„Ein Birnbaum in seinem Garten stand …“, nun, wir meinen hier nicht den Birnbaum aus Fontanes so ergreifendem Gedicht, sondern den Leonhard Birnbaum, und der steht auch nicht im Havelland, sondern als Vorsitzender der E.ON, eines großen Energieversorgers, steht er jetzt zu einem Interview der FAZ bereit und das war so beeindruckend, dass auch NIUS darüber einen Artikel brachte
Prof. Dr. Fritz Vahrenholt zitiert EON-Chef: „Es wird nur noch ein Jahr dauern, dann bricht das System zusammen. Warum? In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gibt es Anträge von 190.000 MW Photovoltaikanlagen.“ Und er ergänzt: „Wir brauchen 80.000 (MW) in ganz Deutschland! Wir kriegen den Strom gar nicht weg. Aber wir müssen ihn nehmen. Sie können eine Hausanlage nicht abstellen – es speist ein. Das ist doch verrückt, das wird immer weiter gemacht!“
Und nun kam die goldene Herbsteszeit, wie es bei Fontane heißt, aber nicht nur dort, sondern auch bei E.ON, und das ist die Zeit eines vertieften Nachdenkens, also die Motivation für ein Interview, und das hat es tatsächlich in sich.
Die FAZ titelt: „Der Geringverdiener zahlt für die Solaranlage des Besserverdieners „, und NIUS drückt das so ähnlich aus: „Eon-Chef Leonhard Birnbaum zerlegt die Energiewende“, es lohnt sich also, sich damit näher zu befassen, denn der FAZ-Titel sagt ja schon mal klar, was hier wirklich Sache ist. Das Interview fand kurz vor dem Wahlsonntag statt, und so gibt es dazu auch eine interessante Äußerung:
„Wenn man mit dem Wählerverhalten nicht zufrieden ist, dann sollte man sich überlegen, was man selbst anders machen muss… Und bei den erwarteten Wahlergebnissen ist Ausgrenzung keine Lösung.“
Dieser Aussage werden wir wohl alle zustimmen. Man soll überlegen, was man anders machen muss, aber bei den hauptbetroffenen Parteien sieht das immer noch anders aus, die wollen nichts substantiell ändern sondern wollen nur „besser erklären“, und das haben nun immer mehr Wähler so richtig satt. Weiter sagt Birnbaum:
„Um die Energiewende mache ich mir dabei wenig Sorgen. Die ist nämlich immer stärker selbsttragend.“
Von einer „selbsttragenden Energiewende“ kann nicht im Ernst die Rede sein, und im Interview widerspricht er sich dabei auch noch selbst. Er erklärt das zunächst so:
„Investitionen in erneuerbare Energien zahlen sich für den Einzelnen aus.“
Dass das aber nur über massive Subventionen so läuft, das verschweigt der E.ON-Chef, denn seine Firma verdient daran auch ganz satt. Dann aber führt man die weitere Diskussion nun „etwas nuancierter“, immerhin!
„Viele freuen sich im Moment darüber, dass wir diesen enormen Zubau an PV-Anlagen haben. Aber der gesamtwirtschaftliche Wert der zusätzlichen Solarmodule ist oft nicht nur gleich Null, er ist sogar negativ. Denn diese Anlagen drücken um die Mittagzeit, wenn viel Sonne da ist, ungesteuert Strom ins Netz und erhöhen damit das Überangebot zu dieser Tageszeit.“
Und dieses Überangebot wird im Ausland zu negativen Preisen entsorgt, aber auch wenn man den Strom nicht gebrauchen kann, erhalten die Betreiber der Anlagen per EEG eine zugesicherte Vergütung, und die Differenz, die immer höher wird, zahlt der Staat, also der Steuerzahler. Deswegen sagt Birnbaum ganz zu Recht, der gesamtwirtschaftliche Wert ist nicht nur gleich null, er ist sogar negativ. Klarer muss man sagen, die Balkon-Kraftwerke sind Teil einer Schad-Industrie. Weiter führt Birnbaum aus:
„Auch Batteriespeicher im Keller ändern daran oft nicht viel, weil die an sonnenreichen Tagen schnell voll sind .. .“
Ach Herrjeh, die sind also „schnell voll“ ! Aber wie groß müssten die Speicher denn sein, damit die dann „netzdienlich“ sind, darüber erfährt man kein Wort, dazu bräuchte man einen Taschenrechner, den aber gibt es nicht bei E.ON. Und was er wohl ahnt, aber lieber nicht erwähnt, das wirkliche Problem ist ja nicht die Nachtzeit, es sind die saisonalen Schwankungen, man bräuchte also Speicher, die den Strom im Sommer für den Winter speichern, denn dann, wenn der Strombedarf besonders groß ist, liefern die PV-Anlagen wenig oder gar nichts. Deswegen gibt es auch in Deutschland nach über 20 Jahren einer üppigen Subvention nicht eine einzige PV-Anlage, die Strom zuverlässig im 24/7-Rhythmus liefert.
Außerdem hat Birnbaum hier einen wichtigen Punkt ganz übersehen, die PV-Anlagen (und die Windräder) machen nicht nur bei Überangebot einen Schaden, sondern durchgehend auch zu ganz normalen Zeiten, denn die stark schwankende Lieferung der EE-Anlagen muss laufend und sekundengenau im Netz ausgeglichen werden, und auch das führt zu zusätzlichen Kosten, die die Stromkunden, die keine PV-Anlage haben, bezahlen „dürfen“. Auf diese Art der versteckten Subventionierung haben wir schon in einem PI-NEWS-Artikelhingewiesen.
Immerhin, das muss man anerkennend sagen hat Birnbaum auch Vorschläge, wie man die krasse soziale Schieflage des EEG-Systems ändern könnte und ändern müsste. Er führt aus:
„Deutschland muss in der Energiewende umsteuern…. Wann, wenn nicht jetzt, wollen wir denn darüber nachdenken, die pauschale Solarstromförderung zu beenden? Daran festzuhalten, nur damit wir ein bestimmtes Ausbauziel erreichen, ist ein Irrweg.“
Das ist eine vollkommen richtige Aussage, finde ich.
Weiter sagt Birnbaum ganz konkret:
„Und wer weiterhin partout überflüssigen Strom einspeisen will, der sollte dafür auch selbst die Zeche zahlen, indem er die negativen Strompreise in Rechnung gestellt bekommt.“
Eigentlich auch ganz richtig. Leider hat Birnbaum etwas Entscheidendes übersehen, er meint, die sog. „Erneuerbaren“ sollen die Energieversorgung eines Landes sichern, da glaubt er wohl immer noch dran, und das erzählt man auch dem einfachen Volk, in Wahrheit dienen das EEG und die ganzen Fördersysteme jedoch nur dazu, den Flächenbesitzern ein üppiges und arbeitsloses Einkommen zu verschaffen, und da die das Parteiensystem fest im Griff haben, fehlt auch der geringste politische Wille, die Schattenseiten der Energiewende in den Griff zu bekommen.
Der Beitrag erschien zuerst bei PI hier
Kommentare zum Artikel
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Mit verstärkter Nutzung der Windenergie erhöht sich die erforderliche Regelleistung; es steigt insbesondere der Bedarf an negativer Regelleistung (Absorption von Produktionsspitzen). Obwohl auch erneuerbare Energien potentiell Regelleistung bereitstellen können, ist die derzeitige gesetzliche Regelung eine andere: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz verbietet die technisch naheliegende Lösung, bei Windspitzen die Überproduktion an der Quelle, durch Herunterfahren der Leistungsabgabe der Windkraftanlagen, wegzuregeln; vielmehr ist gesetzlich vorgeschrieben, dass der gesamte verfügbare Windstrom ins Netz eingespeist und vergütet wird. Eine Abregelung gemäß § 11 EEG darf derzeit nur bei Netzengpässen erfolgen.
Birnbaum Birnbaum Birnbaum !?!?
Wo gibt’s denn noch einen reellen bedichteten Birnbaum ??
Hier: https://youtu.be/A7SClTNcQVo?t=35
Ich selbst kenne diesen Birnbaum persönlich ! :-)
Na und um die Stromspeicherung kümmern sich ja Kobolde, wie wir gelernt haben ! :-)))
Wenn die ausfallen sollten, müssen halt vielleicht mal die Untersberg-Mandeln, oder so, ran: https://youtu.be/-OJQ85v5Blo?t=444
:-))
Viele Hausbesitzer nutzen den selbst produzierten Strom nichtmal für ihre eigenen Häuser oder Mietshäuser, sondern speisen ihn ein, um damit weniger Kosten für ihr Haus / Mietshaus zu haben.
https://www.wegatech.de/ratgeber/photovoltaik/foerderung-finanzierung/einspeiseverguetung/
Zudem fehlen Speichermöglichkeiten für diese Mengen an produziertem Strom.
... „Wenn man mit dem Wählerverhalten nicht zufrieden ist, dann sollte man sich überlegen, was man selbst anders machen muss… Und bei den erwarteten Wahlergebnissen ist Ausgrenzung keine Lösung.“ ...
Ist es da nicht aber Göttin(?) verdammt merkelwürdig, dass spätestens im Nov. anno 2017 klar gewesen sein sollte, „warum alle gegen einen nicht funktioniert“???
https://www.cicero.de/innenpolitik/rechtspopulismus-umgang-afd-europa-deutschland-demokratie
Der Autor Peter Würdig ist Diplom-Physiker und arbeitet in der Medizin-Statistik als Unternehmer. Er kennt sich also mit Zahlen aus.
Aber warum argumentiert er dann nicht mit solchen ?
Hat er etwa Angst sich durch Zahlen festzulegen ?
Wir haben soeben die 210 TWh-Marke an bisheriger Netto-Jahrestromerzeugung ausschließlich durch Erneuerbare überschritten.
(Wie immer: Ein neuer deutscher Rekord).
Wir lagen bis rückwirkend 2006 in der Außenhandelsstatistik immer (!) in der Gesamtbilanz deutlich positiv, das Maximum lag 2022 mit 5,3 Milliarden Euro Überschuss (Plus- Saldo) erwirtschaftet. Okay, das war der Hitzesommer, als Frankreich wegen AKW-Ausfall ein riesiges Stromproblem hatte und uns enorm viel Strom abnahm..
Seit 2023 ist der nationale Selbstverbrauch an EE-Strom sprunghaft bei uns angestiegen, zu erkennen an der Lastdeckung, die von 45 % (2022) auf über 60 % (2024) angestiegen ist, auch durch weitere Stillegungen von Kohlekraftwerken.
Die bisherige satte Strom-Außenhandelsbilanz ist daher zurück geschrumpft, da wir unseren EE-Strom jetzt vorrangig selbst verbrauchen.
Es ist nur eine Frage der Zeit wann die Netzsteuerung soweit optimiert ist, dass sich Stromexport und -import übers Jahr die Waage halten. Aber dann werden zwangsläufig auch die Stromverbraucherpreise sinken, irgend wann schlagen die niedrigen Stomgestehungskosten der Erneuerbaren zwangsläufig durch bis zu den Endverbraucherpreisen.
Dieser Effekt ist bei den Konventionellen (Fossil, Uran) wohl kaum zu erwarten, die Kosten für Exploration, Förderung, Raffinierung, Aufbereitung, etc. dürften auch in Zukunft konstant hoch bleiben, der große Unsicherheitsfaktor bleibt die geopolitische Großwetterlage, konventionelle Primärenergieträger können durchaus auch teurer werden wenn das Angebot verknappt wird.
Während die Sonne uns wie seit Urzeiten tagsüber scheint und als kostenloser Antriebsmotor für alle übrigen Erneuerbaren fungiert.
Völlig falsch liegt der Autor mit der Behauptung, Zitat:
" ... die PV-Anlagen (und die Windräder) machen nicht nur bei Überangebot einen Schaden, sondern durchgehend auch zu ganz normalen Zeiten, denn die stark schwankende Lieferung der EE-Anlagen muss laufend und sekundengenau im Netz ausgeglichen werden, ... "
Was da ausgeglichen werden muß nennt sich Regelleistung.
Seit wann verursacht diese einen Schaden ?
Das war schon immer so. Regelkraftwerke sind genau für diesen Einsatzweck gebaut, z.B. Gaskraftwerke. Die eigentliche Zappelkurve ist nämlich die Lastkurve, der Momentanverbrauch der sich permanent ändert.
Aber zuvor kommen die Erneuerbaren Regelkraftwerke zum Zuge, z.B. Hydro, Bio, Müll und Geo. Die liefern genau so punktgenau Strom auf Abruf, bisher 51 TWh + Import-Ökostrom. Übers Jahr liegen sie in der Größenordnung der seinerzeitigen AKWs oder sogar darüber.
Von welchem angeblichem "Schaden " also redet der Autor ?
Die Bemerkung, Zitat:
" ... den Flächenbesitzern ein üppiges und arbeitsloses Einkommen zu verschaffen, ..."
bedient einen ganz bestimmten Neidreflex, hier gegenüber den Bauern als Verpächter.
Dieselben Bauern mit denen man Anfang des Jahres noch auf Großdemos solidarisch war :
Kaum geht es um die Energiewende werden sie zum Gegner stilisiert bzw. umfunktioniert.
Das ist Populismus der widersprüchlichen und unsympatischeren Art.
MfG, HPK
Wann also ist endlich Schluß mit dem Einspeiseprivileg und den garantierten Einspeisevergütungen?
Ist das nicht genauso irre, wie Bürgergeld für Nichtbürger oder Waffenlieferungen für einen Krieg, der uns nichts angeht?
Bin ich mit diesen Fragen schon rechtsradikal?