HERR PRÄSIDENT, TRETEN SIE ZURÜCK

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Betr: Wahlpostkarte "Glückwunsch, Uli! Wir Steuern das schon"

Sehr geehrter Herr Staeck,

ich will nicht verhehlen, dass mir in meiner Jugend (vor, sagen wir, 40 Jahren) Ihre Politkollagen á la John Heartfield (Wieland Herzfeld) gefielen. Aber bald gab es kaum eine politische Veranstaltung mehr, wo man Sie nicht auf der Suche nach SPD-Granden beobachten konnte. Und Ihre graphischen Agit-Prop-Beiträge wurden so vorhersehbar wie das Absingen von "Brüder zu Sonne zur Freiheit..." auf den SPD-Parteitagen, denen Sie beiwohnten. Das törnte schon ab.

So wie Grass zum Großschriftsteller der SPD, wurden Sie zum Groß-Graphiker der Partei. Die Freiheit der Kunst ist ja ein (Gott sei Dank!) weites Feld.

Da der organisierte und alimentierte Geist hierzulande (nicht nur im FAZ-Feuilleton) bekanntlich "links weht", dürfen Sie mit Ihren schwarzen Reebok classics Turnschuhen seit 2006 in der schicken Akademie der Künste am Pariser Platz als höchster Repräsentant der deutschen Kunst Hof halten.

Sicher hat man Ihnen vor Ihrer Wahl auch verraten, was die gesetzlichen Aufgaben der Akademie sind, nämlich:

Repräsentation des Gesamtstaates auf dem Gebiet der Kunst und Kultur,

Förderung der Kunst,

Vertreten der Sache der Kunst in der Gesellschaft,

Entfaltung internationaler Wirkung von Berlin aus,

kulturelle nationale Entwicklung,

Pflege des kulturellen Erbes und

Beratung und Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland in Angelegenheiten der Kunst und Kultur.

Und dann das!...Da dreht sich Willy Brandt im Grabe wie ein Windkraftwerk! Bundeskanzlerin Merkel, so insinuiert

Ihre SPD-Wahlkampf-Postkarte, verspricht Steuersünder Hoeneß Hilfe bei der Steuerhinterziehung und beglückwünscht ihn dazu. Eine plumpe Verächtlichmachung, die Fußballfans ansprechen soll, die Bayern München hassen. Eine feine, traditionelle Agit-Prop Idee. Aber ist das das künstlerische Niveau eines Präsidenten der Akademie der Künste?Es wäre schön, wenn Sie "klar Schiff" machten, und sich bei der SPD "Kampa" um eine bezahlten Job kümmern. Die Aufgaben eines "Präsidenten" passen doch gar nicht zu Ihnen. Machen Sie es vielen und vor allem sich selbst leicht: Treten Sie zurück!

Herzlichst

Ihr

Giselher Suhr

 

Beitrag erschien zuerst auf  lyrikheute.com

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