalten gehen Seit an Seit mit linkskatholischen und linksevanglischen Protagonisten gegen den erkannten Feind von jeweils innen oder außen vor. Müßig zu sagen, daß es dabei – so ganz nebenbei – zu Diskriminierungen und unwahren Unterstellungen kommt. Die Aufregung ist groß, die journalistische Sorgfalt gering. Alles für “rechts” erkannte, mag es sich dabei auch um ein päpstliches Hilfswerk handeln, kommt in einen Topf und wird als braune Suppe angerührt. Man ekelt sich …

Am Ende säuselt es beim BR man möge diese Leute doch schleunigst vom Verfassungsschutz beobachten lassen. Vieleicht sollte dieser besser mal die eine oder andere öffentlich-rechtliche Redaktionsstube unter die Lupe nehmen.

Da kräuseln sich doch die Nackenhaare. Sind schon wieder so weit? Müssen wir als Katholiken damit rechnen von einer neuen Art stürmischer Presse verleumdet und von einer neuen Art “GeStaSiPo” beobachtet, gar politisch verfolgt zu werden? Man reibt sich verwundert die Augen. Wir befinden uns in Deutschland, in Mitteleuropa im Jahr des Herrn 2015, noch immer gilt in unserem Land das Grundgesetz. Freiheit der Religionsausübung, der Schutz des menschlichen Lebens und die Würde eines jeden Menschen, gehören ebenso wie Meinungs- und Pressefreiheit doch noch immer zu den verbrieften Grundrechten in unserem Land. In Fragen der Abtreibung – auch öffentlich – eine Position zu vertreten, wie sie auch das Bundesverfassungsgericht vertritt, kann und darf einen nicht der Gefahr aussetzen, vom Verfassungsschutz beobachtet zu werden.

Für seinen Glauben und den daraus resultierenden Implikationen in ethischer und moralischer Hinsicht offensiv zu streiten, unter der Prämisse, daß wir eine liberale Gesellschaft sind, die der Religion mindestens neutral gegenüber steht, darf einen nicht an den Pranger in einem öffentlich-rechtlichen Medium bringen.

Doch es ist Fakt. Wer in unserem Land Gendermainstreaming kritisiert, wird öffentlich und unkritisch diffamiert. Eine Auseinandersetzung mit Argumenten, Positionen und Gedanken findet nicht statt. Gendermainstreaming ist in Deutschland und Europa im Jahr 2015 sakrosankt. Noch nie in der Geschichte der freiheitlichen Demokratien nach dem 2. Weltkrieg ist eine Grundmaxime politischen Handelns ohne eine breite gesellschaftliche Diskussion in die staatlichen Ordnungen eingezogen. Bei Gendermainstreaming ist genau dies erfolgt und exakt hier liegt der Grund, warum die kritische Auseinandersetzung verboten werden soll. Zwar ist es noch nicht so weit, daß genderkritische Äußerungen strafbar sind. Doch über diverse Antidiskriminierungsgesetze und -regelungen entsteht eine Tendenz, genau dies – auch wieder ohne gesellschaftlichen Diskurs – durch die Hintertür zu etablieren.

Europaweite Bestrebungen die sogenannte Reproduktive Gesundheit - ein künstlich geschaffener Sammelbegriff für Empfängnisverhütung und Abtreibung – zu einem Frauenrecht zu machen, greift tief in die nationalstaatliche Zuständigkeit ein. Hier sind verfassungsrechtliche Hürden, zumindest in Deutschland, die dies verhindern müßten. Darum wird versucht, über undemokratische europäische Rechtsakte durch die Hintertür Fakten zu schaffen.

Ein weiteres Feld ist der mit Gendermainstreaming in engem Zusammenhang stehende Aspekt der sogenannten sexuellen Selbstbestimmung. Jegliche Form sexuellen Zusammenkommens soll gleichrangig oder sogar höherwertig als die stabile, verbindliche, auf Dauer angelegte und (für Katholiken) sakramentale Ehe gestellt werden. Mit der Auflösung der bipolaren Heteronomativität – übrigens ein faszinierender Kampfbegriff – soll ein sexuelles Anything goes zugleich mit beliebig technisierter Fortpflanzung etabliert werden.

