Gibt es einen liberalen Islam?

„Sowohl gläubiger Muslim als auch Befürworter der freiheitlich-demokratischen Grundwerte sein zu wollen, scheint nur dank des Segens der Unwissenheit oder mit hartnäckiger Verdrängung oder durch Aushalten schwindelerregender geistiger Verrenkungen möglich zu sein.“

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Das Zitat eines islamophoben, mindestens aber intoleranten Verteidiger des christlichen Abendlandes? Ein Zitat, welches das Parteiprogramm der AfD stützt, die ja nicht nur behauptet, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, sondern er sei auch mit unserem Grundgesetz nicht vereinbar?

Zugegeben, es ist eine ziemlich eindeutige Aussage, die die Hoffnung, wir könnten durch eigene Lehrstühle für die Islamwissenschaft eine für deutsche und sogar europäische verträgliche Variante der Lehren aus dem Koran entwickeln, zunichte macht. Es widerspricht allen sehr gut deutsch sprechenden gemäßigten gläubigen Muslimen, die bisher regelmäßig in den Talkshows der deutschen Fernsehanstalten auftreten.

Egal, ob es sich um die aus Syrien stammende Lehrerin Lamya Kaddor handelt, oder um den in Aachen geborenen Aiman Mazyek (deutsch – syrischer Abstammung), dem Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, der allerdings nur knapp 20 000 Mitglieder vertritt. Das Zitat fällt über die Vertreter des liberalen Islams vernichtende Urteile. Ihre Koranauslegung beruhe auf dem „Segen der Unwissenheit“, fuße auf „hartnäckiger Verdrängung“ und „schwindelerregender geistiger Verrenkungen“.

Das könnte auch so interpretiert werden, dass diese liberalen Muslime gar keine ernst zu nehmenden Islamkenner seien und somit auch keine wirklich Gläubigen, die sich auf die Lehren aus dem Koran berufen könnten. Diese Frage kann hier nicht geklärt werden, denn sie wurde in der fast 1500 Jahre dauernden Existenz des Islam nie schlüssig beantwortet.

Das bemerkenswerte Schlusswort des Islam-Kenners Ufuk Özbe Dieses Zitat stammt weder aus islamfeindlichen Parteien oder militanten Christen, es ist das Schlusswort des Islamkenners Ufuk Özbe, der in der Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie, die von der Gesellschaft für kritische Philosophie in Nürnberg herausgegeben wird, eine umfangreiche Studie veröffentlicht hat, unter dem Titel: Kritik der liberalen Auslegung des Islam – die Islamdebatte zwischen politischer Zweckmäßigkeit und intellektueller Redlichkeit.“

Nach 40 Seiten detaillierter Koranexegese und 15 Seiten erklärender Fußnoten, steht das vernichtende Zitat als Ergebnis seiner Arbeit. Es ist keine leichte Kost. Ufuk Özbe belegt jede seiner Aussagen mit den entsprechenden Versen des Korans und ordnet die verschiedenen Quellen und Auslegungen den Islamgelehrten und dem Jahrhundert zu, in dem sie gelebt und geforscht haben. Ein Beispiel dafür ist die Aussage: „Geht man nach dem Wortlaut vieler Koranpassagen, hat der Mensch überhaupt keinen freien Willen. Alles, was jeder Einzelne tut, denkt glaubt oder will, wird vollständig von Gott festgelegt.“

Ufuk Özbe analysiert, wie im Laufe der Jahrhunderte Unterscheidungen zwischen eindeutigen und mehrdeutigen Versen gemacht wurden. So erklärten die einen, die den freien Willen annahmen, diese Festlegung zu den mehrdeutigen Versen (mutashabihat) und andere die an die Vorherbestimmung glaubten, interpretierten diese Passagen in einem bildlichen Sinne. Je mehr man sich mit dem Text beschäftigt, umso mehr wird deutlich, dass der Islam, wie wohl keine andere Kultur der Menschheitsgeschichte auf eine Schrift fixiert ist.

Und gerade deshalb schreibt Ufuk Özbe: „So stellt der große Islamgelehrte Fachr ad Din ar Razi (1149-1209) in seiner voluminösen Korankomentar ernüchternd fest:" „Wisse, dass Du überall nur eines feststellen wirst: Ein jeder zählt nur diejenigen Verse zu einem eindeutigen (muhkamat), die seinen Überzeugungen entsprechen und rechnet jene Verse zu den mehrdeutigen (mutashabihat), welche die gegnerische Schule stützen. So ist der Gang der Dinge.“

Einfach ausgedrückt: Über Jahrhunderte bis in die Neuzeit liest jeder aus dem Koran, was ihm gerade in der politischen Auseinandersetzung nützt. Aber diese Verhaltensweise trifft nicht nur auf die Islamgelehrten zu. Die Friedfertigkeit des Propheten Mohammeds ist ortsabhängig Dieses Zitat zeigt auch, dass die Streitschrift Ufuk Özbes nicht einfach zu lesen ist. Viele Begriffe aus der Islamforschung benennt er auch auf arabisch, viele Widersprüche, die sich aus den verschiedenen Entstehungszeiten des Korans ergeben, behandelt er sehr im Detail, was dem Text aber auch gleichzeitig Glaubwürdigkeit verleiht.

Sehr hilfreich sind dabei die Bögen, die Ufuk Özbe schlägt, wenn er die sich über Jahrhunderte ändernden Gesetzesauslegungen des Korans mit den jeweiligen herrschenden politischen Verhältnissen verbindet. Sehr ausführlich behandelt er, die sich aus dem Koran ergebenen Gesetze der Scharia, die sich vielfach widersprechen. Sehr vereinfacht ausgedrückt: Die Eingebungen des Propheten Mohammeds in Mekka sind friedfertiger als die späteren Eingebungen in Medina. Das eröffnet den vielen Interpretationen der Korantexte auch die Möglichkeit, sich eine Lesart für westliche Demokratien herauszusuchen. Aber genau diese will Ufuk Özbe als unhaltbar widerlegen.

Denn gleich am Anfang führt er die beiden entscheidenden Glaubensgrundsätze an: 1. Der Koran sei in seinem mündlichen Wortlaut, abgesehen von der Anordnung der Suren und den unterschiedlichen Rezitationsvarianten, die authentische Rede Allahs. 2. Der im Koran zum Ausdruck kommende Wille Allahs sei im Prinzip auch für heutige Gläubige gültig. Wer die aufgeheizte Debatte in Deutschland und zum Teil auch in Europa über den Islam verfolgt, trifft auf zwei Lager, die sich unversöhnlich gegenüberstehen, die aber, folgt man der Studie von Ufuk Özbe, mehr um politische Vorteile streiten, als sich ernsthaft mit der Rolle des Islam in einer aufgeklärten Gesellschaft zu beschäftigen.

Die Debatte wird beherrscht von politischer Zweckmäßigkeit mit wenig intellektueller Redlichkeit. Die Unterdrückung der Frauen, resultierend aus vorislamischen arabischen Traditionen, wie Voll- und Teilverschleierung, werden von liberalen Träumern im Westen genauso mit Religionsfreiheit verwechselt, wie die Unterdrückungsmethoden autoritärer Potentaten im Namen des Islam. Islamische Lehrstühle helfen leider nicht gegen Terror Um die Begriffe von Ufuk Özbe zu benutzen: Für die Multikulti-Träumer wäre es wäre politisch zweckmäßig, wenn wir der Bevölkerung weiß machen könnten, dass es mit einigen liberalen islamischen Lehrstühlen in Deutschland gelingen könnte, die Jugendlichen vor der Radikalisierung und dem Terror des islamischen Staates abzuhalten.

Auch noch so schöne Vorstellungen, dass ein Integrationsgesetz und doppelte Staatsangehörigkeit eine Bindung an Deutschland bewirken könnten, ist mehr als naiv. Dabei muss noch einmal unterschieden werden, ob die Spannungen in unserer Gesellschaft aus religiösen oder nationalen Unverträglichkeiten bestehen. Der Konflikt mit dem türkischen Autokraten Erdogan wird eher durch dessen Überhöhung des Türkentums geschürt, als von dem fordernden Auftreten einiger Muslimverbände. Dadurch, das er gleichzeitig eine Re-Islamisierung der Türkei betreibt, schadet er der Religion und den vielen Millionen Türken, die sich mittlerweile in unserm Land wohl fühlen.

Die Vorstellung, wir Westeuropäer oder gar wir Deutsche könnten durch Abkommen, Lehrstühlen für Islamische Wissenschaften und der Berufung auf die Religionsfreiheit die zum Teil hasserfüllten Auseinandersetzungen lösen, die schon zu Lebenszeiten Mohammeds im 7. Jahrhundert bestanden, ist pure Hybris oder Dummheit. Die öffentliche Debatte ist eher von politischen Scharmützeln bestimmt: Die einen, besonders ausgeprägt in der AfD, malen eine drohende Übernahme des Abendlandes durch den Islam an die Wand und die Gegenseite, die vor allen von den Grünen, Linken und einigen Freidemokraten besetzt ist, begegnen dieser intoleranten Religion mit fast unbeschränkter Toleranz. Beide Positionen werden durch die Palaverrunden der Talkshows eher verstärkt.

Da wird der unausgesprochene Konsens von fast immer denselben Diskutanten gepflegt. Natürlich gehört dazu die Aussage, der Terror des Islamischen Staates hat nichts mit dem Islam zu tun. Das ist einfach lächerlich. Regelmäßig wird da Rassismus und Religion in einen Topf geworfen. Der Islam ist in vielen Staaten mit sehr unterschiedlichen Rassen Volksreligion, genauso wie Christen und Buddhisten. Lediglich der Hinduismus und das Judentum sind ziemlich rassisch geprägt. Diese Begriffsverwirrungen helfen aber mit, dass sich Fremdenfeindlichkeit ausbreitet, auf die Hautfarbe, andere Sitten und fremde Religionen. Ein flammendes Burka-Plädoyer aus Asbach im Westerwald Deutschland wird bunter, was immer wir auch dafür oder dagegen unternehmen, aber diese Gesellschaft hat nur dann eine friedfertige Zukunft, wenn sie kompromisslos die säkularen für alle geltenden Regeln durchsetzt.

Und dagegen wird aus opportunistischen Gründen von den Islamverniedlichern verstoßen. Alleine schon die Auseinandersetzungen um diese Religion beweisen: Der Islam gehört mittlerweile zu Deutschland - ob uns das passt oder nicht. Wir müssen uns mit ihm auseinandersetzen. Und das bedeutet: Weniger politische Ränkespiele um diese Religion und mehr unvoreingenommene sachliche Information. Vor kurzem etablierte sich der neue Landtag von Rheinland-Pfalz. Der neu gewählte Fraktionsvorsitzende der FDP Thomas Roth hielt ein flammendes Plädoyer für die Burka, für den Bau von Moscheen und von Minaretts. Das alles fiel bei ihm unter Religionsfreiheit und die Verteidigung des Rechtsstaats. Das verband er mit Angriffen auf die CDU-Vorsitzende Julia Klöckner, die für ein Burka-Verbot einritt.

