In Berlin zählt der Elternwille nicht...

...wenn es ums Gymnasium geht.

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Die Berliner Schulpolitik steht weiterhin kräftig in der Kritik, da Entscheidungen gegen den Elternwillen und gegen die Erfahrung der Lehrer politisch von der rot-roten Regierung, wenn auch nur noch mit einer Stimme Mehrheit, unerbittlich durchgesetzt werden. So haben die Anmeldungen für das neue Schuljahr 2009/10 in Berlin ergeben, dass 3284 Schüler für die 5. Klasse des Gymnasiums angemeldet wurden. Es stehen aber nur 2014 Plätze zur Verfügung, mehr will der Berliner Senat nicht genehmigen, da „kein Bedarf dafür bestehe“.

Grundständige Gymnasien sind in Berlin die Ausnahme.

Anders als in fast allen anderen Bundesländern beginnen die Gymnasien in Berlin im Normalfall mit dem 7. Schuljahr. So genannte grundständige Gymnasien, also solche, die mit der 5. Klasse beginnen, werden nur bei Schulen mit Expressabitur für besonders begabte Schüler, bei einer altsprachlichen oder naturwissenschaftlichen Profilierung der Schule oder bei bilingualem Unterricht genehmigt. Wie > Die Welt am 11.05.09 meldete hat Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) zusätzliche fünfte Klassen an den 36 bestehenden grundständigen Berliner Gymnasien zum kommenden Schuljahr abgelehnt. Der Bedarf werde in der Region nicht gesehen, heißt es lakonisch in der Begründung der Senatsverwaltung. „Das Elternwahlrecht wird massiv beschnitten“, kritisiert Sascha Steuer, der schulpolitische Sprecher der CDU.

Damit können über 1.200 Schüler und Schülerinnen zum neuen Schuljahr nicht in die von ihnen und ihren Eltern gewünschte Schulform gehen.

Kritik an der Grundschul-Klassen-Größe

Ein weiterer Protest von 14 Brennpunktschulen (Grundschulen) richtet sich gegen die Klassengrößen, die von 22 auf 24 bis 28 Schüler in den Eingangsklassen erhöht worden ist. Bei bis zu 95 Prozent Schüler nicht deutscher Herkunft ist der zusätzliche Förderbedarf derartig hoch, dass auf die verschiedenen Leistungsniveaus in Klassen mit mehr als 22 Schülern nicht mehr eingegangen werden kann, vor allem wenn noch jahrgangsübergreifender Unterricht durchgeführt werden soll.

Bildungs-Leitgedanken jenseits der Realität


Es wirkt schon wie Hohn, wenn Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) angesichts der Nöte der Lehrer und der Nicht-Berücksichtigung vieler Elternwünsche die „Leitgedanken sozialdemokratischer Großstadtpolitik“ am 10.05. als eine Bildungsoffensive vorstellt. Das große Ziel sei, bis zur 4. Klasse künftig alle Bildungsdefizite bei den Schülern behoben zu haben. Um das zu erreichen, wolle man sich ganz auf die ersten vier Schuljahre konzentrieren. Ob mit den größeren Klassenzahlen dieses Ziel leichter erreicht werden kann?

In den „Leitgedanken“ taucht auch die sozialdemokratische Forderung nach einer Änderung des Grundgesetzes auf, da die Länder alleine die finanziellen Lasten der Herausforderungen künftiger Bildungs- und Integrationspolitik nicht tragen können.

Es bleibt damit die Hoffnung, dass schon aus finanziellen Gründen, und weil kaum jemand ernsthaft an eine Grundgesetzänderung denkt, die Berliner Schüler vor neuen bildungspolitischen Kapriolen bewahrt bleiben.

-->  www.erziehungstrends.de

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