Iran: Sanktionen wirken, Hoffnung keimt, Zweifel bleiben

In Wien ist mit dem Iran ein Abkommen über die Nutzung der Atomkraft ausgehandelt worden, in das große Hoffnungen gesetzt werden. Was es wirklich wert ist, wird man erst in vielen Jahren wissen.

Veröffentlicht:
von

Erst in Jahren wird man wissen, was das iranische Atomabkommen wirklich wert ist, das da in Wien jetzt fertig geworden ist. Es klingt jedenfalls für viele nach einer guten Nachricht. Und die will man einfach glauben. Gibt es doch ohnedies so viele schlechte Nachrichten. Man will sie auch deshalb glauben, weil der Name Wiens mit dem erfolgreichen Ende dieser Verhandlungen verbunden ist.

Aber mit diesem Wiener Deal ist eine ganze Reihe sowohl positiver wie negativer Entwicklungen verbunden, die nicht alle eingestanden werden. Die zehn wichtigsten davon:

  1. Sanktionen wirken – wenn auch immer erst nach Jahren. Ohne die langjährigen und hartnäckigen Sanktionen der Weltöffentlichkeit gegen Iran wäre es nie zu diesem Deal gekommen. Wie sehr die Sanktionen das Land getroffen haben, sieht man schon an den jetzigen Jubelreaktionen der Menschen im Iran. Daher sollten die österreichischen Wirtschafts-Vertreter, die jahrelang so sehr gegen die Sanktionen und dadurch entgangenen Profite gestänkert haben, die Notwendigkeit von Sanktionen in Fragen von Krieg oder Frieden endlich einmal eingestehen. Genauso wie sie endlich begreifen sollten, dass auch gegenüber Russland Sanktionen eine absolut notwendige und wirksame Strategie sind. Das kann man ja auch an den immer häufigeren Versuchen Russlands ablesen, hinter allen chauvinistischen Tönen doch wieder zu einem besseren Verhältnis mit Europa und den USA zu kommen. Freilich fehlt noch die Bereitschaft, an den Eroberungszügen in der Ukraine irgendetwas rückgängig zu machen.
  2. Israels Bedenken sind ernst zu nehmen. Kein Zweifel, dass Israel das potenzielle Ziel einer iranischen Atombombe wäre, wenn diese im Geheimen trotz aller Vorkehrungen des Abkommens doch gebaut werden sollte. Das ist keinesfalls mit Sicherheit auszuschließen. Jedoch: Der Bau der iranischen Bombe wäre ohne das Wiener Abkommen noch viel sicherer der Fall! Daher ist es wahrscheinlich doch schlauer, auf Vertrauensbildung, Entspannung und – wenn auch möglicherweise unzureichende – Kontrollen zu setzen.
  3. Gegenseitige Abschreckung. Gleichzeitig darf aber jene Strategie nicht vergessen werden, die auch im Kalten Krieg immer verhindert hatte, dass dieser ein heißer wird: nämlich die gegenseitige Gewissheit, dass ein Angriff auf den Gegner von diesem mit gleicher tödlicher und unabwendbarer Kraft zurückgezahlt werden wird.
  4. Iran ist eine Chance der Zivilisation. Auch wenn es die Araber nicht gerne hören: Der Iran ist in der ganzen Region (abgesehen von Israel) das kulturell und zivilisatorisch weitaus am höchsten entwickelte Land. Daran hat auch der Alptraum des Khomeini/Khamenei-Faschismus nicht geändert. Dieser hat das Land zwar noch immer teilweise im Griff. Er hat aber längst nicht mehr die Bevölkerungsmehrheit hinter sich. Zugleich sollte man sich als Europäer demütig bewusst machen, dass der alte Kontinent im 20. Jahrhundert die Welt jahrzehntelang mit der doppelten Katastrophe von Nationalsozialismus und Kommunismus „beglückt“ hat.
  5. Eine neue Allianz gegen den IS-Wahnsinn. Der Westen war bei den Verhandlungen eindeutig dadurch motiviert, dass Iran – neben den Kurden – das wirksamste Bollwerk gegen den „Islamischen Staat“ ist. Während die Türkei den IS insgeheim sogar unterstützt. Während das Assad-Regime langsam kollabiert. Während die irakische Führung sich als völlig unbrauchbares Kartenhaus erweist. Jedoch birgt eine enge Allianz mit Iran und daher mit den Schiiten auch eine Riesengefahr: Damit könnte sich der Westen in der ganzen sunnitischen Welt diskreditieren, also auch bei jenen, die den IS strikt ablehnen. Aber die Sunniten sind rund 90 Prozent der Moslems.

