Ich will, ich will, ich will ...

Bei der taz streitet man sich mal wieder über das Für und Wieder einer autofreien Stadt. Ein paar mehr oder weniger prominente Zeitgenossen gießen ihr privaten Präferenzen in staatliche Zwangsmaßnahmen und wollen diese über den Bürgern ausschütten.

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Und wie immer sind es die alten Argumente, mit denen die Zwangsbeglückung der Bevölkerung mit einem Leben ohne Auto begründet wird. Natürlich muss mal wieder die Sicherheit als Argument herhalten, da den 2,5 Millionen Unfällen 3500 Menschen pro Jahr zum Opfer fallen. Zu dumm, dass zwar die meisten Personenschäden bei Unfällen innerorts zu beklagen sind, aber nur 28 Prozent der Verkehrstoten auf Unfälle im Innerortsverkehr entfallen. Sollte man da nicht eher Autofreiheit auf Landstraßen und Autobahnen verlangen, wo doch die Stadt gegen Landstraßen und Autobahnen ein Hort der Sicherheit ist? Aber warum fordert man nicht gleich die alkoholfreie Stadt, wo doch jährlich 74.000 Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums sterben? Wie immer werden uns auch die hohen volkswirtschaftlichen Kosten von Verkehrsunfällen als Argument gegen das Auto in der Stadt vorgerechnet. Das klingt so als würden die Bürger nur aus Jux und Tollerei ihre Zeit hinter dem Lenkrad verbringen. Doch der ADAC rechnet uns für das Jahr 2008 eine Bruttowertschöpfung im Straßenverkehr von 382 Mrd. Euro (ohne die kaum quantifizierbaren Nutzeffekten privater Mobilität) vor, eine Summe die deutlich über den Unfallschäden von 31 Milliarden Euro liegt. Also sind auch die Unfallkosten kein gutes Argument für die autofreie Stadt, deren Nettonutzen angesichts dieser Kosten-Nutzen-Verhältnisse sicher negativ wären. Es mag ja sein, dass der Grünen-Abgeordnete Michael Cramer aufs Auto verzichten kann, weil andere für ihn die täglichen Transportleistungen übernehmen und dass Starköchin Sarah Wiener beim Laufen ihrem Mann beim Küssen nicht ins Lenkrad greifen muss, während der Bio-LKW für die Belieferung ihrer Restaurants im Stau steht. Gute Argumente für eine autofreie Stadt, die nicht vom Himmel fällt, sondern vom Staat den Bürgern aufgedrängt werden muss, sind das nicht. Sie sind aber ein schönes Beispiel dafür, wie leicht es vielen fällt die eigenen Vorlieben zum Maßstab des Verhaltens für alle zu erklären. Was bei Kindern noch schlechtes Benehmen ist, wird in so manchen Kreisen zum Prinzip des politischen Denkens.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Leo

Sag ich es doch immer: Was bei Kindern noch Machtspiele sind, wird bei rechthaberischen Erwachsenen zur politischen Kultur.

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