Ganz grob ist damit die Ausgangssituation beschrieben, auf deren Basis sich sowohl katholische als auch evangelische Christen im gesellschaftlichen Diskurs zu Wort melden und ihr Veto einlegen. Ein Bildungsplan, der die Akzeptanz sexueller Vielfalt fordert, mag zunächst ja ganz nett klingen, doch entpuppte er sich bei genauerem Hinsehen auch für nichtchristliche Kritiker als potentieller pädosexueller Mißbrauch von Kindern, die teilweise im Kindergartenalter mit umstrittenen Sexualpraktiken konfrontiert werden sollten. Eine breite Front nüchtern denkender Menschen fand und findet sich zum Protest gegen derartige Schweinereien – man findet kein anderes Wort dafür – zum Widerstand bereit.

Man hat sie als Feinde entdeckt. Diejenigen, die sich nicht damit abfinden wollen, daß die ethischen und moralischen Wurzeln unserer Gesellschaft vollends gekappt werden. Und man stellt sie an den Pranger. Es bietet sich an, den Pranger zu wählen, weil er so viel einfacher und effektiver ist, als der gesellschaftliche Diskurs. Der Pranger bietet sich ferner an, weil es – vermeintlich oder wirklich – bedenkliche Koalitionen gibt. Schnittmengen mit AfD und Pegida sind schnell ausgemacht. Beide gelten der linken Presse als rechte Gruppen und sind damit per se schon “pfui”. Das alte linke Lied “Spielt nicht mit den Schmuddelkindern” hat eine neue umgewertete Bedeutung erfahren. Jetzt sind es linke Moralapostel, die bestimmen, wer die Schmuddelkinder sind. Das Urteil ist gefällt. Rückfragen sind nicht erlaubt.

Doch nicht zu leugnen ist aus katholischer Sicht, daß sich auch bei partieller Interessengleichheit bestimmte Koalitionen schlicht verbieten. Nationalismus in jeder Form steht dem Katholischen diametral entgegen. Selbst wenn es an einigen Stellen deckungsgleiche Ansichten geben sollte, so ist immer die Motivation zu hinterfragen. Die Ungleichheiten sind am Ende dann doch größer als die Gleichheiten. Die Gefährlichkeit nationalistischer und sogenannter rechtspopulistischer Gruppierungen für die Kirche und den Glauben sind nicht unterschätzen. Diese sind keine “Freunde” der Kirche. Also ist vorsicht geboten, mit wem man sich politisch und gesellschaftlich einläßt. Nur die dümmsten Kälber, so sagt man, wählen sich ihre Metzger selbst.

Es gilt gerade für den Katholiken, der sich in diesem Klima unserer Tage politisch engagiert, geistliche Klarheit zu gewinnen. Nur so kann das politische Engagement aus dem Glauben heraus wirklich Früchte tragen. Die Vernunft ist immer der Seite der katholischen Lehre, wer hätte uns das besser erklärt als Papst Benedikt XVI. Die Unvernunft, die sich nur allzu oft in einer wohlmeinenden Emotionalität ausdrückt, ist schnell bei der Hand und schnell sind vermeintlich gleiche Ziele mit so ganz ungleichen Zeitgenossen erkannt. Am Ende wird das zu einem womöglich tödlichen Bumerang (nicht nur) für die eigene Glaubwürdigkeit.