Weiterlesen auf andreas-unterberger.at

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: MM

@Körbach: Und wenn der Islamist dreimal klingelt, verkaufen Sie ihm auch noch das Messer, bevor er Ihnen den Hals abschneidet, bzw. in diesem Fall auf Wunsch die Atombombe, oder wie weit geht der freie Handel mit dem Feind?

Dann hat Ihrer Meinung nach wohl Polen 1939 auch zu wenig Handel mit Deutschland getrieben? Oder lag es doch an der Ideologie?

Und die Sowjetunion wurde durch Handelsbeziehungen besiegt oder durch Isolierung und Abschreckung?

Gravatar: Martin Körbach

De-Islamisierung durch Sanktionen? Druck von Außen bewirkt idR. das genaue Gegenteil, während enge Handelsbeziehungen bisher schon immer das wirksamste Mittel gegen Krieg waren.

Gravatar: MM

Aber wenn man hier im (noch) freien Westen Iraner trifft, die ihren Islam abgelegt haben, dann trifft man in der Regel tatsächlich sehr kultivierte Menschen! Würden die Sanktionen beibehalten könnte man im Iran wohl tatsächlich mittelfristig auf eine De-Islamisierung hoffen. 2009 wars fast soweit. Aber das wäre für Linke wie Barack Hussein Obama natürlich ein Kraus, denn nicht-westliche Kulturen und Religionen müssen natürlich erhalten werden.

Gravatar: MM

Im Iran ist die apokalyptische Zwölferschia Staatsreligion. Staatsoberhaupt ist der verborgene zwölfte Imamuhammad al-Mahdi (geb. 869). Erst kürzlich beschuldigte Ahmadinedschad die USA, den verborgenen Imam gefangen zu halten.

Laut Zwölferschia bringt die Rückkehr des verborgenen Imams den endgültigen Sieg des Islams und zudem wird geglaubt, diese Rückkehr herbeiführen zu können durch die Vernichtung der Juden. Ob das Kerry und Obama wissen oder wissen wollen?

Gravatar: cyberwatch

Tut mir Leid,aber Ihre Analyse :der Iran mit einer A-Bombe
hätte Israel als Ziel ist doch unhaltbar,Vor 70 Jahren habt ihr die Juden hier gejagt und jetzt schützt ihr sie gegen jede Kritik. Der Einsatz einer Atomwaffe aus dem Iran hätte unabdingbare Folgen für den Iran,meinen sie im ernst das diese zur Anwendung kommen ?Ich weiß ja nicht mit welchen Ängsten ihre Gedanken genährt werden,aber plausibel sind diese nicht.Atomwaffen dienen zur Abschreckung,und der Iran hat allen Grund Abzuschrecken,umgeben von nicht rationalen Arabern und ständigen Drohungen aus Israel,die auch Nuklear untermauert wurden,aber dies nimmt man ja hin,aus Schuldgefühlen !!

Gravatar: cyberwatch

Ach so,also lieber bei der Partnerschaft mit den Saudis die ja Sunniten sind als Iran und Schiiten ??Was sind denn das für Abwägungen ?Quantität anstatt Qualität !!Also wer soll nun die IS bekämpfen ?Wie schon gesagt ,die Araber sind unbrauchbar,es ist keine Frage der Sunniten oder Schiiten sondern Ob Perser oder Araber.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang