Immer auf die Bischöfe

Viele fromme Katholiken beschweren sich bitter über einzelne oder gleich alle Bischöfe in ihrer Gesamtheit. Doch das Bischofsbashing in Mails, in sozialen Medien, in Weblogs und Leserbriefen keine sonderlich gute Idee. Vielmehr sollten wir für die Hirten beten und sie in ihrem Dienst unterstützen.

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“Was kann man denn von unseren Bischöfen noch erwarten?” “Was tun die denn noch für uns?”

“Die Drecksarbeit lassen die uns Laien machen! Beim Marsch für das Leben geht keiner von denen mit!”

“Wann hört man denn mal ein Wort eines Bischofs zu …[Thema beliebig einsetzen]?”

In jüngster Zeit häufen sich in meinem elektronischen Postfach Mails, in denen sich fromme Katholiken bitter über einzelne oder gleich alle Bischöfe in ihrer Gesamtheit beschweren.

Dabei sind schwere Vorwürfe eher die Regel als die Ausnahme. Der Tonfall ist oft so, daß man die Mails gleich löschen möchte.

Wenn man diese Mails liest, könnte man den Eindruck gewinnen, die Herde sei von ihren Hirten komplett verlassen worden.

Das macht nachdenklich, denn grundlos wird so etwas ja nicht geschrieben. In der Presse stehen Bischöfe ja eher mal im Fokus, wenn sie sich ein Haus bauen oder ein Auto kaufen. Ab und an empört man sich medial darüber, daß der eine oder andere Bischof immer noch nicht voll auf dem Zug des Zeitgeistes mitfährt, wenn er die Ehelehre der Kirche verkündigt oder sonst eine Glaubenslehre in Ansprache, Vortrag oder Predigt darlegt.

Der Papst schwimmt – noch! – auf einer Welle des medialen Wohlwollens, auch wenn die Welle schon langsam abebbt. Die DBK macht eine Medienarbeit, die man auch als raffinierte Nebelkerzentaktik beschreiben könnte. Es werden so lange mediale Nebelkerzen geworfen, bis auch der letzte linke Journalist den Vorsitzenden der DBK irgendwie toll findet. Und es klappt auch sehr oft. Im Grunde sollten wir uns darüber nicht ärgern.

Was die Bischöfe zu Ostern gepredigt haben, findet man demzufolge auch eher weniger in der Tageszeitung als bei kath.net und auf Bistumsportalen. Vor- und Nachteile einer solchen Medienstrategie liegen auf der Hand. Negative Berichterstattung über Bischöfe hält sich – von Ausnahmen abgesehen – derzeit glücklicherweise etwas in Grenzen. Warten wir mal ab, wie es nach der Bischofssynode aussieht, wenn die großen populären in Andeutungen in Aussicht gestellten Reformen dann doch nicht kommen.

Es könnte zwar der Eindruck entstehen, die Bischöfe würden inzwischen nur noch mit der Welt daddeln und sich nicht mehr um die Kirche kümmern. Dieser Eindruck springt mir förmlich aus den oben genannten Mails ebenso entgegen wie aus dem medialen Echo, das der deutsche Episkopat hinterläßt. Auf der anderen Seite ist natürlich immer zu bedenken, daß die Mainstreammedien – so links gestrickt, wie sie nun einmal sind – feindliches Territorium für den Glauben und für jeden, der ihn verkündet, darstellen. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. So ist es vermutlich gar nicht so übel, wenn Bischöfe nicht so viel in den Zeitungen auftauchen.

Wer sich also auf Zeitungen, Fernsehen, Rundfunk oder Internet verläßt, ist ein wenig verlassen. Das Bild, das hier entsteht, ist arg verzerrt. Will man von seinem Bischof etwas wissen, so gehe man in ein Pontifikalamt und höre seine Predigt. Ferner lese man seine Hirtenbriefe. Das reicht im Grunde dann schon.