Klarheit, Wahrheit und Aufrichtigkeit eines jeglichen aus dem Glauben resultierenden politischen und gesellschaftlichen Engagement verbietet immer und zu jederzeit Fanatismus jeder Art. Wer sich als Katholik für das Leben einsetzt, ist kein radikaler Abtreibungsgegner. Wer sich als Katholik für Ehe und Familie einsetzt, ist nicht homophob. Warum denn auch? Angst ist dem Christen grundsätzlich fremd. Wer den Glauben der Kirche verteidigt ist, auch nicht islamophob. Warum auch. Mir macht kein gläubiger Moslem Angst. Der friedliche ist mein Nachbar und Bruder, er steht mir womöglich politisch näher als manch ein linksgrüner Zeitgenosse, der sein christliches Erbe längst über Board geworfen hat. Der gewalttätige gehört zu denen, von denen der Herr uns gesagt hat, wir müßten die nicht fürchten, die nur Leib töten können. Wir sollen den fürchten der die Seele ins Verderben stürzen kann. Es gibt folglich auch keinen Grund, sich vor rotgrün oder braun motivierter politischer Verführung oder Verdammung zu fürchten. Die können uns nichts tun, wenn wir klar und vernünftig bleiben.

Es gilt vielmehr sich zu beiden Seiten hin zu wehren. Es gilt der linksgrünen mediengestützten Propaganda zu wehren. Dies mit aller Kraft und mit allen legitimen Mitteln. Im Falle einer Verleumdung ist auch das Strafrecht ein probates Mittel. Es gilt aber auch der braunen Versuchung und Verführung zu wehren, um nicht anschließend in eben diesem Sumpf zu ersaufen und ersticken.

Beklagt und bejammert wird so gerne, daß die Bischöfe politisch aktive konservative Katholiken schändlich im Stich ließen. Der Auftritt eines Pressesprechers einer deutschen Diözese, d.h. ein Mann der für seinen Bischof spricht, in o.g. BR- Sendung darf zu Recht als problematisch empfunden werden. Doch ist zunächst zu klären, inwieweit ggf. O-Töne aus dem Kontext gerissen und manipulativ mißbraucht worden sind.

Bischöfe sind die Hirten der Kirche, d.h. die Hirten der Gläubigen, die den Auftrag haben, die Herde dem Herrn der Kirche entgegen zu führen. Dies haben sie zu tun, indem sie das Evangelium verkünden. Politik ist Weltdienst der Laien. Wir brauchen ein stärkeres Selbstbewußtsein, daß nicht bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit auf die Hirten schielt und nach ihren Worten ruft. Denken können wir selber! Sprechen auch! Lassen wir die Bischöfe ihren Dienst tun, tun wir den unseren.

Für politisch aktive Katholiken heißt das:

Eintreten für eine Welt, ein Europa, einen Staat, gestaltet und gelenkt von Prinzipien die im Einklang mit dem Evangelium stehen. Damit haben wir genug zu tun.

Und wem das nicht paßt, der kann mit uns in einen Diskurs eintreten. Wer uns feige verleumdet, falsches Zeugnis über uns ablegt und uns damit in ein schlechtes Licht zu bringen versucht, muß das Echo verkraften. Und nein, wir wenden keine Gewalt an, auch wenn einige gerade das wirklich gerne sähen, uns auch das noch ans Bein zu binden. Pech gehabt … Wir sagen beim Marsch für das Leben und bei der Demo für alle sogar der Polizei noch “Danke” für ihren Schutz gegen gewalttätige Linke. Such is live...

Beitrag erschien auch auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans Petersen

Für politisch aktive Katholiken heißt das:

Machen wir die Bischöfe und Priester darauf aufmerksam, dass zunächst wir, ihre Herde, ihren Schutz brauchen und sie uns nicht den Wölfen ausliefern sollten.
Und dass sie die Aufgabe haben, das Evangelium zu predigen und zu verbreiten und nicht falschen Göttern zu huldigen, aus Angst und Anbiederung an den antichristlichen Zeitgeist der Linksmedien.

https://www.youtube.com/watch?v=XPrmZAP81sY#t=880
http://www.museumoncommunism.org/

Gravatar: Richard

Die Aufforderung, in den Diskurs einzutreten nehme ich gerne wahr. An ein paar Beispielen aus Ihrem Text:

