Grüne Wegelagerei

Die Luftverkehrssteuer gibt vor das Klima zu schützen. Doch sie ist nur ein besonders unverfrorener Versuch der Regierung an das Geld der Bürger zu kommen.

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Gegen den Klimawandel soll die von der Bundesregierung geplante Luftverkehrssteuer helfen. Doch irgendwie wird man das Gefühl nicht los, als würde es sich nur um eine weitere Einnahmequelle für den Fiskus handeln. Denn schließlich tauchen da einige unangenehme Fragen auf: Warum werden nicht die Emissionen, sondern die Passagiere besteuert? Warum müssen Kinder, wenn sie keinen Platz beanspruchen gar nichts bezahlen, wo sie doch auch die Masse der Flugzeugs erhöhen und somit zu den Emissionen eines Flugzeugs beitragen? Weshalb gibt es eine so grobe Differenzierung der Belastung zwischen Inlands- und Auslandsflügen, wobei Inlandsflüge allein durch die Abgabenbelastung von Hin- und Rückflügen überproportional belastet werden? Irgendwie will diese Steuer aus umweltpolitischer Perspektive nicht einleuchten.

Idealtypisch sollte ein Umweltinstrument alle Emissionen gleichermaßen nach Maßgabe ihrer Schadenskosten belasten. Nur dann ist gewährleistet, dass die Emissionen wirklich zu den geringsten Kosten reduziert werden, denn andernfalls werden in einigen Bereichen Emissionen zu Kosten vermieden, zu denen in anderen Bereichen deutlich mehr Emissionen gemindert werden könnten. Allerdings ist es nicht ganz einfach die Schäden von Treibhausgasemissionen zu bestimmen, so dass es sinnvoll sein kann, sich auf einen einheitlichen Abgabensatz zu einigen und mit diesem alle Emissionen gleichermaßen zu belasten.

Was geschieht jedoch bei der geplanten Luftverkehrsabgabe? Rechnen wir einmal nach: Ein Kurzstreckenflug zwischen Berlin und Frankfurt/Main mit einer Strecke von 437 km verursacht pro Passagier Kohlendioxidemissionen von rund 78 kg (7,5 L Kerosin pro Person und 100 km, 2,41 kg Kohlendioxid pro Liter Kerosin). Damit zahlt ein Flugreisender auf dieser Strecke pro Tonne Kohlendioxid die stattliche Summe von 170 Euro pro Tonne Kohlendioxid, was derzeit dem elffachen dessen entspricht, was Kraftwerksbetreiber für eine Tonne Kohlendioxid beim Europäischen Treibhausgashandel berappen müssen. Je kürzer die Inlandsstrecke, umso mehr muss der Reisende für eine Tonne Kohlendioxid mit stets identischer Klimawirkung zahlen.

Bei einem Langstreckenflug von Berlin nach New York (6387 km pro Strecke) fallen pro Passagier für den Hin- und Rückflug dagegen rund 1380 kg Kohlendioxid an (4,5 L Kerosin pro Person pro 100km) an, die bei einer Abgabenbelastung von 26 Euro pro Hin- und Rückflug mit 19 Euro pro Tonne Kohlendioxid entgolten werden müssen. Dem kritischen Leser stellt sich also die Frage, warum ein Flugreisender nach New York nur das 1,3-fache eines Kraftwerksbetreibers als Emissionsabgabe zu zahlen hat, für einen Flug nach Frankfurt jedoch das Elffache?

Die geplante Luftverkehrsabgabe ist nicht nicht nur hochgradig ineffizient, weil sie gleiche Emissionsmengen mit analoger Klimawirkung extrem unterschiedlich belastet, sie ist auch ungerecht, weil nicht einsichtig ist, weshalb Fernreisende gegenüber Kurzstrecklern benachteiligt werden. Vielleicht sollte die Bundesregierung ihren Bürgern lieber reinen Wein ausschenken und zugeben, dass sie mit dieser Abgabe ihre knappe Kasse aufbessern möchte, weil sich die Bürger gerade bei Flugreisen recht leicht melken lassen. Nebenbei könnte sie dann auch zugeben, dass sie ihrem Lieblingskind Bahn einen großen Gefallen tun möchte.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Ermecke

Lieber @Dennis, lesen Sie unseren Report! Unsere Aussage ist die, daß der Ofen nicht wärmer wird (also keine höhere Temperatur annimmt), solange Sie ihm nicht mehr Energie zuführen. Wenn Sie ihn glühen lassen wollen, müssen Sie mehr Kohle reinschütten. So einfach ist das!

Gravatar: Freigeist

Ich bin sehr gespannt, wie man dies in 20 Jahren sehen wird, rückblickend. Es wird auf jeden Fall sehr sehr spannend.

Gravatar: Dennis

@ Klaus Ermecke:

Also bleibt ihr Ofen kalt wenn sie ihn heizen?

Gravatar: Petra

Grün bedeutet Abzocke!

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