Holt unser Gold heim!

New York, London und Paris: Der größte Teil des Bundesbank-Goldes lagert nicht daheim, sondern im Ausland. Dabei gibt es gleich mehrere gute Gründe, die Barren nach Frankfurt zu holen – auch ohne Verschwörungstheorien.

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Die Bundesbank verwaltet 3400 Tonnen Gold. Sie gehören den deutschen Bürgerinnen und Bürgern. Am Markt würden diese heute rund 130 Milliarden Euro erzielen. Weniger als ein Drittel der Barren lagern in Frankfurt, das meiste in New York, London und Paris. Der Verfasser gehört nicht zu den Verschwörungstheoretikern, die glauben, dass Amerikaner, Briten oder Franzosen schon mit einigen unserer Barren „über den Deich“ gegangen sind. Trotzdem gibt es gute Gründe, das Gold unverzüglich nach Frankfurt zu überführen.

 

 

Eine Inventur ist nur in Frankfurt möglich

Jeder Einzelhändler muss seine Bestände einmal im Jahr in Augenschein nehmen. Fehlt etwas, muss er den Schwund bilanzieren. Wenn nun sogar der Bundesrechnungshof moniert, dass die im Ausland lagernden Schätze noch nie physisch auf ihre Vollständigkeit überprüft worden sind, müssten im Finanzministerium sämtliche rote Lampen aufgehen.

 

Zwar sind deren Vertreter sonst mit Verdächtigungen gegenüber Banken schnell bei der Hand, gegenüber den ausländischen Banken, die unser Gold verwalten, ist ihr Vertrauen grenzenlos. Kein Wunder, dass der Haushaltsauschuss des Bundestages die Bundesbank aufgefordert hat, für eine solche Inventur zu sorgen. Diese weigert sich, weil es „an der Integrität der ausländischen Lagerstellen …keinen Zweifel“ (gibt). Sie scheint diese Zweifel nur an ihrer eigenen Lagerstelle in Frankfurt zu haben. Dort wurden laut Bundesrechnungshof schon längst sämtliche Goldbestände „stückzahlmäßig aufgenommen und gewogen“.

Als deutsche Abgeordnete unser Gold in ausländischen Tresoren in Augenschein nehmen wollten, wurde ihnen der Zutritt verwehrt. Daraus schließt sich: Nur wenn unser ganzes Gold in Frankfurt lagert, kann die Bundesbank dieses regelmäßig überprüfen.

 

 

 

Dass die Bundesbank zu Zeiten des Kalten Krieges den größten Teil ihres Goldschatzes außerhalb der Reichweite der Roten Armee lagerte, war vernünftig. Aber die Behauptung der Bundesbank, es sei weiterhin vorteilhaft, den Großteil unserer Goldreserven an „anderen Goldhandelsplätzen“ zu lagern, ist nicht überzeugend. Wird nicht bei jeder Gelegenheit auf die steigende Bedeutung des Finanzplatzes Frankfurt mit Bundesbank und EZB hingewiesen? Und wieso kommen weder Franzosen, Briten noch Amerikaner auf die Idee, ihrerseits Teile ihrer Reserven in Frankfurt zu lagern? Frankreich ließ seine Goldreserven schon längst von New York nach Paris bringen.

Wir werden noch mehr erpressbar

Mit dem Kippen der „No-Bail-Out“ - Klausel hat die Bundesregierung die Deutschen in eine Falle gelockt und erpressbar gemacht. Den von Deutschland bisherigen zugesagten Bürgschaften und gewährten Krediten werden weitere folgen; mit zeitlicher Verzögerung auch weitere Zahlungen. Umfragen zeigen, dass sich die Deutschen regelmäßig davon beeindrucken lassen, wenn Merkel & Schäuble neue „rote Linien“ in den Sand ziehen. Wenn diese dann auf ausländischen Druck überschritten worden sind, wird das durch das Ziehen neuer „roter Linien“ kaschiert. Sollten wir uns einmal entschließen wollen, „Bis hierher und nicht weiter!“ zu sagen, haben andere das meiste unseres Goldes in der Hand und damit uns.

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karin Weber

Das Gold wird vermutlich weg sein. Dafür haben unsere faulen, inkompetenten und beratungsresistenten Politiker jede Menge "Hüftgold" angesetzt.

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