Homöopathie mit schweren Nebenwirkungen

Veröffentlicht:
von

Nun ist es also doch passiert, Sohn Johann hat mit der Nase voran auf die Fliesen im Wintergarten "Bautz gemacht". Der Schreck war groß, was tun? Zwei Telefonate.

Das erste Telefonat führte ich mit dem Kindernotarzt: Blutet die Nase? Nein. War das Kind bewusstlos? Nein. Das sei schonmal nicht schlecht, aber bei Kleinstkindern gelte ohne Diskussion: Grundsätzlicher Krankenhausaufenthalt zur Beobachtung. Denn es bestehe das (wirklich äußerst geringe) Risiko einer kleinen Blutung im Kopf, die erst mit zeitlicher Verzögerung sich bemerkbar machen könne, was dann aber schon zu spät sein könne. Die Entscheidung fiel uns nicht schwer: Krankenhaus, Sonographie des Kopfes etc., zwei Tage stationär (mit Mama), alle zwei Stunden Check auch während der Nacht und bei eventuell eintretenden Komplikationen könnte sofort eingegriffen werden. Nach zwei Tagen kam dann die Entwarnung. Eltern beruhigt, Kind wohlauf, was statistisch kaum anders zu erwarten war. Das allerdings ist der springende Punkt.

Während ich also vor zwei Tagen mit dem Kindernotarzt telefonierte und obiger Ablauf ins Rollen kam, telefonierte meine Frau mit unserer Hebamme. Was man tun könne? Arnica D10 irgendwas. Also Homöopathie-Hokuspokus! Kein Arzt, keine Beobachtung, kein nichts. Aus der Dilettantenperspektive der wissenschaftlich unbelasteten Homöopathen "half" Arnika D10 ja auch in 99,9% der Fälle. Meine Frau und mich stimmte es aber äußerst ärgerlich.

Nehmen wir obigen Sturz und nehmen wir an, es wäre a) zu keiner Verletzungen im Kopf gekommen. Nach einer Woche Arnika-Zuckerkügelchen stünde der Homöopath mit stolz geschwellter Brust da, die Homöopathie habe womöglich eine schlimmere Entwicklung verhindert, zumindest aber habe sie nicht geschadet!

Nehmen wir nun b) an, es wäre zu einer kleinen Schwellung (ähnlich einem blauen Fleck) im Kopf gekommen. Nach einer Woche würde der Körper - ebenfalls wie bei einem blauen Fleck - die Schwellung abgebaut haben. Der Homöopath würde ein Hohelied auf seine Kunst anstimmen...

Bis hier hin ist Homöopathie lediglich eine vollkommen nutzlose Geldschneiderei, die außer dem Geldbeutel nichts und niemandem schadet, und bedarf weder der Diskussion noch überhaupt der Beachtung - sollen die Leichtgläubigen doch der Homöopathie-Industrie ihr Geld hinterherwerfen. So dachte ich zumindest bisher. Nun bin ich aber auf Fall c) aufmerksam geworden. Was ist, wenn die Schwellung im Kopf größer geworden wäre und es dann "trotz" Arnika D10 nach zwölf oder 36 Stunden zu mittlerweile womöglich lebensgefährlichen Komplikationen oder Langzeitschäden  gekommen wäre? Dann wäre wertvolle Zeit mit unnützen Zuckerkügelchen verschwendet worden und die Schulmedizin hätte in einem Notfalleinsatz retten müssen, was zu retten wäre - so sieht es nämlich aus!

Der Einwurf, dass in 99,9% der Unfälle nichts passiere - Kinder sind doch (nicht etwa "zum Glück", sondern evolutionär bedingt) recht robust - oder, dass in der überwiegende Zahl die Verletzungen so gering sind, dass die körpereigenen Regenerativkräfte wieder alles in Ordnung bringen, ist kein Argument für Homöopathie, denn sie bleibt verzichtbarer Hokuspokus für Hypochonder.

Bei ernsten Fällen allerdings kann Homöopathie ausgesprochen gefährlich sein, da eine wirkliche Behandlung ausbleibt oder erst mit lebensgefährdender Verspätung eingeleitet wird.

Stand ich der Homöopathie bisher eher gleichgültig, wenn nicht belustigt gegenüber, bin ich nunmehr ein ausgesprochener Gegner.

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: andi

Also,
ich arbeite schon seit ca 15 Jahren mit kügelchen, nur so aus spass und hobby, na villeicht auch weil einem DIE schulmedizin nicht immer helfen kann...
bin begeistert was man damit alles machen kann, ich empfehle selbststudium und ausprobieren, der erfolg bleibt garantiert nicht aus !

Gravatar: Erika

Und ich habe in den letzten 10 Jahren Bekannte, Verwandte und Freunde durch die Krankheit Krebs verloren, weil sie sich auf die Schulmedizin verlassen haben. Sie haben Chemo und Bestrahlung über sich ergehen lassen. Ihre Lebensqualität ist drastisch gesunken. Und am Schluss sind sie jämmerlich gestorben. So und wer hat jetzt recht???? Jeder muss für sich selber entscheiden welchen Weg man letztendlich gehen möchte. Es gibt kein richtig oder falsch.

Gravatar: Toralf

Ich empfehle, nicht in Grabenkämpfe zu verfallen - Wissenschaft hier und Hokuspokus (Homöopathie) da. Die evidenzbasierte Medizin hielt es mal für richtig, Menschen mit Elektroschocks zu therapieren. Sie ist nicht fehlbar, aber immerhin lernfähig.

Wer auf die Wirkung von Homöopathika baut (und sei es nur eine Placebo-Wirkung), der kann durchaus vernünftig handeln. Der Placebo-Effekt macht auch einen großen Teil der Wirkung von evidenzbasierter Medizin aus. (Siehe Experimente, wenn dem Patienten erklärt wurde, dass sein Medikament besonders teuer ist -> höherer Heilungsgrad.)

Übrigens: Die Erfahrung sagt, dass in dem von Ihnen beschriebenen Fall sicher nicht alle Mediziner zu einem Krankenhausaufenthalt raten (und damit auch nachvollziehbar handeln.)

Gravatar: Aventinus

Allein das Simile-Prinzip, nach dem homöopathische Mittel wirken sollen, erinnert an Voodoo oder steinzeitlichen Jagdzauber: Einer Puppe, die dem Feind ähnlich sieht, wird mit Nadeln bearbeitet. Der Steinzeitjäger malt seine Jagdbeute an die Wand und führt vor dem Bild Riten aus, die ihm den Jagderfolg bringen sollen. So soll nun auch die Homöopathie funktionieren. Dabei konnte der Chinarindenversuch, durch den Hahnemann auf dieses Prinzip kam, nie reproduziert werden!
Hahnemann betrachtete Krankheit als eine "geistartige Verstimmung des Körpers". Den Gedanken, dass es Krankheitserreger geben könnte, lehnte er rundweg ab. Malaria kann also bekämpft werden, indem man dem Patienten ein Mittel gibt, das die Symptome von Malaria hervorruft. Dieses Mittel wird aber so sehr in Wasser oder Alhohol verdünnt, dass kein einziges Molekül des Mittels mehr darin enthalten ist. Angeblich hat aber das Wasser die Information über dieses Mittel nicht nur gespreichert, sondern verstärkt sie auch noch. Das nennen die Homöopathen das Prinzip der Potenzierung oder Dynamisierung. Glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass diese Zuckerkügelchen die Malariaerreger sehr beeindrucken?
Nach einem Bericht der Sendung Abenteuer Forschung hat dieser Glaube bereits einer deutschen Ärztin das Leben gekostet! (http://www.youtube.com/watch?v=jxk9bxrKwmA). Deshalb ist Homöopathie schädlich!

Gravatar: Stefan Schmidt

Das kann man getrost als Zufall abtun. Die "Nebenwirkung" wäre auch ohne das Mittel aufgetreten. Ein einziger Fall kann keinen kausalen Zusammenhang belegen.