1. Darum wird versucht, ....undemokratisch ......durch die Hintertür Fakten zu schaffen.
Sie erinnern sich vielleicht, dass es gerade Abtreibungsgegner waren (z.B. die Bayrische Landesgericht), die zweimal demokratische Mehrheitsentscheidungen des Bundestags nicht anerkannten und über ein Höchstgericht bekämpften, das auch prompt und wie bestellt politisch genehme Urteile fällte. Demokratisch ist also offensichtlich nur was in die eigene Ideologie passt.
2, Wer sich als Katholik für das Leben einsetzt, ist kein radikaler Abtreibungsgegner.
Stimmt, wer aber Seiten wie "Babycaust.de" lanciert und ständig Relativierungen des Holocaust vornimmt und damit Frauen, die sich in einer Notlage für eine Abtreibung entscheiden, mit SS-Mördern gleichsetzt, ist ein fanatischer Abtreibungsgegner und noch mehr.
3. Eine breite Front nüchtern denkender Menschen fand und findet sich zum Protest gegen derartige Schweinereien.
Stimmt, die Führung dieser Front wendet sich aber nicht gegen "Schweinereien" sondern gegen den Sexualkundeunterricht als solches - zumindest sofern er nicht den Geist von "Humanae Vitae" verkündet. Der Staat kann sich nicht von einer Minderheit "besorgter Eltern" den Lehrplan diktieren lassen, sonst wird früher oder später auch die Evolutionstheorie aus dem Lehrplan verschwinden - dort wo es eine starke kreationistische Minderheit gibt.
4. Wer sich als Katholik für Ehe und Familie einsetzt, ist nicht homophob.
Stimmt. Wer aber gegen die Stiefkind-Adoption argumentiert, dass damit Kinder hilflos dem sexuellen Missbrauch ausgesetzt wären, ist homophob. Und dieser Vergleich stammt immerhin von einem Weihbischof.
Die Homosexuellen Bewegung in Deutschland und Österreich hat allen Grund, der katholischen Kirche zu misstrauen. Immerhin wurden bis in die 70er Jahre homosexuell lebende Menschen gnadenlos - und mit Billigung und Förderung der Kirche - diskriminiert und verfolgt.

Gravatar: Lisje Türelüre aus der Klappergasse.

Ja, Herr Winnemöller, jetzt haben wir den Salat.
Leider habe ich überhaupt kein Mitleid mit Ihnen.
Sie beschweren sich zu Recht, um dann aber das zu tun, was Sie gerade angeprangert haben.
Sie diffamieren und pöbeln gegen diejenigen Christen, die in neuen Parteien und/oder Pegida-Bewegungen eine politische Heimat gefunden haben (Nationalismus...wer redet von so etwas?
Was soll diese undifferenzierte Pöbelei?)
Ihnen macht kein gläubiger Moslem Angst. Aha.
Am 7. Januar Nachrichten geguckt? Sich schon mal mit dem Koran auseinander gesetzt? Tötet die Ungläubigen? Damit sind auch Sie und Ihre Familie gemeint.

Gravatar: Helena

Danke, Herr Peter Winnemöller,
meine volle Zustimmung zu ihrem Artikel, sie sprechen mir aus der Seele.

Gravatar: Joachim Datko

Zuerst überlegen, wie man streng gläubig geworden ist!

Zitat: "Und wem das nicht paßt, der kann mit uns in einen Diskurs eintreten. Wer uns feige verleumdet, falsches Zeugnis über uns ablegt und uns damit in ein schlechtes Licht zu bringen versucht, muß das Echo verkraften."

Früher wurden die Menschen bei uns von klein auf religiös indoktriniert. Selbst Herr Joseph Ratzinger hat nicht als Erwachsener zu seinem Glauben gefunden, sondern ist Opfer religiöser Indoktrination.

Immer wieder dieselben Texte wiederholen ist keine geistige Leistung und gefährlich.

Ich bin gerne bereit, eine Lanze gegen die abrahamitischen Religionen zu brechen, sie stehlen den Menschen das Selbstbestimmungsrecht.

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