Historiker De Mattei zu Synode: Kirche in alarmierenden Zustand

Roberto De Mattei sagt: Die katholische Kirche befindet sich in einem alarmierenden Zustand. Sogar hochstehende Prälaten würden essentielle Inhalte der kirchlichen Ehe- und Sexualmoral infrage stellen. Kritik übte er am deutschen Kardinal Walter Kasper.

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Die Debatten vor und während der laufenden ordentlichen Synode zeigen, in welch alarmierenden Zustand sich die katholische Kirche befindet. Dieses Urteil fällte Roberto De Mattei in Rom am 10. Oktober 2015 auf der Tagung „Matrimonio e famiglia. Tra dogma e prassi della Chiesa” (Ehe und Familie. Zwischen Dogma und Praxis in der Kirche), die von der Fondazione Lepanto und der Associazione Famiglia Domani organisiert wurde.

De Mattei ist Professor für Zeitgeschichte an der Europäischen Universität zu Rom und Autor mehrerer Bücher über Kirchengeschichte.

Sogar hochstehende Prälaten würden essentielle Inhalte der kirchlichen Ehe- und Sexualmoral infrage stellen, beklagte der Redner. Selbst längst definierte Wahrheiten, wie etwa die Unauflöslichkeit der Ehe, stünden zur Diskussion.

Kritik übte der Historiker am deutschen Kardinal Walter Kasper. Er hätte mit seiner „Rede vor dem Konsistorium“ eine polemische Debatte eröffnet, die inzwischen eine zerstörerische Dynamik entfalten würde.

Die Hauptthesen Kaspers: 1. Wir leben in einer säkularisierten Welt. 2. Die Kirche müsse zur Kenntnis nehmen, dass viele Menschen ihr Leben nicht mehr nach der katholischen Ehelehre ausrichten. 3. Die Kirche müsse sich dieser Situation anpassen.

Es gehe somit nicht lediglich um die Lehre der Kirche hinsichtlich Ehe und Sexualität, sondern um das Verhältnis zwischen Kirche und Welt und um das Verhältnis zwischen kirchlicher Lehre und Alltagspraxis.
Der Kirche droht eine Fortsetzung dieser Debatte auch nach der Synode, zu stark sei das Interesse mancher kirchlicher Kreise, die katholische Lehre über Ehe und Sexualität abzuschaffen.

Der Historiker De Mattei ging auf zwei Ereignisse ein, die Parallelen zur heutigen Situation aufweisen: Die Akzeptanz der der Scheidung durch die orthodoxe Kirche und das anglikanische Schisma durch König Heinrich VIII.

In beiden Situationen hätte sich die jeweilige Konfession (orthodox/anglikanisch) schließlich einer Situation angepasst, die zuvor zum säkularen „Mainstream“ wurde. 

Die katholische Kirche dürfe aber sich aber auf keinen Fall ihre Doktrin dem Zeitgeist opfern, so De Mattei: Nicht die Kirche, müsse sich nach der Welt, sondern die Welt müsse sich nach den Vorgaben der Kirche ändern. Nicht die Wahrheit ließe sich ändern, sondern das Leben der Menschen müsse sich der Wahrheit, die von der Kirche verkündet wird, anpassen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hansimglück

Natürlich haben all jene innerhalb der katholischen Kirche recht, die daran erinnern, daß die Kirche nicht Ihre "Kreuze durch Wetterfahnen" ersetzen sollte. Und auch der Hinweis, daß sich der Mensch dort, wo er sich von Gott entfernt, am Leben versündigt, ist nicht von der Hand zu weisen. Denn wann immer der Mensch Gott spielt, produziert er Berge von Leichen. Und keine Ideologie hat mehr Menschen auf dem Gewissen als der (sozialistische) Atheismus von Hitler über Stalin bis Mao. Rechnet man alle zur Zeit der Inquisition ermordeten Menschen zusammen und unterstellt, daß diese sämtlich auf das Konto der katholischen Kirche gingen, (was mittlerweile widerlegt ist), käme man auf eine Zahl, die die Jakobiner in Frankreich innerhalb einer Woche "geschafft haben", als Tag und Nacht die Guillotinen heiß liefen und dadurch ganze Landstriche entvölkert wurden. Darüber hinaus kam der größte Widerstand gegen die Inquisition aus der katholischen Kirche selbst, zurecht, denn für jeden, der halbwegs klar denken kann, ist ersichtlich, daß diese mit der Bibel nicht in Einklang zu bringen ist. Und im Gegensatz zu Koran und Scharia kennt die Bibel auch keinerlei politische Ziele. Und genau aus diesem Grunde muß die Kirche bei weltlichen politischen Vorgaben immer zurückhaltend bleiben und "sich entweltlichen". Dann darf sie darauf hoffen, daß die Welt sich - aus freiem Willen - an ihre Vorgaben hält. Nebenbei bemerkt: Es gibt nichts fortschrittlicheres, als die bürgerliche Familie und die christliche Ethik. Und so ein Satz wie "Liebe Deinen Nächsten, WIE DICH SELBST" ist wahr.

Gravatar: Ludwig Stein

Wenn viele den inneren Zustand der ev. Landeskirchen kennten, die sich in den meisten Gemeinden noch einigermaßen bürgerlich-wohlanständig präsentieren, würde manch einer der von Rot-Grün "gekaperten Kirche" (so sogar der linke "Spiegel") keine Kirchensteuer mehr abführen.
In der auf das Schwulenthema nicht zufällig wie versessen abgefahrenen Kirche darf nämlich nach kundiger Theologen-Einschätzung "jeder Vogel sein Lied singen".
Dies illustriert unterhaltsam und teilweise umwerfend komisch und bestrzend
Johannes Rogalla von Bieberstein in seiner von allen "Korrekten" natürlich beschwiegenen, reich dokumentierten Schrift:
"SCHWULENKULT UND FEMINISTISCHER GESCHLECHTERKAMPF: wie der sexpositive Geschlechterkrieg Kirche und Staat verändert".
Graz: Ares 2015, 144 S., 14,95 €.

Gravatar: Danton

Selten habe ich den Begriff "Wahrheit" so häufig mißbraucht gesehen, wie in den Abrahamitischen Religionen.
Die Moral der Kath. Kirche als Wahrheit zu bezeichnen läßt mich wieder einmal nur ungläubig den Kopf schütteln.

Gravatar: Aus Berlin

Ein weiteres Herumeiern hilft der Kirche nicht. Klartext ist angesagt. "Geh hin und sündige fortan nicht mehr" ..
dem werden wir nicht gerecht werden können - aber diese Forderung muss uns stets vor Augen stehen, sonst geben wir auf, was wir sein sollen.
Zu empfehlen dazu: Dietrich von Hildebrandt, Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes, 1968 !!

Gravatar: Joachim Datko

Auf dem Weg zur Inquisition?

Zitat: "Nicht die Kirche, müsse sich nach der Welt, sondern die Welt müsse sich nach den Vorgaben der Kirche ändern. Nicht die Wahrheit ließe sich ändern, sondern das Leben der Menschen müsse sich der Wahrheit, die von der Kirche verkündet wird, anpassen."

Wie haben in Regensburg noch die Folterkammer im Alten Rathaus. Da könnte man der kirchlichen Wahrheit den nötigen Respekt verschaffen.

Nichts wie raus, aus der r.-k. Kirche.

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