Gravatar: Enja Unliebsam

Ein Hetzartikel gegen Homöopathie, plus "klinischer Untersuchungen"
die angeblich beweisen, dass diese Form der Heilung doch keine ist.
Ach und die "Sterbefälle" durch Homöopathie! Hier sind wohl lauter
gehirngewaschene Schulmediziner unterwegs. Die größten Quack-
salber sind bei dieser Zunft zu finden, die den Klingelbeutel nicht voll
genug kriegen kann.

Diese Form der Krankheitsindustrie ist so arrogant, dass sie sogar
Krankheiten erfindet und Teststreifen im Umlauf hat die nichts taugen.

Komisch ist nur, dass meine Familie und ich seit Jahrzehnten von
der Homöopathie profitieren. Ganz ohne Nebenwirkungen!
Ohne die "Götter in weiss" lebt es sich gesünder, dies sei jedem
Normalo ans Herz gelegt.

Gravatar: euphrasia

Als heilpraktiker ist man verantwortlich für das, was man therapeutisch fabriziert. Dafür hat man neben den ärzten das recht diavnosen zu stellen. Wenn ich einem kind arnica in einem solchen kontext verschreibe, rate ich natürlich ebenso, den unfall ärztlich abklären zu lassen, wenn es die potdntielle gefahr einer hirnblutung gibt, auch wenn die wahrscheinlichkeit gering ist. Vor gericht stehe ih extrem schlecht da, wenn ich dies ni ht tue undauch nicht dukomentiere.

Bei pankreas-ca, siehe steve jobs, hat mensch so oder soextrem schlechte karten...und nach der dritten oder vierten chemo kann ich es keinem verübeln, sich in alternatjve richtungen zu orientieren.

Übrigens macht sich eine hebamme strafbar, wenn sie solche pauschalen tips gibt und efwas geht schief...
Übrjgens gjbt es spannende literatur von deutschen schulmedizinern aus den 50er 60er jahren mit beobachtungen am krankenbett zum thema homöpathie, denen kein hang zur esotherik unterstellt werden kann...sehr wissenychaftlich gesxhrieben...

Gravatar: Turtle

Nicht auf den Bauch, auf den Kopf gefallen. Leitlinien sind Leitlinien weil sie die Ärzte leiten sollen, die beste Behandlung zu nutzen. Und dazu zählt auch vorsorgliches Verhalten. Und lieber 2 Tage Beobachtung mit schneller Eingreifmöglichkeit als Notfallbehandlung (was die erst kosten würde).
Magie mag im ersten Moment billiger sein, macht im besten Fall nichts Schlimmes, aber im schlimmsten Fall endet es eben ganz böse. Homöopathie ist kein Heilverfahren sondern so medizinisch wie Smarties.

Gravatar: Martin Berg

Schulmedizin ist ein Schimpfwort der Esotheriklobby. Es gibt keine Schulmedizin, es gibt nur Medizin und Quacksalberei und Homoöpathie gehört zu letzteren. Ich habe in den letzten 10 Jahren 6 meiner Bekannten sterben sehen, nur weil die dieser Ideologie aufgesessen sind. Homöopathie, Neue Germanische Medizin, Schamanisches Heilen, TMC bringen Krankheit und Tot. Auch wenn Placeboefekte Heilung sugerieren, verhindern sie dadurch nur, bei ernsthaften Krankheiten eine wirksame Therapie. Und sie machen sich mitschuldig wenn sie solche Dinge propagieren .

Gravatar: Carsten Thumulla

Aufn Bauch gefallen und stationäre Behandlung, mit Mama, Oma und Opa und Dorfpfarrer. Kein Wunder, daß die Kosten explodieren. Täglich fallen zehntausende Kleinkinder hin -- welch ein Potential?!

