Grün ist das neue Schwarz

Thomas Volkmann, Referent des Liberalen Instituts der Friedrich-Naumann-Stiftung, schreibt in seinem Essay über die Grünen “Zurück in die Zukunft? Der neue grüne Konservatismus”, erschienen in der Reihe Position Liberal 103, sehr treffend:

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"Grün ist das neue Schwarz. Die Öko-Republik, wie sie sich aus den programmatischen Bausteinen grüner Papiere und Stellungnahmen zusammensetzen lässt, ist nicht links, nicht alternativ, nicht progressiv oder systemverändernd – sie ist konservierend, rückwärtsgewandt, regressiv, das Etablierte bewahrend. Sie ist im klassischen Sinne konservativ."

Die Fischer-Ära der grünen in den neunziger Jahren beschreibt er pointiert:

"Unter der Führung von Fischer, der dazu im Übrigen kein Parteiamt brauchte, schafften die Grünen eine große Strecke auf dem Weg zur verbürgerlichung. So wie Fischer vom Turnschuh-Outfit zum Anzug wechselte, so wechselten die grünen von links zur Mitte, vom verändern zum bewahren, von der Außenseiterposition zum Lifestyle."

Über “Die Guten mit dem Geld”, wie der STERN sie nannte, dem heute wichtigsten Klientel der Grünen, kann man lesen:

"Die grüne Klientel hat mit der von ihr unterstützten Partei zusammen den direkten Weg von der Protestkultur zum Lebensstil gewählt und verwischt dabei mögliche Unterschiede zwischen beidem: Anders sein ist schick, Distinktion ist …ein wichtiges Elixir im Leben der grünen Anhängerschaft. Der Übergang vom Rebellionsmillieu zum Elitenmillieu hat offenbar ein hohes Maß an Sendungs- und Selbstbewusstsein mit sich gebracht."

Vom eigenen Anspruch der Grünen auf moralische Überlegenheit und den programmatischen Patentrezepten für  eine bessere Welt lässt sich jedoch keine pragmatische Offenheit für die Lösung von Zukunftproblemen ableiten:

Von diesem hohen, allzeit gültigen moralischen Anspruch stellt sich für die Grünen scheinbar die Frage nach der Praktikabilität überhaupt nicht; das Argument, dass man heute in den seltensten Fällen beurteilen kann, wie die Zukunft aussehen wird und ob die Maßnahmen und Handlungen, die man heutzutage ergreift, in Zukunft positive oder negative Effekte haben werden, scheinen nicht zu gelten.

Das grüne Idealbild einer Gesellschaft charakterisiert Volkmann folgendermaßen:

“Grünland” ist ein Land, das sich nicht entwickelt, sondern das geplant wird. Es ist ein Land der Planung nach Wirkungsketten, mit festgefügten Zielsetzungen und festgeschriebenen Zwischenschritten auf dem Weg dorthin. Wissenschaft und Forschung handeln nicht ergebnisoffen, sondern ihre Richtungsentscheidungen werden durch Vorab-Festlegungen, was sein darf und was nicht, weit über ethische Notwendigkeiten hinaus präjudiziert. Die reinigende Dynamik von Verbraucherentscheidungen wird durch Verbote von produkten und Verhaltensweisen weit über Gefährdungsanalysen hinaus ausgeschaltet. Die Entscheidungsfreiheit der Menschen wird durch die Postulierung allgemein gültiger, ökologisch-egalitärer Werte und darauf basierender Eingriffsbefugnisse kollektiver Gremien beschränkt."

Was von der Freiheit in “Grünland” bleibt, lässt sich in einem Satz zusammenfassen:

"Nicht die Freiheit im Sinne von “Jeder ist seines Glückes Schmied” ist damit gemeint, sondern die Freiheit des geleiteten, gelenkten und des Risikos enthobenen Mündels."

Was aber bedeutet das für diejenigen, denen dieses Korsett zu eng geschnürt ist?

"Die nächste Herausforderung der Freiheit wird nicht mehr der Kampf gegen einen Sozialismus sein, sondern die freiheitliche argumentation gegen einen als “ökologischen Positivismus” wiedererstarkenden Konservatismus, wie er sich in der Utopie “Grünland” manifestiert."

liberalesinstitut.wordpress.com

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