Industriepolitik funktioniert nicht

Industriepolitik erfreut sich nicht nur unter den den begünstigten Unternehmern großer Beliebtheit. Auch in akademischen Zirkeln und unter breiten kreisen der Öffentlichkeit hält sich die Idee von einer Förderung von bestimmten Wirtschaftssektoren oder spezifischen Technologien hartnäckig.

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Sei es, um dem technischen Fortschritt zum wirtschaftlichen Durchbruch zu verhelfen oder um die Industrie des eigenen Landes gegenüber den Wettbewerbern aus dem Ausland zu begünstigen, Industriepolitik nimmt einen festen Platz im Interventionsrepertoire der Politik ein.

Eine Reihe von theoretischen Begründungen für ein suboptimales Investment, etwa Trittfahrereffekte bei der Nutzung von Forschungsergebnissen eines Unternehmens über die gesamte Industrie oder firmenspezifische Ausbildung die ohne Entgelt in anderen Unternehmen genutzt werden können, sind zwar nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen (positive Externalitäten); doch in der empirischen Gesamtbilanz muss man damit begründeten Staatsinterventionen ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Howard Pack, Professor für betriebliches und öffentliches Management an der amerikanischen Wharton-University, spricht in einem Interview über Informationsprobleme des Staates und unerwünschte Nebeneffekte der Industriepolitik.So profitieren zwar Boeing und Air India von subventionierten Krediten zum Erwerb von Verkehrsflugzeugen des amerikanischen Herstellers, doch die Konkurrenz und deren Beschäftigte haben das Nachsehen, wenn sich deshalb das Angebot von Flügen auf im Wettbewerb bedienten Flugrouten nicht mehr lohnt. Auch die wirtschaftliche Stagnation in Japan lässt sich zum Teil auf die aggressive Industriepolitik des Landes zurück führen. Japanische Banken vergaben ihre Kredite ohne eigene Risikobewertung nach den Vorgaben des Staates und waren in der Krise selbst nicht mehr in der Lage die Spreu vom Weizen der Unternehmen auf der Suche nach Fremdkapital zu trennen. Für Europa, dass sich mit dem Euro auch ein massives Schuldenproblem in den sogenannten PIG-Staaten eingehandelt hat, ist Industriepolitik ebenso wenig eine Lösung für die Probleme sklerotischer Arbeitsmärkte und des finanzpolitischen Schlendrian wie für Schwellenländer wie Indien, die ihren Aufschwung im wesentlichen der wirtschaftlichen Öffnung zum Weltmarkt durch den Abbau von Handelsschranken zu verdanken haben. Gezielte Interventionen mit Subventionen und Steuerbefreiungen könnten zwar theoretisch funktionieren, jedoch nur dann, wenn der der Staat in der Lage wäre die Ursache der Externalitäten genau zu identifizieren und hier zielgerichtet entgegen zu steuern. Das jedoch hat mit dem Alltag der Industriepolitik unter dem Einfluss ganzer Armeen von Lobbyisten nicht viel zu tun.

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Japan wurde durch eine staatliche Industriepolitik zu einem Global Player. Mit 54 Atomkraftwerken und einem Schrott-Schnellen-Brüter hat sich diese Politik jedoch auch sehr negativ gezeigt, also in Teilbereichen auch negativ.

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