Alle Diskussionen, die an dieser Stelle über die Entartung des ungedeckten Papiergeldsystems geführt wurden, vernachlässigen wegen ihrer Fixierung auf die sichtbare, also explizite Verschuldung (lat.: explicatus gleich deutlich, klar) den Humus, auf dem die Verderbnis gedeihen konnte: die verdeckte, also implizite Verschuldung. Diese ergibt sich aus der Höhe der künftigen staatlichen Zahlungsversprechen, also der Existenzgrundlage rund der Hälfte der Bevölkerung, nämlich der Aufwendungen für die Sozialsysteme sowie Renten- oder Pensionszahlungen.
Vor der kollektivistischen Euro-Transferunion belief sich die explizite Verschuldung der BRD GmbH auf ca. 2 Billionen, die implizite auf ca. 8 Billionen, die Gesamtverschuldung des steuerwertschöpfenden deutschen Volksviertels demnach auf 10 Billionen Euro. Das ergibt eine Zahlungsverpflichtung der effektiven 20 Millionen Nettosteuerzahler von rund einer halben Millionen Euro pro Kopf oder einer Millionen für eine Normalfamilie (Zahlen zur Verschuldung: „FAZ“, 4. Juni 2010, S. 12) Politiker wissen, dass es genügt, nur die explizite Billionen-Staatsverschuldung zu kommunizieren, denn die Masse kann kaum Millionen und Milliarden auseinanderhalten, weil jedes Maß verloren gegangen ist.
Würde man 10 Billionen Euromünzen in einer Reihe aneinanderlegen, am Ende einen Spiegel aufstellen und einen Laserstrahl in Richtung des Spiegels senden, müsste man 25,6 Minuten warten, bis man die Reflexion sähe. Es ist also eine astronomische Summe. Jetzt kommen mit den PIIGS-Bailouts noch internationale Verpflichtungen hinzu, welche gerade die Schranke zwischen impliziten und expliziten Schulden zu durchbrechen beginnen. Die „soziale Markwirtschaft“ (vulgo: demokratischer Sozialismus) hat aber wesentlich das kreditbasierte, implizite Raubsystem zur Grundlage, das explizite ungedeckte Papiergeldsystem ist der kleinere Posten.
Für den Nettosteuerzahler macht es keinen Unterschied, ob er zur Bedienung der einen oder anderen Schuldensorte herangezogen wird. Das Geld fehlt ihm in jedem Falle dinglich euroweise im Portemonnaie. Die Verdrängung der impliziten Schulden aus dem öffentlichen Diskurs ist ein Propagandaerfolg der linken Systemmedien. Das war vor ein paar Jahren noch anders, als das Thema Demographie, Familie und Kinderlosigkeit in der öffentlichen Debatte Raum griff und eingedämmt werden musste. Heute sind diese Themen marginalisiert. Die gegen Ehe und Familie gerichteten Rechtseingriffe der androgynen Genderilla im Parlament haben die Familie diskreditiert und ihren grundgesetzlichen Schutz ausgehöhlt. Damit ist die Zukunft abgeschnitten und es drängt sich der Verdacht auf, dass dahinter ein auf lange Sicht angelegter Plan steckt.
Das implizite Kreditsystem zulasten der Nachkommen wurde bereits mit der umlagefinanzierten Rente zum Zwecke der Wählerkorruption im Jahre 1953 eingeführt, mit der „solidarischen“ gesetzlichen Krankenversicherung erweitert und dann mit der Pflegeversicherung getoppt. Heute lebt die greise Volksdemokratie explizit und implizit auf überzogenen Kredit bei der nächsten Generation. Die sozialistischen Fehlanreize haben dazu geführt, dass Kinder gegenüber Haustieren ins Hintertreffen gerieten und die Altersvorsorge dem allumsorgenden, vormundschaftlichen Staat überlassen wurde. Den wenigen Kindern, welchen die ökonomische Unvernunft das Leben schenkte, wollen die Gerontokraten dennoch ihre Schulden – also ihre persönliche Altersversorgung – aufbürden. Ich kenne genügend Kinderlose, die wollen ums Verrecken nicht auf eigene Kosten aussterben, sondern bis zum Ende von den Kindern anderer Leute durchgepampert werden. Und das, obwohl sie ständig betonen, es gäbe ohnehin zu viele Menschen, weswegen sie zur Rettung der Welt das Aussterben auf sich genommen hätten.
Der Satz „In Zukunft müssen immer weniger Junge für immer mehr Alte aufkommen“ wird selbst von Leuten unreflektiert nachgeplappert, die sich zum unternehmerischen Mittelstand zählen, wie der Festredner der Studienabschlussveranstaltung meiner Tochter an der IHK Lübeck. Was hat ein solcher „Unternehmer“ für ein Verhältnis zum Eigentum, wenn er Sklaverei für selbstverständlich hält? Das herausstechende Merkmal der Sklaverei ist die Unentrinnbarkeit, Menschen also quasi als Eigentum anderer betrachtet werden, um Zugriff auf ihre Arbeitskraft zu erlangen, was sich im Wort „müssen“ manifestiert. Er hätte den jungen Leuten erklären sollen, wie „müssen“ gegen sie durchgesetzt werden soll. Die Frage wurde aber nicht gestellt, weil die Jugend offensichtlich keinerlei Interesse an einer Zukunft in Deutschland zu haben scheint. Der Umstand, dass immer mehr Hochqualifizierte Deutschland verlassen, macht Deutschland gerade zum Auswanderungsland. Das zahnlos sabbernde Gefasel, man solle die Altersversorgung der Babyboomer durch Zuwanderung sicherstellen, obwohl man noch nicht einmal in der Lage ist, die eigenen Kinder im Lande zu halten, ist ein sicheres Zeichen universaler Altersdemenz.
Diejenigen die glauben, die implizite Staatsverschuldung ignorieren zu können, verkennen völlig den tödlichen Einfluss der Demographie, nämlich den Umstand, dass heute nur halb so viele Schuldsklaven geboren werden wie vor 45 Jahren, welche aber in 20 Jahren die „wohlerworbenen Ansprüche“ der demokratischen Sklavenhalter erfüllen sollen.
Das bekommt man nur mit Mauer und Stacheldraht hin – und genau dem sozialistischen Regime, welches heute in Vorbereitung ist. Den zukunftsfressenden Fiskalterroristen gelingt es nicht einmal, keine Schulden zu machen, geschweige denn diese zurückzuzahlen. Das was an Verbindlichkeiten angehäuft wurde, trifft zunehmend auf sozialstaatlich Leistungsbehinderte, welche einer Industrienation nicht aufhelfen können, selbst wenn sie wollten und deren beste Vertreter deshalb das Weite suchen.
Die katastrophale Demographie infolge der räuberischen Umverteilung in einer strukturkriminellen Werteordnung ist der Kern der gegenwärtigen Schuldenkrise, denn die Vergreisung kann das Schuldendesaster nur zu einem bitteren Ende führen.
Manche halten die Rückkehr zum durch was auch immer gedeckten Marktgeld für den Ausweg aus der Ausweglosigkeit. Doch nie wird thematisiert, dass parlamentarischer Demokratismus und Schulden sich existenziell bedingen. Mit dem Systembankrott fällt alles über den Haufen, was der gelernte Bundesbürger für die natürliche Ordnung hält. Er wird umlernen müssen.
James Graf von Moltke, Kopf des Kreisauer Kreises, schrieb im Oktober 1940: „Es ist der Sinn des Staates, Menschen die Freiheit zu verschaffen, die es ihnen ermöglicht, die natürliche Ordnung zu erkennen und zu ihrer Verwirklichung beizutragen.“ Wir erleben gerade den natürlichen Untergang einer unnatürlichen Ordnung.
Dieser Artikel erschien am 29. November 2010
im ef-magazin
Kommentare zum Artikel
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Ich nehme an, Sie sind gläubig. Dann kann ich ihnen zurufen, dass Gott die Kinderlosen zu Kinderlosen deshalb gemacht hat, dass die bildungsfernen Schichten finanziell versorgt werden können. Wie sollte denn ein Clan in Berlin, mit 15 Kindern je Frau, versorgt werden? Die 1,3 deutsche Durschnitts-Familie kann doch nicht noch mehr belastet werden. Das alles ist göttlich arrangiert, denn das Prekariat sät nicht und erntet nicht, denn der Herr, der Himmlische Vater hat die Kinderlosen dazu auserkoren so edel sein zu dürfen, das Prekariat zu unterhalten. Schöne göttliche Welt, nicht wahr!
@ Herr/Frau "Frei von Geist",
wissen Sie eigentlich wie lustig Ihre Kommentare, aus kabarettistischer Sicht ankommen? einfach vom Feinsten.
@JS
Die temporäre Anomalie der Massengesellschaften könnte bald vorbei sein. Evolution ist ein fortwährender Prozess und biologisch nicht aufzuhalten.
Pointiert bis das Blut spritzt! Woldag at his best!
Wie sagte Hermann Hoppe: Anomalien und Unfälle gehen vorrüber, die natürliche Ordnung bleibt bestehen. Wie im guten Beitrag bereits festgestellt, erleben wir gerade den Untergang einer weiteren temporären Anomalie.
Was verstehen Sie denn unter natürlicher Ordnung?
Klasse Herr Woldag, jeder Satz ein Treffer.
Eine sehr treffende Analyse, die meine eigenen Erkenntnisse bestätigt. Deshalb werde ich meinen 9 Enkeln auch dringend empfehlen, auszuwandern, nachdem sie einen ordentlichen Beruf erlernt haben.
Etwas scharf formuliert und provokant, aber LEIDER ganz und gar excellent und zutreffend.