In der Mittwochskatechese der vergangenen Woche hatte der Papst auf den Effekt und die Folgen der “vaterlosen Gesellschaft” hingewiesen und versprochen, in dieser Woche die Katechese mit einem positiven Bild fortzusetzen. Dieses Versprechen hat er jetzt eingehalten … und um es gleich vorweg zu sagen, seine Worte haben mich berührt. Dabei denkt der Papst quasi vom Ende her, wenn er im Buch der Sprichwörter einen Vater zitiert: “Mein Sohn, wenn dein Herz weise ist, so freut sich auch mein eigenes Herz. Mein Inneres ist voll Jubel, wenn deine Lippen reden, was recht ist” (Spr 23,15-16). Der Papst übersetzt diesen kurzen Satz aber in eine Formulierung, die ich mir gut als Maßstab für meine eigene Vaterroll vorstellen kann:
Dieser Vater sagt nicht etwa: „Ich bin stolz auf dich, weil du genauso bist wie ich, weil du dieselben Dinge sagst und tust, wie ich.“ Stattdessen sagt er seinem Sohn etwas viel Wichtigeres; etwas, das wir so umschreiben könnten:
„Jedes Mal, wenn ich dich weise handeln sehe, bin ich glücklich; immer, wenn ich dich aufrichtig sprechen höre, bin ich gerührt. Das ist es, was ich dir mit auf den Weg geben wollte, damit du es dir aneignest: die Neigung, in deinem Empfinden und Handeln, in deinen Worten und deinem Urteil immer weise und gerecht zu sein. Um dir zu ermöglichen, so zu werden, habe ich dir Dinge beigebracht, die du nicht wusstest, und habe Fehler korrigiert, die du nicht sehen konntest. Ich habe dir meine tiefe und zugleich zurückhaltende Liebe zu spüren gegeben, auch wenn du sie vielleicht nicht voll erkannt hast, als du noch jung und unsicher warst. Ich habe dir ein Beispiel der Strenge und Festigkeit gegeben, das du vielleicht nicht immer verstanden hast, wenn du dich nur nach Kameradschaft und Schutz sehntest. Ich selbst habe als erster mein Herz auf seine Weisheit hin prüfen müssen und habe darüber gewacht, dass die Gefühle nicht ausufern; ich habe die Last der unvermeidlichen Missverständnisse getragen und nach den Worten gesucht, um mich verständlich zu machen. Wenn ich heute sehe, dass du dich mit deinen eigenen Kindern auch so verhältst und mit allen Menschen gerecht verfahren willst, bin ich zutiefst gerührt. Ich bin so glücklich, dass ich dein Vater bin.“
Das ist es, was ein weiser, ein reifer Vater sagt.
(Hervorhebung durch mich)
“Ich bin so glücklich, dass ich Dein Vater bin.” – ein Satz, der mich wie ein Donnerschlag gerührt hat. So kann ich erstens fragen, ob mein Vater wohl in dieser Form über mich denkt, vor allem aber, ob ich auch so über meine Kinder denke und denken werde. Die sind nun noch recht jung, und dennoch bin ich immer wieder überrascht und stolz auf sie, glücklich ihr Vater zu sein, und so darf ich mich schon jetzt fragen, welchen Anteil ich eigentlich selbst an diesem Glück habe.
Und wie geht das nun, wie arbeite ich darauf hin, eines Tages diese Sätze aus vollem Herzen formulieren zu können? Auch dazu hat der Papst einige Hinweise, die eigentlich keine besondere Weisheit darstellen, die aber heute in der Form nicht mehr oft so ausgedrückt werden – wir hätten sonst das Problem der vaterlosen Gesellschaft nicht. Dabei nennt er als erste und wichtigste Voraussetzung die Präsenz des Vaters. Das bedeutet einerseits ganz grundsätzlich, da zu sein, anwesend zu sein, geht aber darüber hinaus:
Er muss seiner Frau nahe sein und alles mit ihr teilen; Freude und Leid, Mühen und Hoffnungen. Und er muss für seine Kinder da sein, während sie wachsen: wenn sie spielen und wenn sie lernen, wenn sie ausgelassen sind und wenn sie frustriert sind, wenn sie sprechen und wenn sie schweigen, wenn sie etwas wagen und wenn sie sich nicht trauen, wenn sie einen Fehler begehen und wenn sie zu ihrem Weg zurückfinden; ein Vater muss immer da sein. Das bedeutet nicht, dass er seine Kinder überwachen soll! Zu viele Väter überwachen ihre Kinder so streng, dass sie ihnen keine Freiheit mehr zum wachsen lassen.
Da sein, nahe sein, für die Kinder da sein und dabei doch auch den notwendige Freiraum bieten. Dieser Spagat ist heute nicht eben leicht, wenn man gleichzeitig Karriere zu machen versucht, an seinem Arbeitsplatz gute Arbeit leisten möchte oder ein Unternehmen zu führen hat. Der Aufwand eine Familie zu unterhalten hindert einen nicht selten, ein guter Vater zu sein. Dazu gesellen sich noch Eigenschaften, die der Papst in der weiteren Katechese aufführt:
Oft gibt es nichts anderes, was sie tun können, als zu warten; zu beten und mit viel Geduld, Sanftmut, Großzügigkeit und Barmherzigkeit zu warten.
Die Anforderungen sind also hoch, sie entsprechen in der Tat denen des göttlichen Vaters, der im ebenfalls vom Papst angeführten Gleichnis vom verlorenen Sohn bzw. barmherzigen Vater wiedergegeben werden. Ich kann nicht sagen, dass ich mich in der Lage sähe, diese Anforderungen zu erfüllen, obwohl ich die Notwendigkeit sehe so zu sein, wie es oben beschrieben steht. Das kann einen mit Sorge erfüllen, den einen oder anderen vielleicht sogar mutlos machen in der Frage, ob er überhaupt Kinder möchte. Oder man begibt sich selbst in die Hände des Vaters, betrachtet die guten Seiten seines eigenen, leiblichen Vaters als Vorbild und bittet unseren Vater im Himmel um seine Hilfe:
Ohne die Gnade, die vom Vater im Himmel kommt, verlieren die irdischen Väter ihren Mut und verlassen das Feld. Die Kinder aber brauchen einen Vater, der auf sie wartet, wenn sie von ihren Niederlagen zurückkehren. Sie werden alles tun, um das nicht zuzugeben, um es nicht zu zeigen; aber sie brauchen ihn. Wenn sie ihn nicht finden, schlägt das Wunden, die nur schwer wieder abheilen.
Einen besseren Aufruf an uns Väter kann ich mir kaum vorstellen. Da zu sein – das ist schon so viel und bedeutet doch viel mehr als nur anwesend zu sein. Ich hoffe, ich erinnere mich ab und zu an die Worte des Papstes, wenn mich die Ungeduld packt, ich etwas besseres vorzuhaben glaube, als mich um meine Kinder zu kümmern, oder wenn ich aufgrund der Herausforderungen aufgeben möchte. Ich hoffe und bete, dass ich eines Tages die Worte des Papstes so wiedergeben kann und mein Kinder dann wissen, was ich meine.
Beitrag erschien auch auf: papsttreuerblog.de
Kommentare zum Artikel
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Blabla blabla blablabla.....
[…] Felix Honekamp “Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr” – das stimmt, besonders wenn man gar nicht weiß, wie das Vater-sein denn geht. Mehr […]
Erstaunlich, wie lange man / frau bei Spiegel online dieses Mal gebraucht hat, um festzustellen, <a href="http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/kommentar-papst-franziskus-aeusserungen-ueber-gewalt-in-der-erziehung-a-1017125.html" rel="nofollow">dass der Papst einen Hau hat, ein unsäglicher Populist ist, der öffentlich zur sexualisierten Gewalt an Kindern auffordert!</a>
Nieder also mit den Vätern, weg mit dem Papa auch in Rom, entwaffnet ihn, entmannt ihn, schneidet ihm die Eier ab, diesem Hotzenplotz, diesem Tyrann, diesem Patriarchen - und Imperialistenschwein! Höchste Zeit, dass die Frauen zurückschlagen, ihre Kinder retten und beim Anblick eines Küchenmessers nicht mehr nur ans Petersilieschneiden denken!
ProletArierInnen aller Länder, vereinigt Euch!
In Deutschland zumindest findet das Leben der Kinder nicht in erster Linie OHNE Väter, sondern...
In Deutschland zumindest findet das Leben der Kinder nicht in erster OHNE Väter, sondern MIT <a href="https://app.box.com/s/jy0fo7xzdtnypb75has0" rel="nofollow">Femifaschistinnen und Femifaschisten beziehungsweise MIT Feminazies</a> statt. Dass die Väter wie beschrieben fehlen, ist ein Folge davon. Also lassen Sie uns doch nicht auch hier noch Ursache und Wirkung verwechseln.
Dem Herrn Papst scheint allerdings gar nicht bewusst zu sein, wie sehr er seine Religion als 'patriarchalisch' und also als obsolet disqualifiziert, wenn er vom Vater im Himmel und seiner Gnade spricht. Gibt es überhaupt noch Leute, die sich nicht denken, dass der sie 'mal ... kann, der Vater im Himmel?