Carsten
--
NSA -- Nikolaus sieht alles
Volker Pispers

Gravatar: Peter Zahn

Was hat eine einzelne - in Medizin vollkommen unerfahrene - Hebamme mit der medizinischen Anwendung von Homöopathie zu tun? Vertritt sie die ganze homöopathische Wissenschaft oder ist sie als Laie inkompetent, und für solche Fälle, wie dargestellt, völlig ungeeignet? Sehr selten hört man, dass Hebammen für Unfälle von Kindern zuständig sind.
Das Vorurteil des Verfassers dürfte schon vor dem Unfall bei ihm vorhanden gewesen sein. Dass sich "Freie- Welt" für solch einen inkompetenten Schwachsinn hergibt, ist "bemerkenswert".

Gravatar: Paul

Homöopathie ersetzt keine Schulmedizin. Jeder seriöse Homöopath hätte das Kind erst einmal zum "Schulmediziner" geschickt. Was die seriöse Hebamme rät, mag ich nicht bewerten.
Homöopathie ergänzt oder kann "Schulmedizin" ergänzen. Fragen Sie doch mal die leidgeplagten, denen der seriöse Mediziner nicht helfen kann. Fragen Sie doch mal diejenigen, die zum Heilpraktiker gehen....
Solch einen V E R A R S C H U N G S B E R I C H T zu schreiben ist meiner Meinung nach eine Unverschämtheit!!!!

Gravatar: Tachy

Auch wenn die AfD-Befürworter hier von mir hören müssen, dass gerade in deren Reihen auch Klimaskeptiker und ähnliches pseudowissenschaftliches Gesocks unterwegs ist...

Volle Zustimmung für diesen Artikel hier: richtig, Homöopathie IST Schwachsinn, weil nicht wirken kann, was gegen Naturgesetze verstoßen würde. Ganz einfach: Placebo heisst der Effekt, der hier "wirkt".

Gravatar: Stefan Neudorfer

@MaMo
... nur wird in unzähligen klinischen Untersuchungen bewiesen das Homöopathie nicht wirklich hilft.

Gravatar: MicroHirn

Man muß schon den Kopf einschalten wann Homöopathie angebracht ist und wann nicht.
Die Homöopathie zu verdammen, weil möglicherweiser ein unüberlegter Rat einer Hebamme gegeben wurde, ist natürlich kurzsichtig.

Gravatar: Aventinus

Genau das ist der Punkt! Homöopathie erzielt über den Placebo-Effekt hinaus keine Wirkung, wie Prof. Edzard Ernst bereits in einer viel beachteten Meta-Analyse aufzeigen konnte. Die Wirkung des Placebo-Effekts ist zwar oft erstaunlich, z. B. bei Schmerzpatienten, darf aber auch nicht überschätzt werden. Bei wirklicht ernsthaften Erkrankungen versagt er selbstverständlich. Wer sich sich in solchen Fällen auf Homöopathie oder andere alternative Behandlungsmethoden verlässt, dem kann es so ergehen wie Steve Jobs, dem Gründer von Apple, der neun Monate mit solchen Behandlungsmethoden vergeudete, bis es zu spät war und auch die evidenzbasierte Medizin nichts mehr gegen seinen Bauchspeicheldrüsenkrebs unternehmen konnte.
Deshalb schadet Homöopathie!

Gravatar: Jörg

Und was spricht jetzt gegen ambulante oder stationäre Beobachtung UND Zuckerkügelchen?
Sieht doch wirklich nach einem billigen Versuch aus, etwas offensichtlich Harmloses zur Gefahr zu stilisieren. Erinnert auch sehr an etatistische Grünenpropaganda bei der die Menschen vor sich selbst geschützt werden müssen. Egal ob bei einer unabhängigen Untersuchung eine Wirkung von Homöoptika nachgewiesen werrden könnte, liegt die Eigenverantwortung bei der theoretischen Situation bei den Eltern!

Gravatar: Max

Meine Güte: So viel "hätte hätte" und so wenig Substanz. Recherche - statt der einfachen Übernahme gängiger Klischees - hätten Ihrem Medium gut getan. Ups, jetzt fange ich auch schon an mit dem "hätte" ;)

Gravatar: MaMo

Einen anderen Schluß, als das Homöopathie Hokuspokus sei, war wohl von einem Liberalen nicht zu erwarten. Da wirken wohl die immer gleichen Mechanismen.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang