"Gorch Fock" - ein männlicher Mythos an der Kette

Für unzählige Soldaten ist das  Segelschulschiff „Gorch Fock“  DAS Traumschiff schlechthin.  Der tragische Todesfall einer Kadettin setzt diesem männlichen Mythos ein jähes Ende.

Veröffentlicht:
von

Der schreckliche Unfall der Offiziersanwärterin  sollte Anlass geben, auch über das eherne Prinzip der Gleichstellung von Mann und Frau nach zu denken. Wird hier von der Frauenlobby nicht  Prinzipienreiterei betrieben mit der Einführung einer 15% Frauenquote auch auf der „Gorch Fock“? Auch im Interesse für die Frauen sollte Gleichstellung auch eine gewisse Fürsorgepflicht nicht vernachlässigen. Warum darf es nicht gewisse Männerdomänen geben, die von der  Frauenquote ausgenommen werden? Es gibt immer noch Männerdomänen – wie auf der „Gorch Fock“ -, bei der männliche Stärken den militärischen Auftrag und die Sicherheit der gesamten Besatzung garantieren - ohne Einschränkung.
Und: Wo bleibt eigentlich die Männerlobby – wenn es sie denn gibt? So werden im relevanten Gleichstellungsgesetz für Soldaten und Soldatinnen geringere Einstiegsschwellen für die Offizierslaufbahn zugelassen, z.B. hinsichtlich körperlicher Leistungsfähigkeit. Hier liegt ein klarer Fall von Diskriminierung vor. Wie kann es passieren, dass solche Gesetze (überwiegend von Männern) einfach „durchgewunken“ werden? 
Die Kadetten von der „Gorch Fock“ befinden sich seit Wochen wieder in der Heimat. Dort  wird die Ausbildung auf ihrem Traumschiff nunmehr ersetzt durch Trockenübungen. Mich wundert das stille (?) Erdulden der betroffenen Männer……. 
Freiwillig haben sie sich gemeldet zur Einübung von Gruppendisziplin und risikoreichen Routinen hart am Wind auf einem Schulschiff.  Sie waren mündige Bürger, die sich freiwillig für die Offizierslaufbahn bei der Bundesmarine entschieden hatten. Ihnen waren die Gepflogenheiten und Risiken auf einem Segelschiff bekannt. Und die Kadetten wussten auch, dass die Ausübung des Befehls „Aufentern“ auf ihrer freiwilligen Entscheidung beruht. Ehemalige Kadetten berichten in der Mehrzahl, dass kein Zwang zum Aufentern – bei dem der Unfall passierte - ausgeübt wurde. Jeder Kadett weiß, dass er dann für seine  Sicherheit eigenverantwortlich ist. Bei schwierigen Segelmanövern kann ein schnelles, eingeübtes Aufentern sein Leben und das seiner Kameraden retten.  Der Sinn oder Unsinn des Aufenterns für Kadetten steht hier nicht zur Debatte.
Was politisch zur Debatte steht, ist nach Meinung vieler Experten das Verhalten der Bundeswehrführung in dem tragischen Todesfall auf der „Gorch Fock“, und zwar die Vorabverurteilung der Schiffsführung mit der Annahme eines Fremdverschuldens. Und das ohne entsprechende Ermittlungen abzuwarten, die u. a. schuldhaftes Eigenverhalten mit einschlie-
ßen. War da wohlmöglich auch politische Korrektheit mit im Spiel? Hier hätte ein klares Statement gerade der Gleichstellungsbeauftragten für die „Gorch Fock“ entsprechenden Spekulationen den Boden entzogen. So bleibt ein schales Gefühl nicht nur bei der Schiffsführung zurück.

Irritierenderweise kam erst zwei Monate nach dem tragischen Unfall die Order aus Berlin zum Abbruch der Good Will Tour nach Nordamerika und Rückkehr in die Heimat. Die „Gorch Fock“ wird Anfang Mai in ihrem Heimathafen Kiel zurück erwartet. Nach Ankunft wird sie mit einer ungewissen Zukunft an die Kette gelegt – und mit ihr ein männlicher Mythos.

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Keine Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang