Herrschaftswissen

Veröffentlicht:
von

Die Erdölreserven reichen noch Jahrzehnte. Diese Botschaft kennt jeder Zeitungsleser, sie gibt uns allen Sicherheit. Sie ist Grundlage zudem unseres auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaftssystems, aber ist sie korrekt? 

Ihr liegt folgendes Credo zu Grunde: wenn ich die Welt-Ölreserven kenne (kenne ich nicht), wenn ich den zukünftigen Welt-Ölverbrauch weiß (weiß ich nicht), gäbe mir der Quotient eine Angabe über die ("statische")  Reichweite der Öl-Reserven (Jahrzehnte). Stimmt! Theoretisch, d.h. nur mit der Vorstellung riesiger, unterirdischer Ölseen, mit der Möglichkeit gleichbleibender täglicher Fördermengen. Diese Ölseen gibt es nicht.

Die Ölförderung einer jeden Ölquelle entspricht dummerweise einer Glockenkurve. D.h. nach Erreichen des Fördermaximums  ("Peak") wird die Menge täglich weniger. Wir alle erleben das Phänomen auf einer Grillparty: ist das Bierfass angestochen (= Zeitpunkt des Fördermaximums) , wird die "Fördermenge" des Bieres (Öls) immer weniger, da der Druck nachläßt. Vom Bier zurück zum Öl: Einige Fördergebiete auf der Erde haben ihr Fördermaximum bereits überschritten: die Felder in Texas, das Nordsee-Öl, die zweitgrößte Ölquelle in Saudi-Arabien usw. Das war in den Medien allerdings nur - wenn überhaupt - eine Kurzmeldung wert....

Seltsam, dieses Phänomen der Ölförderung, auch "Peak Oil" genannt, wird in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen in der Tat kaum thematisiert - geschweige denn über die Folgen nachgedacht. Dabei beruht Peak Oil auf geophysikalischen Gegebenheiten - nicht so wie die Klimapolitik, die auf komplexen Prognosemodellen aufbaut. 

Öl ist der Schmierstoff oder besser der Treibstoff unserer (globalen) Wirtschaft. In der Sprache der Logistik: für ein solches Rohmaterial wie Öl muss ich - als Transportunternehmer, als Reeder absolute Liefersicherheit voraussetzen. Die ist nicht gegeben, wir haben hinsichtlich der Ölförderung bereits jetzt schon  mit einem klassischen Knappheitsphänomen zu tun. In Zahlen: nach dem Erreichen des Peaks wird die Fördermenge jährlich 3-5% weniger.! DAS ist die Basisgröße, nicht die Reichweite des Erdöls. Bei 5% Abnahme der Fördermenge werden beispielsweise in 10 Jahren 50% weniger Öl produziert!

In den Planungsstäben der Auto-Industrie oder im Kanzleramt ist  "Peak Oil" bereits eine Planungsgröße. Aber: man redet in der Öffentlichkeit natürlich nicht darüber. Und wenn, dann wird vertröstet: "Peak Oil" kommt, aber erst in 10 bis 20 Jahren" . D.h. Zeit genug, um in aller Ruhe  Alternativen , wie das Elektro- oder Wasserstoffauto, zu entwickeln. Alle Peak - Oil Experten sind sich aber einig: der Peak ist nur eine Frage von Jahren (nicht Jahrzehnten), entweder vor oder nach 2009........

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Martin Sambauer

Schöner Artikel. Der Ölpreisverfall der letzten Monate erzeugt aber wieder Irritationen, ob Peak Oil wirklich schon da war. Sollte es zu einem Rückgang von 3% pro Jahr kommen, wären die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft vermutlich ungekannt. Was können wir tun?

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang