Gläserne Sexualität und »Homophobie«

Ob der gläsernen Sexualität die Zukunft gehört, ist fraglich, denn unter europäischen Muslimen und katholischen Ost- und Mitteleuropäern wächst der Widerstand. Was wir anstatt bekenntnishafter Enthemmtheit brauchen, ist die gute, alte Diskretion. Ein Drittes gibt es nicht.

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Der bayerische SPD-Politiker Michael Adam, geboren 1984, ist Landrat des Kreises Regen. Im Rahmen des arte-Themenabends über »Homophobie in Europa« hatte er gestern einen interessanten Auftritt. Adam ist homosexuell. Das hinderte ihn nicht, für eine gewisse Zeit ein großer Hoffnungsträger der bayerischen SPD zu sein, denn seine Neigung ist kein Geheimnis. Adam lebt in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft und hatte in dem von ihm regierten Landkreis Regen keine nennenswerten Probleme, bis, ja, bis auch er zum Opfer europaweiter »Homophobie« wurde. So stellte es jedenfalls der arte-Film »Gleiche Liebe, falsche Liebe?!?« von Peter Gerhardt dar.

Adam hat das Landratsamt mehrfach für intime Begegnungen mit männlichen Gespielen genutzt. Ein inzwischen entferntes Sofa leistete nützliche Dienste, während anderswo im Haus sogar eine Veranstaltung lief. Adam scheint sich keine besondere Mühe gegeben zu haben, die über das Internet anberaumten Treffen zu verheimlichen. Es kam zu unangenehmen Medienberichten und auch sonst zu einigem Ärger. Herr Adam versteht aber nicht, woran sich die Leute stören. Hätte er sich mit einer Frau vergnügt, so meint er, würde doch auch keiner etwas gesagt haben. Es sei dahingestellt, ob diese Naivität echt ist oder nur gespielt.

Trotz der Affäre, die es bis in die überregionale Presse schaffte, hat Adam sein Amt behalten. Dienstrechtliche Schritte hielt der Regierungspräsident von Niederbayern nicht für nötig. Glück gehabt. Dass allerdings eine private Nutzung von Diensträumen für zweigeschlechtliche Intimitäten, wenn sie denn bekannt geworden wären, keinerlei Aufregung verursacht hätte, ist schwerlich anzunehmen. Insofern ist Adams Fall von dem eines normalen Mannes kaum zu unterscheiden, und wenn das so ist – was um alles in der Welt hat er dann mit Homophobie zu tun? Das hat der Film natürlich nicht erklärt.

Auf seiner persönlichen Homepage präsentiert sich Adam als »gläserner Landrat«, der freiwillig alle Einkünfte und Nebentätigkeiten offenlegt. Er scheint ehrlich aufzutreten und es mit seiner Ehrlichkeit richtig ernst zu meinen. Offenbar glaubt er, dass sich bei hemmungsloser Transparenz Konflikte von selbst erledigen. Wenn er aber behauptet, dass sich die beklagte »Homophobie« aus seiner speziellen sexuellen Neigung ergebe, dann hat Adam nicht verstanden, dass er in diesem speziellen Fall nicht für seine Andersartigkeit, sondern für seine Bill-Clinton-Ähnlichkeit angegriffen wurde. Das Problem war nicht eine andere, sondern genau die gleiche Hemmungslosigkeit, die davon nicht besser wird, dass sie auch dem amerikanischen Präsidenten reichlich Ärger einbrachte und die in jedem Fall, wenn sie denn ruchbar geworden wäre, Anstoß erregt hätte. Und zwar zu Recht.

Wenn es aber nach Adam ginge, würde es überhaupt keine Klagen über sexuelles Verhalten gleich welcher Art und Weise mehr geben. Und wenn es sie doch gäbe, würde man sich auf seine schützenswerte Homosexualität zurückziehen dürfen. Der Regierungspräsident war klug genug, die Geschütztheit des homosexuellen Adam nicht in Frage zu stellen und sich selbst zu schützen, freilich um den Preis, dass der Fall am Ende nicht »Homophobie« offenbart, sondern das genaue Gegenteil, nämlich Narrenfreiheit für einen homosexuellen Landrat. Aber Schuld an jeglichen Konflikten sind unter solchen Voraussetzungen natürlich immer die anderen. Man braucht dieses Denken nicht erst auf weitere Bereiche zu übertragen, um zu verstehen, dass das ein verständlicher Kindertraum ist, aber kein realistisches Lebensprinzip.

Die Gleichstellungsaktivisten wissen, dass sie ganz zufrieden sein könnten. »Wir waren laut, und wir haben viel erreicht«, hieß es gestern auf arte. Ob aber die Zukunft der gläsernen Sexualität gehört, ist angesichts der wachsenden Widerstände sowohl seitens der europäischen Muslime als auch im katholischen Ost- und Mitteleuropa und weit darüber hinaus mehr als fraglich. Die von arte verbreitete Empörung der Homo-Aktivisten über diese Entwicklung ist billig, wenn doch abzusehen ist, dass auf die Homo-Ehe die Polygamie, das Adoptionsrecht für Homosexuelle und das Recht auf künstliche Befruchtung werden folgen müssen. Um von der schulischen  Frühsexualisierung ganz zu schweigen.

Das Prinzip dieses »Fortschritts« offenbart eben der Fall Adam: Es gibt prinzipiell keine Nachteile, die nicht der bösen, normalen Mehrheitsgesellschaft mit ihren Vater-Mutter-Kind-Familien als Schuld anzulasten wären. Jedwede Kritik an jedweden Forderungen und jedwedem Tun oder Unterlassen kann auf dieser Grundlage als »Homophobie« verunglimpft werden. So will es der Kinderglaube dieser Leute, der sie nicht nur trösten, sondern auch ziemlich böse machen kann. Im zweiten Film des Themenabends wurde berichtet, was der Islam von Homosexuellen erwartet (wenn sie nicht gleich der Todesstrafe zum Opfer fallen): Dass sie ihre »Spielereien« bleiben lassen, eine Frau heiraten und Kinder in die Welt setzen. Das mag eine Antwort sein oder auch nicht. Der Vorwurf der Spielerei trifft aber den entscheidenden Punkt.

Eines hat der Themenabend jedenfalls gezeigt, der blind war für die Verführungen in eigener Sache und alle Verführung den Religionen im allgemeinen anlastete. Wer das Programm der hemmungslosen westlichen Lebensart auch dem Rest der Welt überstülpen will, riskiert einen veritablen Weltbürgerkrieg. Die Alternative ist die gute, alte Diskretion. Ein Drittes gibt es nicht. Im Falle des Selbstrichters Adam wäre schon viel erreicht gewesen, wenn er als der gläserne Landrat, der er so gerne sein möchte, für die private Nutzung seiner Diensträume Miete gezahlt hätte, sagen wir, auf der Berechnungsbasis »Stundenhotel«. Dann hätte sein Landkreis auch was davon gehabt.

Zuerst erschienen auf die-entdeckung-des-eigenen.de

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