Über die Objektivität der dieser Diskussion zugrunde liegenden Fernsehreportage ist anderswo schon viel geschrieben worden, darum soll es hier nicht gehen. Aber die taz will dem scheinheiligen Theater noch eins drauf setzen und versucht dem Unternehmen auch eine ökologische Breitseite zu verpassen. Nicht nur unsoziale Praktiken wirft man Amazon vor, sondern versucht dem Unternehmen und seinen Konsumenten Rücksichtlosigkeit gegenüber der Natur nachzuweisen. Die Verbraucher sollten sich doch lieber ein Busticket kaufen und zur Buchhandlung fahren, als sich jedes Buch einzeln ins Haus schicken zu lassen.
So oft dieser Vorwurf schon gegen den Versandhandel gemacht worden ist, so wenig durchdacht ist er, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Wenn ich als Verbraucher ein Buch kaufen gehe, dann setze ich durchschnittlich 70 kg menschliche Masse in Bewegung, um mit einem Verkehrsmittel, ganz gleich, ob nun Auto, Bus, Bahn oder Fahrrad, zum Buchhandel zu gelangen und dort das Buch abzuholen. Vorher ist dieses Buch aus einem Zentrallager quer durch die Republik zur jeweiligen Buchhandlung transportiert worden. Kaufe ich dagegen Online ein Buch, dann wird dies mit einem logistisch ausgeklügeltem Versandsystem parallel mit vielen anderen Gütern zu mir geliefert, wobei dazu lediglich das notwendige Fahrzeug und dessen Betriebspersonal, nicht jedoch jeder Verbraucher transportiert werden muss. Selbst wenn ich als Verbraucher das Buch nur im Vorbeigehen im Buchhandel kaufe und auf dem Weg noch andere wichtige Dinge erledige, muss ich jedes mal meine eigene Masse unter hohem Energieaufwand und damit verbundenen direkten und indirekten Schadstoffemissionen transportieren. Mein Online bestelltes Buch fährt nicht, wie von der taz suggeriert, allein zu meinem Briefkasten, sondern wird gemeinsam mit anderen Gütern für meine Nachbarn zusammen zu mir geliefert. Nicht umsonst hat die logistische Optimierung den Online-Handels inzwischen fest etabliert und die Preiskonkurrenz nach unten kräftig angeheizt. Dabei hat sich der Zuwachs an Bequemlichkeit für den Verbraucher auch für die Umwelt positiv ausgewirkt. Das diese Entwicklung nicht zwangsläufig zu einer absoluten Reduzierung von Verkehrswegen und Emissionen führen muss, liegt an dem Rebound-Effekt gesunkener Transportkosten, der uns erlaubt mehr Güter als bisher kaufen zu können.
Schon diese Überlegungen, ganz ohne konkrete Zahlen, legen nahe, dass die Geschichte des taz-Redakteurs einen gewaltigen Haken hat. Im Übrigen, wollte man die Geschichte vom Umweltfrevel des Buchversands konsequent zu Ende denken, dann wäre ein taz-Abo, bei dem der Briefträger einem die Zeitung nach Hause liefert, die reinste Umweltkatastrophe. Während man an einem Buch ein paar Stunden ließt und es danach im Bücherregal hortet oder an andere Leser weitergibt, landet die Zeitung meist schon nach einem halben Frühstücksbrötchen im Müll. Über das Verhältnis zwischen Information und ökologischem Rücksack wollen wir angesichts solcher Artikel gar nicht erst anfangen nachzudenken.
Beitrag erschienen auf liberalesinstitut.com.
Kommentare zum Artikel
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