Die sozialen Medien mit ihren Mechanismen werfen für den Nutzer, die sich in katholischen Kreisen bewegen, ohnehin zuweilen ein viel zu helles Licht auf die Bischöfe. Die immer allzeit verfügbaren Medien rücken dann auch schon mal weit entfernte Bischöfe plötzlich in den eigenen Fokus. Natürlich haben Äußerungen von Bischöfen, die als Repräsentanten der Kirche sprechen, einen Nachrichtenwert. Für den Journalisten kann das sehr interessant sein. Ob das allerdings relevant für den Glauben eines Katholiken ist, sei einmal dahin gestellt.

Im Grunde ist für Glauben des Katholiken ohnehin nur die Lehre des eigenen Bischofs von Bedeutung. Und hier gilt durchaus die Einschränkung, nicht jedes einzelne Wort seines eigenen Bischofs direkt noch auf die Goldwaage zu legen. Was ein fremder Bischof sagt, hat allenfalls erbaulichen Wert. Den darf es haben. Es gibt Bischöfe, deren Fastenhirtenbriefe immer wieder ein Gewinn sind. Warum auch nicht? Natürlich spielt auch der Papst eine Rolle, insofern er lehramtlich spricht.

Der Glaube eines erwachsenen Katholiken sollte sich nicht von Bischöfen abhängig machen. Sie sind die Hirten und Lehrer des Volkes. Aber das heißt natürlich nicht, man könne auf eigene Katechismus- und Schriftlesung und Glaubensbildung verzichten. Es kann ja sein, daß ausgerechnet mein Bischof so spricht, daß er mich überhaupt nicht erreicht. Dann kann ich doch nicht den Glauben aufgeben! Und das will natürlich auch keiner.

Nun geht es bei dem – wie man es leider nennen muß – häufigen Bischofsbashing zumeist um Politik. Sei es weltliche Politik oder Kirchenpolitik, ganz egal. An dem Punkt fehlt mir das doch sonst von Laien so gerne geforderte Selbstbewußtsein gewaltig. Es braucht mich nicht interessieren, ob ein Bischof zu dieser oder jener politischen Frage eine Meinung hat oder gar äußert. Als Katholik bin ich sehr wohl selber in der Lage, mir auf Basis des Glaubens und unter Deutung der Zeichen der Zeit eine politische Meinung zu bilden. Diese zu vertreten und an deren Umsetzung mitzuarbeiten ist Weltdienst der Laien. Das ist definitiv keine bischöfliche Aufgabe. So spielt es keine Rolle, ob ein Bischof beim Marsch für das Leben mitgeht oder eben nicht. Ein Bischof wäre in der Zählung ein Teilnehmer mehr. Nicht mehr und nicht weniger.  Natürlich ist der Symbolgehalt nicht zu unterschätzen und es ist beachtlich, daß in den USA regelmäßig Bischöfe bei derartigen Märschen mitgehen. Doch ist da zu berücksichtigen, daß in den USA das Verhältnis des Staates zur Kirche ein völlig anderes ist. In Deutschland leben wir immer noch im Bewußtsein von Kirchenfürsten als weltlichen Landesherren. Das ist seit 1803 vorbei, doch leider werden seitdem die Bischöfe aus dem Staatssäckel bezahlt. So sind Bischöfe der katholischen Kirche – man kann das für absurd halten – zwar keine Landesherren mehr, werden aber aus Landeskassen wie Landesherren (etwa gleiche Besoldungshöhe wie ein Ministerpräsident) bezahlt. Bei solchen Verstrickungen verbietet sich ein allzu starkes politisches Engagement geradezu.

Aufgabe des Bischofs hingegen ist es, die Laien so im Glauben zu stärken und zu leiten, daß sie befähigt werden, ihren Dienst in der Welt (und das ist nicht nur aber auch) die Politik, genau auf der Basis dieses Glaubens auszuüben. Die Praxis, der Alltag, das pralle Leben gehört in die Hände der Laien. Jede Anklage gegen einen Bischof, der sich zu diesem oder jenem Thema nicht oder falsch geäußert hat, ist im Grunde reine Drückebergerei. Es macht wenig Sinn, wenn es unsere Aufgabe als Laien ist, die Welt zu gestalten, uns immer hinter bischöflichen Rücken verstecken zu wollen. Selbst ist der Mann, selbst ist die Frau.

