Ja, bin ich denn … – Was ist ein Bischof oder ein Apostel?

Bischof Bode sagt in einem Interview: "Ich bin offen und den Menschen im Heute zugewandt. Ich möchte einfach ein guter Zeitgenosse sein." Ich bin nicht der Ansicht, daß diese Leeraussagen irgendetwas mit der Lebens-, Glaubens- und Hirtenwirklichkeit des Bischofs von Osnabrück zu tun haben. Das sind auswendig gelernte Leerformeln aus dem Dictonary for Newspeak und das hat ein Bischof nicht nötig.

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So manches mal brütet ein Artikel auf meinem Desktop herum und es will der Anpack nicht gelingen. Dann kommt am Abend die Messe und plötzlich und unerwartet dämmert es.

In der Lesung vom Tage Montag der 27. Woche heißt es heute:

Geht es mir denn um die Zustimmung der Menschen, oder geht es mir um Gott? Suche ich etwa Menschen zu gefallen? Wollte ich noch den Menschen gefallen, dann wäre ich kein Knecht Christi.

Gal 1,10

Das so isoliert ist schon kräftig genug. Der Apostel sucht nicht den Menschen zu gefallen, ersucht nicht danach ein netter Zeitgenosse zu sein und er ist irgendwie auch nicht für alles offen, denn nur wenig Verse vorher warnt der Apostel vor denen, die das Evangelium verfälschen wollen.

Was aber nun brütete auf mein Desktop herum. Es ist ein Interview mit Bischof Bode, das mir an und für sich ganz gut gefallen hat. Und bevor jetzt in der Combox das Bischofsbashing losgeht, ich bin in einigen Punkten anderer Meinung als Bischof Bode. Das ist kein Geheimnis und es ist auch nicht wirklich ein Problem, denn ich bin davon überzeugt, daß der Bischof von Osnabrück auf den Boden des Bekenntnisses von Nicaea / Konstantinopel steht. Auch daraus mache ich nämlich kein Geheimnis, daß ich bei aller sachlichen Auseinandersetzung, in die ich mich hier im Blog immer wieder und immer gerne einschalte, unsere Bischöfe durchaus als katholisch ansehe.

Der Punkt, der mich seit heute morgen stört, ist die folgende Aussage (die Frage quote ich mal mit):

Die Welt: Welches Adjektiv würden Sie wählen?

Bischof Bode: Offen. Ich bin offen und den Menschen im Heute zugewandt. Ich möchte einfach ein guter Zeitgenosse sein.

[Quelle]

Wenn man dies mit dem Zitat aus dem Galaterbrief vergleicht, fällt sofort auf, daß Paulus gerade das nicht will, was der Bischof will, nämlich ein guter Zeitgenosse sein. Paulus fühlt sich Christus verpflichtet und nicht der Zeit und schon gar nicht dem Zeitgeist. Paulus liefert den Anpack für das ungute Gefühl, das mich bei einer solchen Aussage packt. Nicht, daß ich auch nur den geringsten Zweifel hätte, daß der Bischof von Osnabrück (und Bloggerkollege Bibo) den obigen Satz von Paulus nicht unterschreiben würde. Doch was sagt er im Interview mit der Welt an dieser Stelle? In bestem Pastoralneusprech sagt der Bischof … nichts, wirlklich gar nichts. Eine leere Worthülse entläßt er in den öffentlichen Raum.

Offen? Als Jugendliche hatten wir den Spruch, wer nach allen Seiten offen ist, ist oft nicht ganz dicht.

Nun ist er aber ein promovierter Theologe, erfahrener Seelsorger und (wie ich durchaus weiß) wirklich geistlicher Mensch. Wie paßt das? Antwort: Gar nicht.

Ich bin offen und den Menschen im Heute zugewandt? Im Heute? Da wird eine Zeit verortet. Das ist Soziologensprech, der ein Hinterherhecheln hinter dem Zeitgeist kennzeichnet. Den Menschen?

Das ist οφθαλμοδουλεια – wörtlich: Augendienerei, die EÜ schreibt “um Euch bei den Menschen einzuschmeicheln”.

Noch einmal Paulus:

Arbeitet nicht nur, um euch bei den Menschen einzuschmeicheln und ihnen zu gefallen, sondern erfüllt als Sklaven Christi von Herzen den Willen Gottes!

Eph 6,6

Das gilt meiner Ansicht nach für alle Christen, wie die vorhergehende Aufzählung bei Paulus aufzeigt, folglich auch für Bischöfe.

Und nun noch einmal ganz deutlich: Ich bin nicht der Ansicht, daß diese Leeraussagen irgendetwas mit der Lebens-, Glaubens- und Hirtenwirklichkeit des Bischofs von Osnabrück zu tun haben. Das sind auswendig gelernte Leerformeln aus dem Dictonary for Newspeak und das hat ein Bischof nicht nötig.

Ich kann nicht sagen, welches Adjektiv er für sich wählen sollte. Das wüßte er selber am besten. Das hier gewählte mit der hinzugefügten Umschreibung aber nun wirklich nicht. Diese Floskel konterkariert nämlich aus meiner Sicht leider die vorhergehende Antwort, mit der er sich in die beste Tradition zu seinem Vorvorgänger Helmut Hermann Wittler stellt, dem die Aussage zugeschrieben wird: Wenn man “es” (Schimpfe, Kritik, Verbalprügel …) von ganz rechts außen und von ganz links außen kriegt, dann kann man davon ausgehen, daß man nicht ganz falsch liegt.

Den Menschen nahe sein und dabei spielt liberal oder konservativ keine Rolle. Das ist etwas ganz anderes. Dann kann ein Hirte nämlich auch in seinem Hirtendienst den Menschen deutlich sagen, was die Stunde geschlagen hat und keiner nimmt es ihm übel.

Ansonsten – bei aller Differenz in Detailfragen – finde ich das Interview sehr gut, erklärt es doch unter anderem auch, wie offen und offensiv unter den Bischöfen gesprochen wird. Wie sehr in den Fragen der Ehe- und Familienpastoral um Lösungen gerungen wird.

Wenn die Bischöfe dann auch noch den Mut fänden, diese Diskussionen innerhalb der Kirche zu öffnen und gegen Angriffe und unsinnige Anforderungen von außerhalb der Kirche abzugrenzen, wäre das eine echte Errungenschaft.

Aufgabe der Kirche ist es nämlich, den anderen Weg, den Weg Jesu aufzuzeigen. Wie der Weg der Welt geht und daß der eben oft nicht geht, haben viele längst kapiert.

Das Interview ist hier zu lesen.

Zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Die Zeit ist abgelaufen!

Zitat: "Bischof Bode sagt in einem Interview: "Ich bin offen und den Menschen im Heute zugewandt. Ich möchte einfach ein guter Zeitgenosse sein.""

Bei uns haben von den Kirchenmitgliedern mit Haupt- oder Nebenwohnsitz in Regensburg in den ersten 9 Monaten 2014 # 1071 Menschen die beiden großen Kirchensteuerkirchen verlassen, 58% mehr als im schon guten Vorjahr. Der Großteil ist gegen das Selbstbestimmungsrecht durch die Kleinkindtaufe "Christ" geworden. Die Kirchen sind am Sonntag leer, es gehen unter 10,8% der verbliebenen Katholiken und unter 3,5% der ev. Christen in die Kirche.

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