Hat der Online-Handel mit Lebensmitteln Zukunft?

Veröffentlicht:
von

Immer mehr große Lebensmittelhändler gehen online. Der Online-Verkauf von Lebensmitteln ist bisher in Deutschland noch immer eine Nische und kaum verbreitet. Bei uns werden weniger als ein Prozent der Lebensmittel im Netz gekauft, in Frankreich und Großbritannien sind es vier oder mehr Prozent. Das hängt nicht unbedingt mit einer “Internetfaulheit” der Deutschen zusammen, sondern liegt an unserer guten Versorgung mit Supermärkten. In Deutschland gibt es mehr Filialen, vor allem auch der Discounter, während man in Frankreich oder Großbritannien lange fahren muss.

Beim Online-Handel mit Lebensmittel stellen sich viele Probleme. Eine der wichtigsten: die Kühlkette. Käse, Milch oder Fisch dürfen nicht verdorben ankommen. Schon wenn die Kühlkette nur kurz unterbrochen wird, droht ein Qualitätsverlust des Lebensmittels und schnellerer Verderb. Darum misstrauen viele Verbraucher dem Online-Lebensmittelhandel und die Händler konzentrieren sich bisher mehr auf den Vertrieb von Nonfood-Produkten. Der ist leichter handhabbar. Kühlkette ist teuer. Ein weiteres Problem ist die Zielgruppe: Online-Bestellung ist eher etwas für Jüngere, die können aber selbst zum Supermarkt fahren. Die Älteren, für die es eher notwendig wäre, sind nicht so internetaffin oder haben mehr Bedenken, Lebensmittel dort zu bestellen.

Trotzdem laufen Pilotprojekte. REWE online z.B.  beliefert Metropolregionen. Das platte Land wird aber bisher gemieden. Die Belieferung dort ist aufwendig. Allerdings ist die Versorgungslage in den Metropolregionen ohnehin gut und gerade auf dem Land wäre der Lieferservice attraktiv. EDEKA bleibt skeptisch, REAL hält sich raus. Die Händler, die mitmachen, haben einen diffusen Glauben, dass dies irgendwie die Zukunft sein könnte und dass man irgendwie dabei sein muss. Mit voller Überzeugung scheint keiner anzupacken. Jetzt steigt auch die Post ein und will dem Online-Lebensmittelhandel zum Durchbruch verhelfen. Vorerst allerdings wieder nur in Ballungsregionen. Fazit: Online-Verkauf von Lebensmitteln ist ein zunehmend wichtiges Thema, aber noch lange kein Trend.

von Dr. Christian Weilmeier

Zuerst erschienen auf:

lebensmittelhandel.wordpress.com

 

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Claus Böbel

Der Internetverkauf frischer Lebensmittel mag in der Summe noch marginal sein. Für den einzelnen Unternehmer (z.B. meine Metzgerei) kann er aber sehr bedeutsam sein. Bei uns hängen mehr als 1/3 der Verkaufsmenge am Internetshop...

Ich kann aus Erfahrung aber obige Aussagen auf die ältere Generation nicht bestätigen: Ich habe sehr viele ältere Personen in der Kundschaft. Mein ältester Kunde ist 92.
Und bei passendem Angebot und Service würden viele dieser Personen auch online kaufen.

Sicher ist die Markterschließung nicht einfach, aber mit Ausdauer, Konsequenz und Engagement machbar! Nur halbherzig dabei sein hat keinen Sinn.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang