Immer mehr Porno, immer größere Prüderie: ein Aufschrei, mal wieder

Die Klage über die Wirkungslosigkeit von Sprachpolitik ist alt. Daran muss man wohl immer wieder erinnern.

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Eine Frau diskriminiert oder einen Homosexuellen in seiner Würde beschädigt hat heute selbst der Gutartigste schneller, als er blinzeln kann. Sogar Feministinnen untereinander führen erbitterte Kämpfe um etwas, was man vielleicht die Letztunbedenklichkeit einer geschlechtsneutralen Bezeichnung nennen könnte – statt des bekannten Binnen-I ("ProfessorIn") ist jetzt die mathematische Variable x der neueste Vorschlag ("Professx").

Die Auflösung findet man hier. Inhaltlich ist der Artikel insgesamt allerdings wenig originell. Schon in meiner Magisterarbeit 1996 über die Politische Korrektheit habe ich mich mit Artikeln beschäftigt, die von der Aussage her sehr ähnlich waren (nur ohne das Nebenthema Internet). Schon damals hatte man über wirkungslose Sprachpolitik geklagt, über die Vorstellung von Diskriminierungsopfern, die selbst diskriminieren, über eine angebliche Pornographisierung unserer Gesellschaft und gleichzeitig über eine angeblich "neue Prüderie". Offenbar muss der Qualitätsjournalismus alte Artikel immer wieder mal neu umgerührt aufwärmen, sobald sich kaum jemand noch an die Debatten von damals erinnert.

Zuerst erschienen auf genderama.blogspot.de

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