Haben Sie endlich mal den Mumm, IM Gregor, Sputnik, Notar!

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Ich war ein paar Tage nicht in Deutschland, deshalb habe ich Gysis Auftritt vor dem Bundestag am 18. 11. verpasst. Aber dank You Tube konnte ich die atemberaubende Show des linken Dauerbrenners dennoch zur Kenntnis nehmen.

Chapeau! Was sich der alerte Gregor hier geleistet hat, übertrifft alles Bisherige.

Ein Mann, der nicht Mitarbeiter der Stasi genannt werden will, obwohl der Immunitätsausschuss des Deutschen Bundestages im Frühjahr 1998 nach dem Studium von hunderten Seiten von Berichten des IM Gregor, Sputnik und Notar, seine Mitarbeit für „erwiesen“ betrachtet hat, regt sich über die britischen und amerikanischen Geheimdienste auf, die „Freund und Feind“ ausspionieren.

Der Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (1. Ausschuß) hat in seiner 87. Sitzung am 8. Mai 1998 im Überprüfungsverfahren gemäß § 44b Abs. 2 Abgeordnetengesetz mit der in Nummer 1 der Richtlinien des Überprüfungsverfahrens vorgesehenen Mehrheit von zwei Dritteln seiner Mitglieder eine inoffizielle Tätigkeit des Abgeordneten Dr. Gregor Gysi für das Ministerium für Staatssicherheit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik als Erwiesen festgestellt.

Die Veröffentlichung dieses Votums versuchte Gysi gerichtlich zu verhindern, ist aber gescheitert. Deshalb kann das heute jeder nachlesen. Über die Freunde von Gysi ist mir nichts bekannt, aber seine Feinde hat IM Notar genauestens beobachtet und detaillierte Berichte abgeliefert. Seine Beobachtungen über Robert Havemann füllen Bände, seine Einschätzungen von Rudolf Bahro ebenfalls. Es gibt dutzende Mandanten von Gysi, die sich von ihm verraten fühlen können. Selbst in seinem Trabant, dessen Kennzeichen witzigerweise mit IM begann, was bei der Stasi vielleicht für den einen oder anderen Brüller gesorgt hat, war Gysi für Horch und Guck tätig. Als er eines Tages den jungen Maler Thomas Erwin von Havemanns Haus in Grünheide mit nach Berlin nahm, landete anschließend ein ausführlicher Bericht von IM Notar über dieses Gespräch bei der Stasi.

Bei der Staatsanwaltschaft Hamburg, wo auch ich Herrn Gysi wegen eidesstattlicher Falschaussage angezeigt habe, soll ein Stasioffizier zu Protokoll gegeben haben, Gysis Trabant sei abgehört worden. Man kann nur hoffen, dass die Staatsanwaltschaft die Probe aufs Exempel macht und sich überzeugt, dass dies technisch unmöglich war. Die Abhörgeräte der Stasi konnte man durch laufendes Wasser außer Kraft setzen, ein Trabant ist um Vieles lauter!

Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung, verlangt Gysi von der Bundesregierung, anlässlich des „Skandals einer flächendeckenden, umfassenden Bewachung“. Wie wäre es mit Aufklärung in eigener Sache? Die versucht Gysi mit allen Mitteln, vorzugsweise gerichtlichen, zu verhindern. Der Gipfel ist, dass Gysi im Bundestag ausgerechnet Christa Wolf zitiert, die in ihrem Roman Kassandra gesagt hat, dass der bestraft wird, der die Tat benennt, nicht der, der sie begeht. Genau das tut Gysi. Wer die Taten von IM Notar, Gregor oder Sputnik benennt und zuordnet, wird bestraft, dafür sorgen Gysis Rechtsanwälte.

In seiner Philippika lobt Gysi Edward Snowden dafür, dass er „immer die Wahrheit sagt“. Wie schön, wenn Gysi das auch mal täte.

Die „Bevölkerung hat  einen Anspruch darauf“ nicht nur zu wissen, was die NSA in Wiesbaden baut, wie Gysi meint, sie hat auch einen Anspruch darauf zu wissen, wer IM Notar, Gregor und Sputnik ist.

Als der ehemalige ZDF-Korrespondent in der DDR, Börner, in den Ruhestand ging, machte er sich daran, in einem Film noch mal alles zusammenzufassen, was er über Gysi wusste. Obwohl „Die Akte Gysi“ im NDR nur zu später Stunde gezeigt wurde, haben mehr als eine Millionen Zuschauer die Beweise für Gysis Stasitätigkeit gesehen. Der Wunsch nach Wiederholung des Films war so stark, dass der Sender sich dazu entschloss.

Um diese Ausstrahlung zu verhindern, gab Gysi eine eidesstattliche Erklärung ab, in der er versicherte, dass er niemals wissentlich und willentlich über seine Mandanten oder „sonst jemanden“ an die Stasi berichtet habe. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Hamburg  wegen eidesstattlicher Falschaussage.

Ein zweiter Film von Börner ist schon fertig und könnte ausgestrahlt werden. Auch den will Gysi verhindern.

„Haben sie endlich den Mumm, sich der Wahrheit zu stellen“, rief Gysi der Bundesregierung zu. „Hören Sie den Zeugen Snowden, erst dann ist Deutschland souverän“.

Der Mann dieser markigen Worte ist selbst alles andere als souverän. Er will, dass die von IM Notar, Gregor und Sputnik ausspionierten Menschen nicht in der Öffentlichkeit Zeugnis ablegen. Gysi traut sich nicht mal, mit denen zu diskutieren, die ihm Kontra geben könnten. Er weigert sich seit Jahrzehnten, mit Menschen wie Freya Klier, Hubertus Knabe, Bärbel Bohley, als sie noch lebte, oder mir, in den Talkshows oder auf den Podien zu diskutieren. Leider richten sich bis jetzt alle Gastgeber nach Gysis Wünschen.

„Wann haben Sie sich jetzt mal bei der Bevölkerung entschuldigt?“, tönte Gysi vor dem Deutschen Bundestag.

Ja, Herr Gysi, wann haben Sie sich denn mal entschuldigt, für das Spitzelsystem, das Sie mitgetragen haben, für das, was IM Notar, Gregor und Sputnik angerichtet haben, für die  schätzungsweise 24 Milliarden DDR-Vermögen, die unter Ihrer Verantwortung als letzter SED-Parteichef in dunkle Kanäle verschwanden? Sie verweigern der Bevölkerung bis heute Ihr Wissen .

Sie haben in Ihrer Rede mehrmals mit dem Finger auf die Bundesregierung gezeigt. Dabei zeigten drei Finger auf Sie zurück.

Herr Gysi, ich bin Ihr Duckmäusertum so was von leid!

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: M. Sachse

Liest man das Buch "Magdalena" von Jürgen Fuchs so weit schnell klar, dass wirkliche Aufarbeitung in der Bundesrepublik nie gewünscht war. Verfolgte der DDR-Diktatur können darüber Bände schreiben So fehlen nicht nur Akten aus der DDR-Zeit, sondern sie verschwanden auch danach. Deshalb wird es immer wieder Spekulationen geben, auch über Frau Dr. Merkel. Der Wahrheitsfindung hat das nicht gedientund nennen das Thema gern "Aufarbeitungsindustrie". Das Gerichte in der Regel Herrn Dr. Gysi recht gaben, macht die Sache nicht einfacher. Auch die Gründe dafür bleiben unklar, wo doch, wie die Ausführungen oben belege,n eine Klarstellung der Fakten angesagt wäre. Und erst dann könnte ein Stück Vergangenheit ruhen. Die vielen Verfolgten der DDR, die bis heute auf Entschädigung und Rehabilitierung warten, könnten dann aus dem SED-Vermögen entschädigt werden.

Gravatar: Schirren

Sehr geehrte Frau Lengsfeld

Ich finde das gut, Herr Gysi auf seinem Posten zurück zu weisen. Auch wenn ich die Enthüllungen von Snowden für sehr wichtig halte. Es steht fest Herr Gysi war nun mal Helfer einer Menschenverachtende Diktatur... Heute in BRD ist sie weniger bedrohlich vielleicht, aber sie hat noch viele Befürworter: das ist die Diktatur des Schweigens und des Vertuschens! Keine Partei, kein Genosse ist auch davor ganz sicher! Auf welche Seite er wirklich steht soll Gysi uns bitte doch sagen!
Ja, könnte er nur sagen: "OK ich habe damals Sch... gebaut, ich hätte wie Snowden handeln müssen. Nun habe ich es verstanden, der Staat hat nichts zu suchen im "Leben der Anderen" (immerhin hat ja Merkel zugegeben daß sie damals alles andere als Heldenhaft gewesen sei…), dann wäre Gysi als Politiker was wert gewesen! Ihn geht es aber anscheinend immer nur darum, seine Übergriffe durch die der anderen (Faschisten – Kapitalisten, etc.) zu rechtfertigen.

herzliche Grüße

Gravatar: Georg

Was bitte ist an übler Nachrede "mutig"?!
Warum ist es Frau Lengsfeld so wichtig, die US-amerikanische Stasi und deren IMs von der deutschen Bundesregierung (unter Beteiligung ihrer Partei) vor Herrn Gysi und seiner berechtigten Kritik zu schützen? Sie redet hier der Spitzelei das Wort, gegen die sie sich angeblich einsetzen will. Das ist nicht mutig, sondern heuchlerisch.
Übrlassen Sie die Urteile gefälligst GERICHTEN, nicht Frau Lensgfeld und nicht parteipolitisch besetzten und entscheidenden Ausschüssen.

Gravatar: Kay Dubberke

Vielleicht hat er mit der Stasi eine (Schein)zusammenarbeit vorgetäuscht, um seine Mandanten letztendlich dadurch zu schützen und Ihnen helfen zu können. Man muss mit seinen Feinden kooperieren um Erfolge in der Sache zu erstreiten. Wenn es Opfer gibt, dann sollen Sie sich melden und die Dinge offen legen, wodurch sie von Gregor Gysi geschädigt worden sind. Bei Beweisen geht das dann ans Gericht und muss behandelt werden. Wofür haben wir denn Gerichte. Also bitte schön........
Wir sehen es doch heute jeden Tag. Beispiele erspare ich mir..... Wer Schach spielt, weiß wovon ich spreche. Gysi ist eine der wenigen in unserer heutigen Zeit, der in der Sache sich sehr oft für uns, denen es nicht so gut geht, einsetzt. Er hat meine volle Unterstützung.

Gravatar: Petronius

Vielen Dank , Frau Lengsfeld, für ihre mutigen Artikel. Leider werden auch Sie, wie alle anderen auch, nicht viel daran ändern können, daß diese Sorte von Leuten leider dringend gebraucht werden. Sie wurden schon nach der Wende verschont und man griff auf ihr "Herrschaftswissen" zurück. Heute spielt Gysi die Rolle des Hofnarren, der das sagen darf, was anderen übel genommen werden würde. In die rechte Ecke wird man ihn nicht stellen, obwohl Nationalsozialisten auch nichts anderes als totalitäre Sozialisten gewesen sind.

Hubertus Knabe wirft man vor, ein "Besserwessi" zu sein und ignoriert deshalb bereitwillig seine Bücher. Nun gibt es auch ein von "Ossis" geschriebenes Werk, das Sie vielleicht schon kennen.

https://www.amazon.de/Vorw%C3%A4rts-Vergessen-Komplizen-gef%C3%A4hrliche-SED-Diktatur/dp/3871346233

Der Stasisumpf und seine Ausläufer ist also bei weitem größer als es die DDR gewesen war und "längst vorbei" ist gar nichts. Machen sie bitte dennoch und trotz allem weiter so.

Gravatar: Christian Döring

Tja, was tun mit Herrn Gysi?

Wenn er jemandem wissentlich geschadet hat, dann soll er zur Verantwortung gezogen werden. Ansonsten denke ich, hat all das Gejage auf IM's wenig Sinn. Es wäre eh nur ein Puzzlespiel: Den einen bekommt man, den andern nicht. Und wenn sie dann alle bestraft wurden, nach welchem Gesetz eigentlich?, ist das Volk dann befriedet?

Als Christ in der DDR hab ich öfter mal meine an sich große Klappe aufgemacht und dafür Ärger bekommen. IM's hab ich erlebt, aber Wut hab ich auf sie nicht mehr. Ich hab zusammen mit einem Wessi ein Buch geschrieben "Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien?" , es läuft gerade deshalb auf Amazon so gut, weil ich nicht im Zorn auf diese Zeit zurückblicke, sondern weil ich private Feindschaften oder Abrechnungen hinter mich gelassen habe. Ich denke dies bringt nichts ...

Verharmlosen sollte man nichts, Unrecht auch klar beim Namen nennen, aber heute noch IM's jagen ?

Gravatar: MicroHirn

Im Gegenteil, Herr Lauterbach, es ist höchst aktuell. Denn wer 'Moral' predigt und von anderen verlangt, muß sich auch fragen lassen, wie es mit der eigenen bestellt ist. Es geht um Glaubwürdigkeit , damals wie heute.

Gravatar: Michael Lauterbach

Also ich weiss net, aber kann das nicht mal aufhören....das ist schon so lange her und immer wieder und immer wieder wird Hr. Gysi das vorgeworfen. Selbst wenn es so ist...was ändert sich dann dann -sie wollen ihn einfach nur schädigen und das Ansehen was Hr. Gysi hat dadurch runter setzen. Was soll das ganz "Geschwätz" denn bringen und was haben manche Leute davon, die gar nicht betroffen sind.

Gravatar: Wolfgang Mayer

Dieser mutige Artikel gefällt mir sehr, liebe Frau Lengsfeld!

Herzlichen Gruß aus Erfurt -
Wolfgang Mayer.

Gravatar: MicroHirn

Wohlfeile Reden führen ist kein großes Kunstück und die Frage, ob er vielleicht sogar Recht hat mit seiner Kritik zweitrangig. Ich denke mal, Frau Lengsfeld geht es darum, ob man diesem Mann das auch glauben kann, was er sagt. Angesichts der erhobenen Vorwürfe darf man also fragen, haben wir es mit einem 'geläutertem' Gysi zu tun oder spricht hier ein 'Wolf im Schafspelz'?

Gravatar: Redaktion

In Zukunft bitten wir, auf persönliche Anfeindungen zu verzichten!

Zum Inhalt: Gregor Gysi war Anwalt zahlreicher Opfer der SED-Diktatur. Der Verdacht liegt nahe, dass er als Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi unter dem Decknamen Notar eine Doppelrolle gespielt und seine Mandanten hintergangen hat, was er bis heute bestreitet. Siehe dazu die Ausführungen von Frau Lengsfeld oben.
Frau Lengsfeld hat wochenlang in Untersuchungshaft in einem Gefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit verbracht.
Die Redaktion

Gravatar: Angelika Kanitz

Frau Lengsfeld obwohl ich in der Grundeinstellung auf Ihrer Seite bin, muss sagen, viel erzählen und nichts tun, ausser in der Presse großte Töne zu spuken, konnten Sie schon immer gut.
Leider ist Herr Gysi auf der falschen Seite, denn er ist Ihnen weit überlegen, ich hätte mir so einen Anwalt für die Opfer der SED Diktatur gewünscht. Leider hat er nun etwas Dreck am Stecken, Dennoch werden wir wohl eher seine Todesannonce lesen, als dass Sie ihm auch nur den kleinsten Kratzer zufügen. Leider ist er mir sogar symphatisch und hält er bessere Reden als Sie.
Nicht einen Tag haben Sie in DDR Haft gesessen und sind in den Westen abgehauen. Ziehen Sie sich doch einfach ins Privatleben zurück. Spielen hier nicht den Retter der Nation. Von solchen Leuten haben wir wirklichen Opfer wirklich die Schnauze voll.

Gravatar: achwo

frau lengsfeld hat wirklich mumm und mut ,den ich lange zeit in den medien vermisst habe

Gravatar: Holger Pflug

Auch wenn Gysi "dank" seiner Vita sicher der falsche Mann dafür ist, so steht er doch am richtigen Platz und hält die richtige Rede. Es ist einfach nur schecklich, daß sich die Regierung ausgerechnet von diesem Mann den Spiegel vorhalten und mit allem Recht Unfähigkeit oder Unwilligkeit vorwerfen lassen muß. NIcht vergessen: Gysi hält diese Rede, weil es sonst keiner tut. Leider. Die, die es könnten und sollten, sind zu feig oder zu faul oder zu gut bezahlt, wobei da noch zu fragen wäre, von wem.

Gravatar: Ulli

Leider kommt Gysi mit seinem populistischen Geschwätz bei vielen Bürgern gut an, die vom Stasi-Verdacht nichts wissen oder meinen, dieser sei ausgeräumt, weil man von ihm nichts mehr hört.
Umso wichtiger ist, dass Sie und wenige andere nicht loslassen, Frau Lengsfeld, und immer wieder auf diesen Heuchler und Feigling Gysi verweisen, der Moral predigt und Unmoral bis hin zum Gesetzesbruch lebt.
Herzlichen Dank!

Gravatar: Stephan Achner

Liebe Frau Lengsfeld, der stets verschlagen lächelnde Herr Gysi ist kein "Duckmäuser", sondern ein "Verbrecher", der schweren Schaden angerichtet hat und dies immer noch tut. Die alte Bundesrepublik und auch das politische Deutschland seit 03.10.1990 hat diese Leute viel zu milde behandelt. Deshalb können sie heute unter dem Deckmantel einer sog. politischen Partei im Deutschen Bundestag diese Demokratie verhöhnen. Merkel & Co. machen es Gysi durch ihre eigenen politischen Fehler aber auch viel zu leicht.

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