Der Heiligungs-, Lehr- und Leitungsdienst eines Bischofs für die Gläubigen seines Bistums ist ein wichtiger und bedeutender Dienst. In den vergangenen Jahren, diese Kritik müssen sich viele Bischöfe leider gefallen lassen, hat eine sehr starke Verschiebung hin zum Leitungsdienst stattgefunden. Man erkennt das daran, daß in den meisten Bistümern Strukturdebatten geführt werden, die alles andere dominieren. Eine neue stärkere Gewichtung des Lehr- und Heiligungsdienstes wäre an mancher Stelle keine so schlechte Idee. Letztendlich vermute ich nämlich an dieser Stelle, der überstarken Gewichtung des Leitungsdienstes, die Quelle der Verwirrung, die so manches Bischofsbashing auslöst. Die Lehre war schon in den späten 80ern anfanghaft und in den folgenden Jahren immer mehr nach Rom abgegeben worden. So konnte man bequem nach Rom zeigen, wenn es unangenehm wurde. Papst Franziskus steuert hier gegen, wenn er die Ortskirchen wieder mehr in die Verantwortung für die Lehre nehmen will. Das sollte man unterstützen und man sollte nicht zuletzt seinen eigenen Bischof darin ermutigen, mehr zu lehren. Immerhin sind die Katechesen der Bischöfe auf dem eucharistischen Kongress 2013 in Köln noch in bester Erinnerung. Es ist an der Zeit, diese Erinnerung mal wieder wachzurufen. Man hatte den Eindruck, die Bischöfe hätten da endlich ihre Kernkompetenz, die Gläubigen im Glauben zu unterweisen, wieder entdeckt.

Letztendlich ist das Bischofsbashing in Mails, in sozialen Medien, in Weblogs und Leserbriefen auch aus geistlicher Sicht keine sonderlich gute Idee. Wenn wir als Katholiken davon ausgehen, daß unsere Bischöfe vom Herrn selber ausgewählt werden, dann steht es uns nicht an, diese Wahl anzuzweifeln. Selbst wenn jemand meint, menschliche Antipathien oder vermeintlich erkannte Irrtümer gäben ihm das Recht dazu, so ist das in sich ein großer Irrtum. Vielmehr ist es unsere Aufgabe für die Hirten zu beten und sie in ihrem Dienst zu unterstützen. Und wenn wir das tun, haben wir sicher auch das Recht und sogar die Pflicht, unsere Anliegen und Sorgen vorzutragen. Es liegt in der Verantwortung der Hirten, sich dieser Sorgen anzunehmen. Es wird sicher nötig sein, daß die Hirten sich künftig weniger gegen die Gläubigen abschotten, mehr direkte Begegnung und Kommunikation (eben nicht nur mit Funktionären) zu ermöglichen. Auch hier gilt es, Mut zu machen. Schaden wird es ganz sicher nicht.

Bashingmails (gegen Bischöfe) reißen viel zu tiefe Gräben eher noch weiter auf. Das schadet. Eindeutig!

Zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Kritik an r.-k. Bischöfen berechtigt und notwendig!

Zitat: "[...] Mails, in denen sich fromme Katholiken bitter über einzelne oder gleich alle Bischöfe in ihrer Gesamtheit beschweren.
Dabei sind schwere Vorwürfe eher die Regel als die Ausnahme. Der Tonfall ist oft so, daß man die Mails gleich löschen möchte."

Man sollte mit seiner Kritik an den Oberpriestern nicht zurückhalten. Sie leben in Deutschland in der Regel von allgemeinen Steuergeldern, wie die Maden im Speck.

Schimpfen kann der erste Schritt in Richtung Kirchenaustritt sein.

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