Heucheln und Bevormunden

Wahrheitsliebe und Realismus ist die Stärke unserer Volkserzieher nicht. Die halten es mehr mit Formulierungskunst und wahrheitswidriger Propaganda. Drohen tun sie leichthin mit sozialen Verwerfungen, die nur Schulzwang für alle verhindern könne.

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Abnehmen kann man Politik und Justiz längst nicht mehr, daß die Sorge um „Parallelgesellschaften“ – oder deren “Verhinderung” – ihnen auch nur eine schlaflose Nacht bereiten würde. Geht es ums Zurschaustellen muselmanischer Landnahme, sehen unsere Politiker und Bürokraten gar zu gern durch die Finger – und täglich ruft der Muezzin. So schnell kann gar nicht integriert werden, wie unser Land des­integriert. Farblich, sprachlich, bildungsmäßig, wirtschaftlich, kulturell, religiös – seit neuestem auch geschlechtlich: Buntheit ohne Sinn und Verstand steht auf der politischen Agenda ganz oben. Und da soll ausgerechnet eine Handvoll Homeschooler den Kahn zum Kentern bringen?

Was noch mehr ist: Islamische Verbände und Fremdlandvertreter fordern vieles – Homeschooling gehört nicht dazu. Warum sollte man sich also – im Zusammenhang mit Bildungsfreiheit – vor “den Muslimen” (Anita H.) fürchten? Entweder, solche Ängste sind irrational – und somit keine gute Politikgrundlage. Oder aber, auf der Klaviatur der Fremdenfurcht wird bewußt gespielt. Zustimmung will man dadurch für etwas anderes gewinnen: Bildungskonkurrenz durch das Elternhaus muß auch weiterhin tabu bleiben. Allerdings gibt es keinen Hinweis darauf, daß Immigranten überhaupt Hausunterricht erstreben. Im Gegenteil, setzt man Hoffnung auf Schulgebäude. Denn nur dort gibt es für den Nachwuchs Aussicht auf Teilhaberechte an diesem Staat – durch einen Schulabschluß. Also schürt man bloße Befürchtungen.

Spekulieren und Verdächtigen

Das Argument vom Integrationsverlust durch Hausunterricht kommt erstaunlich grobschlächtig daher: Das Verdienst schulischer Erziehung – mittlerweile eine äußerst fragwürdige Sache – an einer vorgeblichen gesellschaftlichen Stabilität ist ein Wunschtraum. Familiäre Erziehung, die allein Werte vermitteln kann, bleibt in dieser Spekulation außen vor. Ohnehin offenbart der – unbegründete – Verdacht, Eltern würden ihre Kinder aus Lust und Laune „zu Hause behalten“ wenig Einfühlungsvermögen in elterliche und familiäre Belange.

Wer soll denn die Kinder betreuen, wenn sie nicht in der Schule sind? Warum sollten Vater oder Mutter die Hälfte des Tages hierfür abstellen, wenn sie keine klare Vorstellung haben, was sie zehn Jahre lang mit den Bälgern daheim tun sollen? Und warum sollten Eltern, die in der Regel ihren Kinder eine Zukunft ermöglichen wollen, diese ohne Ausbildung ins Leere laufen lassen – nur, weil das bequemer erscheint? Solche Zeitgenossen mag es zwar geben. Einen kritischen Massefaktor werden sie jedoch nie darstellen. Statt nachzudenken, unterstellt man, Unterricht zu Hause würde sämtliche Bildungsstandards über Bord werfen. Doch das Gegenteil ist der Fall.

“Friedlicher Dialog” sichert den staatlichen Mehrwert

Wollte unser Staat ernsthaft„Parallelgesellschaften“ verhindern und die “Integration” aller in alles vorantreiben, müßte er Privatschulen verbieten. Denn dort können Eltern noch am ehesten sichergehen, daß über dem vielen “Sozialisieren” nicht das eigentliche Ziel und der Zweck von Schule hinten ‘runterfällt. Mißtrauen gegenüber dem Bildungsvermögen von Staatsschulen, läßt lern- und leistungsorientierte Privatschulen einen ungebrochenen Ansturm verzeichnen. Alle Bevölkerungsgruppen nehmen sie in Anspruch – auch Einwanderer. So betreibt etwa die türkische elitäre Gülen-Bewegung mehrere Gymnasien und will sich weiter ausbreiten. Ein „friedlicher Dialog zwischen unterschiedlichen Ansichten, Werten, Religionen und Weltanschauungen“ (S. Schill) kann dort kaum stattfinden. Doch muß er das auch wirklich?

Privatschulen stehen ausdrücklich im Grundgesetz. Noch wagt keiner, daran zu rütteln. Unsere Verfassungsgeber haben dem deutschen Staat verordnet, so etwas wie “Parallelgesellschaften” – Privatschulen sind kaum etwas anderes – zu ertragen. Eine, auch nur indirekte, Anweisung, jeden und jedes auf Biegen und Brechen zu “integrieren”, sucht man dagegen in unserer Verfassung vergeblich. Die suggestive Frage „Was machen dann die Muslime?“ verlagert die Debatte um Hausunterricht auf das verkehrte Gleis. Nicht “Parallelgesellschaften” sind das Problem, sondern die Furcht vor Freiheit, die unsere Kultusbürokratie und ihre Nutznießer umtreibt. Statt ums geheuchelte Gemeinwohl geht es um einen Mehrwert, den unser aller Schulzwang für die Funktionselite abwirft: Er ist eine Spielwiese für Manipulation und Indoktrination aller Art.

 

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