Großer Austausch und leiser Ekel vor der Politik

Warum wir schon 2024 zur Minderheit im eigenen Land werden und worüber sich die »Qualitätspresse« Sorgen macht. Spoiler: Darüber jedenfalls nicht!

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Welt im Wachkoma

In einem selbst für Welt-Verhältnisse bemerkenswert schrulligen Artikel betrauert Jacques Schuster den Untergang der Demokratie (oder was er dafür hält): »Zieht man alle Umfragewerte der Parteien zusammen, die für die Staatsräson der Bundesrepublik stehen, also die der CDU, CSU, SPD, FDP und Grünen, dann sind zurzeit nur 69 Prozent der Deutschen für die Demokratie […] 2002 waren es noch 93 Prozent der Deutschen.« [1]

Seltsam, oder? Obwohl die Union eisern für christlich-konservative Werte steht, für wirtschaftlichen Sachverstand und innere Sicherheit, die SPD die sozialen Themen bedient, den Grünen primär die Umwelt am Herzen liegt und die FDP unbeirrt die Fahne der Freiheit schwenkt — wandten sich die doofen Wähler trotzdem von ihnen ab und dem politischen Vakuum zu. Einfach so! Als gäbe es da eine unsichtbare Kraft, die 2002 noch nicht vorhanden war, quasi eine Dunkle Materie-Partei. Schlimmer noch: Auch die Auflagenzahlen der einstmals stolzen »Leitmedien« befinden sich weiter im freien Fall. [2]

Was ist nur los mit diesen seltsamen Deutschen, dass sie, um es mit Schuster zu formulieren, einen »leisen Ekel vor der Politik« entwickelt haben? Und warum schmähen sie plötzlich die kritischen und objektiven Verkünder der Wahrheit™? Offenbar ekeln sich die Menschen nicht nur vor der Demokratie, sondern auch vor der Pressefreiheit. Da leben sie nun gut und gerne im sichersten Schland aller Zeiten und das ist der Dank!

»Sudel-Ede« wäre stolz gewesen

Man kann eigentlich nur geistig in der Tradition eines Karl-Eduard von Schnitzler stehen, um einen derartigen Schwachsinn zu verzapfen! Nicht nur, dass es im Weltbild des Herrn Schuster außer den oben genannten Blockflöten keine weiteren demokratischen Parteien gibt (von alternativen Medien ganz zu schweigen) — der von ihm postulierte »leise Ekel vor der Politik« ist auch generell zu verdammen, denn: »Er hat in Deutschland noch nie etwas Gutes hervorgebracht.«

Ernsthaft. Dann haben sich die Bürger im Herbst ’89 alle geirrt? Mensch, wenn der Honecker das noch… Was ist mit 1848 und 1953? Oder, in Schusters Welt, meinetwegen auch 1918 und 1968? Was, wenn der leise Ekel vor der Politik den Stauffenberg nicht in den Bastelkeller getrieben hätte? Selbst die Grünen hatten mal eine Daseinsberechtigung, als sie sich noch für Flüsse interessierten, in denen Fische mit dem Bauch nach oben schwammen!

Unzufriedenheit ist der Antrieb für Veränderungen. Die führen nicht zwangsläufig zu einem besseren Ergebnis, aber versuchen kann (und muss) man es wenigstens mal. Das ist natürlich für Systemlinge, die es sich im Status Quo behaglich eingerichtet haben, der Albtraum schlechthin. Besser für die Demokratie, die Leute wählten gar nicht, als dass sie »falsch« wählen. Also beispielsweise Parteien, die sich für mehr Demokratie einsetzen. [3] Mit dieser »Logik« qualifiziert sich die Welt definitiv für das Peter Altmaier-Kreuz am Wurstbändchen! [4]

Läuft: Der große Austausch

Scheinbar in keinem Zusammenhang dazu, zumindest für Welt-Leser, steht eine schockierende Nachricht dieser Woche, die erklären hilft, warum sich immer weniger Deutsche »für Demokratie interessieren«: Es gibt schlichtweg immer weniger davon! Also Deutsche:

»Die Zahl der Menschen in Deutschland mit ausländischer Herkunft hat einen neuen Höchststand erreicht. Laut dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden hatten im vergangenen Jahr rund 19,3 Millionen Einwohner in Deutschland einen Migrationshintergrund. Das entspricht 23,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. Ihr Anteil stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 Prozent (815.000 Personen).« [5]

Da fragt man sich natürlich, woher die plötzlich kommen, wo doch 2017 »nur« 186.000 Asylanträge gestellt wurden und der Familiennachzug teilweise ausgesetzt war? 4,4 Prozent klingt auch erstmal nicht viel, aber das hat binnen einen Jahres dazu geführt, dass nicht mehr jeder fünfte hier Wohnende einen »Migrationshintergrund« hat, sondern knapp jeder vierte. Wer sich im Einkaufszentrum seines Vertrauens umschaut, dürfte eher nicht zu der Schlussfolgerung kommen, dass da hunderttausende Ungarn oder Franzosen zugewandert sind.

Düstere Aussichten

Extrapoliert man diese Zahlen, was natürlich immer mit dem Makel behaftet ist, dass damit nur eine angenommene kontinuierliche Entwicklung abgebildet werden kann, so besitzt bereits im Jahr 2020 jeder dritte Einwohner einen Migrationshintergrund. 2024 werden es 50 % sein. Den Rest kann sich jeder selbst ausrechnen…

Nur die Hälfte davon darf wählen (weil sie die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, Tendenz auch hier steigend). Was das bedeutet, habe ich kürzlich in meinem Artikel »Demographiekratie« beleuchtet. [6] Allerdings, muss ich zugeben, bin ich da vor wenigen Wochen noch von völlig falschen Annahmen ausgegangen: »In weniger als einer Generation ›verlieren‹ wir die Großstädte.« — Das stimmt nicht (mehr). In weniger als einer Generation verlieren wir unser Land, sind effektiv in der Minderheit!

Der Wettbewerb zwischen »Tür auf« und »Tür zu« wird sich folglich in nächster Zeit dramatisch beschleunigen, wie man bereits an den Zuwächsen der beiden Gegenpole Grüne und AfD deutlich erkennen kann. Mit »Ekel vor der Politik« hat das nichts zu tun. Es hat sehr viel damit zu tun, wessen Interessen Politik werden. Läuft es schlecht, werden Debatten über Demokratie, Freiheit und Menschenrechte bald nur noch akademischen Charakter haben. Bevor sie ganz verboten werden.

[1] www.welt.de/debatte/kommentare/article180479084/Volksparteien-Der-leise-Ekel-vor-der-Politik.html
[2] www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/zeitungsauflagen-fortsetzungsroman-auflagen-schwund/
[3] dunkeldeutschland.blog-net.ch/2017/09/15/warum-sie-die-afd-wirklich-hassen-oder-die-haben-auch-allen-grund-dazu/
[4] youtu.be/ThkViULJEEg
[5] jungefreiheit.de/politik/deutschland/2018/knapp-jeder-vierte-einwohner-ist-auslaendischer-herkunft/
[6] dunkeldeutschland.blog-net.ch/2018/07/12/demographiekratie/

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H.M.

HERR, schenke uns bitte eine neue Regierung und lass bitte Deutschland unser Heimatland bleiben!

Gravatar: Doris Schmidt

Ich ekel mich schon, und zwar vor den Politikern des Merkel-Regimes. Wenn ich diese Typen sehe, muß ich immer wegschauen, weil sich mir sonst der Magen umdreht. Das gilt ganz besonders für Frau GröKaz.

Gravatar: Sina Lorenz

@Bernd

In der Tat geht die Rechnung so nicht auf. Entweder stimmt der Prozentsatz nicht oder die Menge:

Ausgehend von 82 Mio

19,3 Mio = 23,5 % (2017)
- 4,4 % = 19,1 %
19,1 % = 15,7 Mio (2016)

Differenz = 3,6 Mio

Da die "Süddeutsche" mit der selben Prozentzahl hantiert und kaum im Verdacht steht, fremdenfeindliche Propaganda zu betreiben, hat sich vermutlich die von mir zitierte JF bei der Anzahl ("815.000 Personen") verrechnet. Wirklich beruhigender finde ich die 3,6 Millionen in einem Jahr allerdings auch nicht...

https://www.sueddeutsche.de/politik/mikrozensus-etwa-jeder-vierte-in-deutschland-hat-einen-migrationshintergrund-1.4077431

Gravatar: Unmensch

Die linksgrünen Medienfaschisten kämpfen gegen subjektive Erkenntnisse, gegen alternative Medien und gegen alternative Parteien -- weil sie diese nicht beherrschen können, im im Gegensatz zu denen mit "Staatsräson".

Gravatar: Bernd

Ohne Entwarnung geben zu wollen. Aber wir sollten schon richtig rechnen:
Wenn 4,4% 815000 Personen sein sollen, dann bezieht sich der Prozentsatz doch wohl auf die Migranten und nicht auf die Gesamtbevölkerung. Auf die Gesamtbevölkerung sind es dann noch knapp 1% Erhöhung.
Zu rechnen 19,2% + 4,4% = 23,6% ist demnach falsch !
Demnach stimmen die Jahresprognosen auch nicht.

Gravatar: Elke

Ist klar. Wenn ich mit älteren Menschen ins Gespräch komme, haben die meisten bzw. viele, keine Kinder in die Welt gesetzt. Ein Mann, den ich auf dem Friedhof traf, erklärte mir, er wollte keine Kinder, um denen das Leid zu ersparen. (er war Kriegskind). Seine Cousine, deren Grab er besuchte, hatte auch keine Kinder in die Welt gesetzt.

Auch die nachfolgende Generation tut sich schwer. Oft haben diese lieber einen Hund neben sich. Auf gut Glück kann man Hundebesitzer fragen: Sie haben keine Kinder? In den allermeisten Fällen liegt man richtig.

Und so summieren sich die Kinderlosen und die Deutschen vergreisen. Wer soll sie pflegen? Im öffentlichen Nahverkehr muss man sich oft fragen, in welchen Land bin ich eigentlich. Die paar Deutschen, die mitfahren, sind an einer Hand abzuzählen. Der Rest ist multi-kulti. - ohne Hund.

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