Hameln ist heute und überall!

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Fahren Sie auch manchmal mit stark gedrosseltem Tempo durch Spielstraßen? Wir wollen ja Rücksicht nehmen auf spielende Kinder. Doch wo sind sie? Keine Kreidemalerei auf der Fahrbahn, kein rollender Ball, kein Dreirad, kein Puppenwagen, kein einziges Kind weit und breit! Die Straßen, die Spielplätze, die Häuser – alle leer – ganztags! Da fallen mir die leeren Häuser der Stadt Hameln ein, von denen das Rattenfängermärchen erzählt.

Der Gaukler hatte die Bürger mit dem Zauberton seiner Flöte von der schrecklichen Rattenplage befreit. Endlich!

Jetzt kann man in der Stadt wieder ungestört seinen Geschäften nachgehen, jetzt klingelt endlich wieder Geld in der Kasse, jetzt kann der Markt wieder florieren! Business must go! Nur keine Zeit verplempern mit Kinderkram bei Heim und Herd! Time is money!

Vergessen sind Achtung und Redlichkeit, Handschlag und Ehrenwort. Ohne den versprochenen Lohn für seinen Dienst, nicht einmal mit einem Mindestlohn muss der Rattenfänger wieder abziehen.

Doch die Rache lässt nicht lange auf sich warten.Von ihren rastlosen Eltern gänzlich unbemerkt lockt der Scharlatan die Kinder mit seinen süßen Melodien auf den Marktplatz, um sie in einen Zauberberg zu entführen. Zu spät bemerken die geschäftigen Hamelner, dass all ihr Treiben keinen Sinn macht, wenn die Kinder fehlen. Keine Kinder – keine Zukunft! Verzweifelt sitzen sie da mit vollen Taschen in leeren Stuben und lauschen den leisen Liedern und dem Kinderlachen, das aus unerreichbarer Ferne zu ihnen dringt.

Hameln ist hier und heute! Hameln ist überall!

 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf forum-familiengerechtigkeit.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Crono

Sehr, sehr gut!!!! Danke.

Als ich vor c.a 35-Jahren aus einer NORMALEN Gesellschaft nach Westen übersiedelt hatte, hatte mir schon in den ersten Tagen gefragt: wo sind hier die Kinder, wo sind die jungen schwangeren Frauen mit Ihren Bäuchlein? Tja, was soll man dazu noch sagen?

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