High-tech Subsistenzwirtschaft

In einem Beitrag zur Insolvenz des Solarzellenherstellers Q-Cells wurde gestern im Focus die Bundesvorsitzende Renate Künast mit ihren Vorwürfen gegenüber der Bundesregierung zitiert.

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Die Bundesregierung trage die Mitverantwortung für die “Zerstörung einer Zukunftstechnologie” in Deutschland und dürfe “jetzt nicht zusehen, wie Deutschland aus diesem Zukunftsmarkt gedrängt wird.” Offenbar meint sie damit die Kürzung der EEG-Subventionen für Solaranlagen, die eine Notbremse als Reaktion auf die Überförderung und unkontrollierte Ausbreitung der Solarstromproduktion in diesem Land war. Doch der noch immer anhaltende anhaltende Solarboom zeigt, dass sich deutsche Hersteller hier selbst aus einem Zukunftsmarkt drängen, für den sie international wohl nie einen komparativen Wettbewerbsvorteil besaßen.

Kaum ein Solarzellenhersteller in Deutschland hat ohne Subventionen zum Start auf dem Markt Fuß fassen können und war jemals wirklich wettberbsfähig gegenüber den Wettbewerbern aus Fernost. Wie auch, handelt es sich doch bei Deutschland mit seinen hohen Energiekosten und inflexiblen Arbeitsmärkten um einen Produktionsstandort, der bestenfalls bei der Herstellung von sehr wissensintensiven Produkten oder wegen des Vorteils der räumlichen Marktnähe noch seine Trumpfkarten ausspielen kann. Die Produktion von Solarzellen ist jedoch schon lange keine Zauberei mehr, zu der die Konkurrenten aus dem sich stürmisch entwickelnden China nicht in der Lage wären. Auch die Marktnähe wird im Zeitalter standardisierter, in Masse produzierter Solaranlagen irrelevant.

Chinesische Anbieter haben gezeigt, dass man mit kostengünstigen Solaranlagen die Energiepolitik eines ganzen Industrielandes kräftig durcheinander bringen kann, und uns damit sogar vor der Last noch höherer Subventionen für die Solarbranche bewahrt. Das EEG war immer als Förderpolitik für die möglichst schnelle Ausbreitung der Nutzung erneuerbarer Energieträger gedacht, die Förderung deutscher Solaranlagenhersteller wurde erst später als politisch opportuner Nebenzweck noch hinzu genommen. Sinnvoll war dieses Ansinnen noch weniger als die Solarförderung selbst, denn die Produktion von Solaranlagen trägt nicht mehr und nicht weniger zum Wohlstand dieses Landes bei als die Herstellung jedes beliebigen anderen Produktes. Seit fortschreiten der Globalisierung haben sich die Unternehmen in ihren Ursprungsländern mehr und mehr auf die Herstellung von Produkten spezialisiert, die sie jeweils besser als ihre Konkurrenten produzieren konnten. Was man nicht selbst produzierte, das tauschte man gegen Dinge ein, die man günstiger selbst herstellen konnte.

Anders funktioniert die Wirtschaft auch in der Solarbranche nicht, es sei denn man legt es von Anfang an darauf an nicht im Wettbewerb von seinen Kostenvorteilen zu profitieren, sondern staatliche Subventionen wirtschaftlich zu vergolden. In diesem Fall ist man in der Tat auf eine solare Subsistenzwirtschaft angewiesen, denn nur im direkten Zugriff auf die Politik lässt sich Marktwettbewerb so einfach durch Lobbyismus ersetzen.

 

liberalesinstitut.wordpress.com

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