Ob Herr Roth aus Asbach im Westerwald sich schon jemals mit dem Islam, mit der Rolle der Frau in den islamischen Staaten, mit der Scharia intensiv beschäftigt hat? Aber die Auseinandersetzung mit dieser Religion, die von den politischen Verhältnissen in den Wüsten des 7. Jahrhunderts geprägt ist, spaltet zurzeit unsere Gesellschaft. Sie taugt sicher nicht für politisches Geplänkel in den Provinzparlamenten. Ist es zu viel gefordert, wenn wir von unseren Politikern verlangen, sich mit einem solch wichtigen Thema erst zu beschäftigen, bevor sie reden? Können wir Wähler davon ausgehen, dass die Analyse von Ufuk Özbe zur Pflichtlektüre wird für Moderatoren - innen, die dank unserer TV-Gesetze zu den neuen Stichwortgebern der Nation mutiert sind?

Wie schon erwähnt: Die Auseinandersetzungen innerhalb des Islam sind blutig, fundamental und unüberbrückbar, jedenfalls in den nächsten Generationen. Je mehr Einwanderer wir aus vom Islam geprägten Staaten haben, je mehr werden sie ihre Konflikte mitbringen, je mehr werden wir davon betroffen. Eine Islamisierungs-Behörde mit 100 000 Mitarbeitern Zwischen dem anbiedernden Spruch: „Der Islam gehört zu Deutschland,“ und der Angst vor der Islamisierung taumelt unsere Politik orientierungslos herum. Ja, wir sollten unser Grundgesetz zum Maßstab machen. Dann ist kein Platz für die Einschränkung der Frauenrechte, kein Platz, dass wir uns den Gepflogenheiten und Traditionen einer mit vielen Interpretationen zerrissenen Religion anpassen müssen, dann kann es keine Verhandlungen nicht Verträge mit religiösen Organisation und Behörden geben, die von autoritären Staaten bezahlt werden und zur Verbreitung des Islam angehalten sind.

Das betrifft zurzeit vor allem das Diyanet, Ditib und Milli Görüs, türkische Institutionen, die mehr oder weniger unter dem Irrwisch Erdogan mit Milliarden ausgestattet werden um den Islam zu verbreiten. Das Diyanet wurde einst als staatliche Einrichtung zur Verwaltung religiöser Angelegenheiten gegründet, um die Unterordnung der Religion unter den Staat zu garantieren. Unter Erdogan ist es jetzt eine Behörde mit über 100 000 Mitarbeitern, die genau das Gegenteil auf Anweisung Erdogans und seiner AKP betreibt. Das hat gravierende Auswirkungen auf das Verhalten tausender Türken gegenüber der Bundesrepublik. Statt Integration wird hier versucht, das Türkentum als parallele Welt in Westeuropa zu etablieren. Über den Islam als Staatsreligion Einfluss zu gewinnen, müssen auch alle wahhabitischen Institutionen aus Saudi-Arabien und Qatar betrachtet werden, denen die Finanzierung von Moscheen und Koranschulen in Deutschland verboten werden muss. Die Ausübung dieser Koraninterpretation unterscheidet sich nur wenig von dem Islamischen Staat.

Soviel zur These: Der IS habe nichts mit dem Islam zu tun. Tausend Peitschenhiebe für einen Blogger? Ist das kein Terrorismus? Es gibt kein islamisches Land mit uneingeschränkter Religionsfreiheit Nicht nur der Islam, alle Religionen neigen zur Intoleranz und Spaltung. Ich bin vom Katholizismus sozialisiert (und noch dabei). Ich weiß von was ich schreibe. Es geht auch nicht darum, friedliche Moslems an der Ausübung ihrer Religion zu hindern. Es geht darum, die staatlichen Einrichtungen unserer säkularen Gesellschaft zu stärken und die Tendenzen der islamischen Eiferer zu stoppen. Und es geht darum, den Einfluss von islamisch-nationalistischen Staaten auf unsere Gesetzgebung zu verhindern, egal ob er als Religionsfreiheit getarnt oder mit rassistischen Argumenten der Blutverbundenheit gefordert wird.

Beides betreibt die Türkei von Erdogan. Organisationen, die von Ankara bezahlt oder gelenkt werden, sollten als Vertragspartner über die Ausübung der Religion in Deutschland nicht akzeptiert werden. Sie stehen alle nicht für eine freiheitliche plurale Gesellschaft. Dort, wo sie die Mehrheit stellen, unterdrücken sie andere Religionen und die Toleranz, die sie dort fordern, wo sie in der Minderheit sind. Es gibt kein islamisches Land, in dem es uneingeschränkte Religionsfreiheit gibt. In jedem Staat, in dem sie die Mehrheit oder eine beachtliche Minderheit darstellt, haben sie durchgesetzt, dass die Scharia, das „angebliche Wort Allahs im Koran“ zum Gesetz wird.

Wer aber das Wort Allahs und seine Interpretationsvarianten verstehen will, sollte die Koranexegese Ufuk Özbe´s lesen. 

Zuerst erschienen auf http://www.guenter-ederer.de/wp-content/uploads/2016/06/11.-06.-2016-liberaler-Islam-1.pdf

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: lector

"Liberal" ist kein Sammelname für modernes, dem gegenwärtigen Zeitgeist angepasstes Denken, sondern heißt "freiheitlich" oder "auf die Freiheit bezogen".

Liberales Christentum wäre ein weißer Schimmel; denn vor Gott ist der Mensch frei, sich für oder gegen Gott zu ENTSCHEIDEN. Er ist frei zum Glauben oder auch Nichtglauben.

Jesus Christus ist liberaler als jeder humanistische Liberalismus, weil dieser uns von politischen Unfreiheiten befreien mag, ER aber von der Sünde, die auch alle politeia bestimmt, im Privaten wie öffentlich.

Ein liberaler Islam wäre dagegen ein schwarzer Schimmel. Denn Freiheit des Menschen ist im Koran nicht maßgebend. Der Mensch ist im Islam der Sklave Gottes ODER dessen Feind. Tertium non datur.

Mit den Worten des Özbe, im Beitrag herausgestellt: „Geht man nach dem Wortlaut vieler Koranpassagen, hat der Mensch überhaupt keinen freien Willen. Alles, was jeder Einzelne tut, denkt glaubt oder will, wird vollständig von Gott festgelegt.“

Dies wird wiederholt im Koran so ausgedrückt und passt auch mit den dem Islam zugrunde liegenden und meist unterschätzten Grundhaltungen Mohammeds zusammen: dem Geister- und Dämonenglauben bis hin zum Aberglauben einerseits und anderseits dem Glauben an die Macht des Schicksals!

Ob du zu den 400.000 (?) gehörst, die Einlass ins Paradies finden, ist von Allah vorherbestimmt, und vordrängen magst du dich wohl nur gewaltsam, durch den Märtyrertod im gewaltsamen Dschihad, der dir den Einlass direkt garantiert.

[...]

Die Gehirnwäsche des fünfmal-täglichen Betenmüssens hält die "sich Hingebenden" dann auch von jedem Zweifel ab, der ja Zeit brauchte.

Wenn es im Artikel heißt, es könne sich ein jeder die ihm in den Kram passenden Stellen aus dem mehrdeutigen Buch heraussuchen, kommt aber zu kurz, dass es sehr wohl - nach islamischem Selbstverständnis! - eine Hierarchie der Aussagen gibt, nämlich dass das zuletzt geoffenbarte ein Früheres im Zweifel: überschreibt bzw. ersetzt (Prinzip der Abrogation).

Während der Koran gewöhnlich nach der Länge der Suren geordnet ist (die längsten zuerst, am Ende die kürzesten), ohne Rücksicht auf ihre Entstehungszeit; so gibt es doch auch Übersetzungen in chronologischer Reihenfolge.

Da wird dann ganz klar, welch großen Unterschied es zwischen der Lebenszeit des "Propheten" (der gar nichts prophezeit hat außer dem Kommen der Hölle, die er aber wie genüsslich mit all ihren Schrecken vor Augen führt) in Mekka gibt, wo er schwach war und um Toleranz der anderen gebeten hat - und der Zeit in Medina, als er mit räuberischen und kriegerischen Handlungen begann und zum Eroberer wurde.

Dementsprechend wurden auch seine empfangenen Botschaften immer gewalttätiger.

Wenn der Koran gleichzeitig von sich sagt, "in einfacher Sprache" zu sprechen, die ein jeder verstehe; bleibt kein Raum mehr für heutige theologische Verschwurbelungen, man dürfe nur denen glauben, die den Kram viele Jahre lang "studiert" haben, es sei "unübersetzbar" und ähnliche Ausflüchte, die sich gegen jede Kritik von außen immunisieren wollen.

Es ergibt sich ein klares Bild von einer alles durchdringenden, totalitären Ideologie, der wohl totalitärsten überhaupt, die keinen Platz lässt für den Rest der Welt, außer dass es sich um das Haus des Krieges handelt, der je nach Lage zuerst propagandistisch und kalt zu führen ist, bis mann in der Position der Stärke ist und in die heiße Phase übergehen kann.

Dieses Schauspiel konnten wir Dutzende Male historisch beobachten.

Wer dies hier im Lande wiederholen will, ist ignorant und blauäugig nach dem Motto "Wird vielleicht gutgehen" oder wünscht sich den Selbstmord der eigenen Gesellschaft.

Wer Letzteres vertritt, soll aber mitbedenken, dass es keine rein ethnische Frage ist, sondern es würde mit dem freien Europa auch die Freiheit selbst sterben, für die so viele Generationen aufopferungsvoll gekämpft und gelitten haben.

Der Widerstand muss aber aus den großen Ländern kommen. Diese haben die historische Last des Kolonialismus (Westeuropa) bzw. des Völkermordes an den Juden (Deutschland) und zweifeln zu Recht am eigenen Recht.

Gerade die Schuld der Vergangenheit aber sollte dazu führen, sich heute ohne Wenn und Aber für die gerechte Sache einzusetzen, die Freiheit für alle, die sie verdienen, und das ist jeder, der auch den anderen gelten lässt. Toleranz der Intoleranz ist eine große Dummheit und, wenn man es versteht, ein Verbrechen.

Diesen blinden Fleck des Zeitgeistes aufzuklären sind wir aufgerufen. Finden wir zu einer wehrhaften Demokratie zurück!
Intoleranz in jeder Form ist abzulehnen, und wer dabei bleiben will, sie zu verteidigen, dessen Ideologie ist aus einem freien Land zu verbannen.

In diesem Freiheitskampf stehen Christen und Atheisten auf derselben Seite: Es geht um die Freiheit VOR Terror und Unterdrückung bzw. Unterwerfung (= "Islam").

Die Freiheit ZU Gott ist eine andere Frage. Hier sind wir aufgefordert, uns zu dem zu bekennen, der nie gelogen hat und von sich sagte: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, und keiner kommt zum Vater denn durch mich."

Wir sind frei, IHM zu folgen oder nicht.
Kirche(n) und Staat aber sind zu trennen. Denn SEIN Reich ist "nicht von dieser Welt".

[Gekürzt. Die Red.]

Gravatar: Freigeist

@Pracht
Wer etwas behauptet, muss es beweisen. Es gibt nicht einen einzigen Beweis für all diese Gottheiten, die bisher erdacht wurden.

Gravatar: Baglafecht

@Emmanuel und Werner: da schweifen wir etwas vom Thema ab, welches liberaler Islam heißt. Die Definition von Islam ist fest umrissen und läßt keinen Interpretationsspielraum, auch wenn Manche das meinen.
Der Gottesbegriff dagegen ist so diffus wie sonst kaum etwas und hat mit Religion nur so weit zu tun, als wir ihn auf menschliches Zusammenleben beziehen. Der Ursprung der Schöpfung, als sich in einem großen Knall Geist und Materie trennten und seitdem immer neue Daseinsformen annehmen, hat irgendwann auch das hervorgebracht, was wir "Leben" nennen.

Gravatar: MGR

Guter Artikel!
Besonders das erwähnte Zitat vom großen Islamgelehrten Fachr ad Din wird Eingang finden in meinen "mentalen Islamordner".
Dieser Zustand beliebiger Auslegbarkeit ist auch ausführlich in Hamed Abdel-Samads letzten Buch beschrieben.
Die Anwendung und entsprechede Auslegung des Korans ist also viel ehr als Mittel zum Zweck zu verstehen denn als Ursache bzw. Selbstzweck.
Fundamental-Ursache für die aktuell unschöne Auslegung à la ISIS ist nach meinem Dafürhalten schlicht die Demographie. Genauer gesagt die Bevölkerungsexplosion incl. Youthbulge  vor allem in der MENA Region. Die sich daraus ergebenden objektiven Zwänge für die "zuviel" Geborenen sind ganz offensichlich: Brudermord, Verdrängung von Minderheiten im eigenen Land oder Migration.
Allerdings darf man die Zerstörung von Existenzen und Infrastruktur in dieser Region durch NATO Bomben als Zündfunke und Brandbeschleuniger nicht übersehen.

Gravatar: Werner N.

Atheismus löst die Probleme nicht. Die einseitigen und extremen Prämissen der `Aufklärung` hatten einmal ihre Berechtigung. Seit 300 Jahren verursachen sie in der `Moderne` katastrophale – um nicht zu sagen mörderische – Fehlentwicklungen, wie etwa der Spleen totalitärer Gleichheit.

Das Leugnen von "Gott" – wie immer man ihn nennt – ignoriert den Fundamental–Gegensatz von Geist und Materie, insbesondere den ganzheitlichen GEIST. Nicht nur diese Unlogik „verdunkelt“ den Verstand der „Aufgeklärten“ (Max Horkheimer). Ihre Methode, Milliarden mehr oder weniger religiöser Menschen einfach zu Dummköpfen zu erklären, reicht als „Beweis“ nicht aus. Nicht einmal Kirchen konnten sie in dieser Zeit abschaffen, geschweige denn „Gott“. Damit überhoben sie sich. Dass geistliche und weltliche Herrscher Religionen und spezifische Gottesvorstellungen seit eh und je missbrauchen, ist keine Frage. Die künftige Epoche der `Postmoderne` wird die Irrtümer beider Seiten korrigieren, die Spreu vom Weizen sondern (müssen).

Gravatar: Emmanuel Pracht

Verehrter Freigeist,

ich habe als Taoist eine, ein weing freiere Ansicht zur Existenz von Gott(heiten).

Niemand kann den Beweis für die Existenz, noch für das Gegeteil erbringen. Gäbe es einen dieser dieser Beweise würde das die Menschheit "umkrempeln".

Wohlan...

Gravatar: Ralf Traskawka

Man muss eigentlich nur die ´Kairoer Erklärung´ lesen um festzustellen. dass es keinen liberalen Islam gibt.

I. Zsh. mit dem Anschlag in Orlando zitiert Joachim Nikolaus Steinhöfel Großajatollah Ali al-Sistani, die Autorität für Millionen Schiiten weltweit und Yusuf al-Qaradawi von der sunnitischen Seite, was diese über Homosexualität und vor allem die Bestrafung dafür, sagen.

Heute die Schwulen und morgen bist du dran, Ungläubiger

http://www.achgut.com/artikel/heute_die_schwulen_und_morgen_bist_du_dran_unglaeubiger

Bei der Nennung von Lamya Kaddor sträuben sich mir nur noch die Nackenhaare. Fünf ihrer Schüler zogen in den "Jihad". Wirklich eine Koryphäe.

https://www.derwesten.de/staedte/duisburg/lamya-kaddor-gegen-die-lohberger-brigade-id9930263.html

Wer über den "liberalen Islam" oder auch "Euro-Islam" schwafelt, Kretschmann ist ja auch so einer der vom "Volks-Islam" träumt, hat sich nie mit dem Koran und dem Islam als ganzheitliches, neben der Religion eben auch, gesellschaftliches und politisches System ist, beschäftigt. Der Islam kann nicht neben anderen Staatsformen koexistieren, am Ende steht die Beseitigung der nicht-islamischen Staatsform und die Schaffung eines Kalifats in den eroberten Gebieten. Seit geraumer Zeit läuft dieser Eroberungszug in Europa, dabei ist Fordern, Fordern, Fordern die unblutige Variante. Unsere Toleranz wird dabei als Schwäche verstanden. Dafür, dass wir unsere Werte nicht verteidigen werden wir verachtet. Merkels "Der Islam gehört ganz unzweifelhaft zu Deutschland" ist eine sinistre Unterwerfungsgeste. Sie wird angenommen, nicht nur in Köln (Sylvesternacht). Belästigungen, Vergewaltigungen usw. sind Verhaltensweisen der Sieger gegenüber den Besiegten und Unterworfenen.

Gravatar: Einzelk@mpfer

Ja, es gibt vereinzelt einen liberalen Islam, zu finden unter den Biertrinkern, prost.

Gravatar: Freigeist

Atheisten haben schon längst erkannt, was Herr Ufuk Özbe zusammengefasst hat. Und immer wieder: Es gibt Gott nicht. Gott ist eine Märchengestalt für Erwachsene, die meist in der Kindheit mit Religion gedanklich [...] wurden. Bis zu ihrem Tod sind sie darin gefangen, sklavisch an Gott zu glauben.

[Gekürzt. Die Red.]

Gravatar: Emmanuel Pracht

Liberaler Islam?

Da kann man endlich mit Fug und Recht behaupten:
"Das hat nichts mit dem Islam zu tun!"

Das ist ein "contradictio in adiecto"

Wohlan...

Gravatar: Ron Ceval

Das Ende des 1. Weltkrieges vor fast 100 Jahren besiegelte auch das Schicksal vom "Kranken Mann am Bosporus", das Osmanische Reich, mit dem türkischen Sultan an der Spitze. Mit Hilfe meist deutscher Ingenieure hatte man versucht, den Anschluß an die Industrialisierung und das finanzielle Erstarken des Westens zu finden; die Niederlage war eine der größten Demütigungen für das türkische Volk. Aber es gab einen sehr energischen Mann, der die Ursache für den Niedergang erkannt hatte.
Nachdem weder mit Sklavenhandel noch mit Eroberungen mehr Geld in die Staatskasse kam, mußte sich strukturell etwas ändern.
"Der Islam, diese absurde Theologie eines amoralischen Beduinen, ist ein verwesender Leichnam der unser Leben vergiftet." soll Mustafa Kemal Atatürk gesagt haben. Und er schaffte den Islam in seinem Land kurzerhand ab, erklärte ihn zur Privatsache jedes Einzelnen. Binnen weniger Jahrzehnte war die Türkei eine leistungsfähige Industrienation geworden, mit berechtigten Hoffnungen auf Beitritt in die Europäische Gemeinschaft.
Dann kam mit Erdogan die Rolle rückwärts; die Islamisten haben die Kemalisten entmachtet, wohl weil es bequemer ist, sich gute Sklaven zu halten als selbst ein Ingenieursstudium abzuschließen. Kennt irgendjemand einen Muslim, der seinen Universitätsabschluß nicht in einem Schwafelfach gemacht hat? Vielleicht gibt es Ausnahmen in der Medizin, aber bei Naturwissenschaften und Technik? Nope.

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