Gerauen über eine "coole" Rechte

Linke sind oft bierernst. Sie können allenfalls hämisch grinsen, wenn sie über ihre politischen Widersacher zu Gericht sitzen. Aber Selbstironie findet man bei ihnen so gut wie gar nicht.

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Für mich sind die Grünen die humorloseste Partei Deutschlands. Insofern hat mir der Hinweis des britischen Autors und PR-Fachmanns Alex Kurtagic, man solle die Linken auslachen, gut gefallen. Mir kam dabei das Bild des Gottvaters der Steuererhöhungspartei, Jürgen Trittin, in den Sinn, wie er mit einem Paddelboot bei Göttingen Schiffbruch erlitt. Hoffentlich ein gutes Omen für die anstehende Bundestagswahl! Wie ein begossener Pudel – so sollten diese Hohepriester der Verbotspartei öfter ausschauen.

In seiner kleinen Schrift „Warum Konservative immer verlieren“ schreibt der 1970 geborene Brite mit spanischen und slowenischen Wurzeln, dass dem Anspruch der Linken auf intellektuelle Überlegenheit mit dem „Einsatz von Humor und Satire“ begegnet werden solle. Denn sobald die Menschen beginnen, über das Establishment zu lachen, „beginnt seine Macht zu schwinden“. Doch seien wir ehrlich. Zum Establishment gehören nicht nur Linke, und humorbegabt sind viele Bürgerliche, Konservative und Rechte auch nicht.

Ansonsten hat mich das durchaus schmissig geschriebene Büchlein ratlos zurückgelassen. Der Autor, der einen interessanten Lebenslauf vorzuweisen hat (Tätigkeit als Betreiber eines Plattenlabels, Musiker, Graphiker und politischer Essayist), will das „Rechts-Sein“ cool machen. Stil sei oft wichtiger als der Inhalt, so der PR-Experte. Dies mag so sein. Wie sonst sollte man sich erklären, warum US-Präsident Obama bei den Deutschen immer noch so beliebt ist, an seiner wirtschaftlichen und humanitären Bilanz kann es wohl kaum liegen. Er sieht gut aus, macht eine tolle Show, hat eine attraktive Frau und eine nette Familie mit Hund. Doch im Kern macht er keine Politik, die inhaltlich wesentlich besser wäre als die seines Vorgängers. Die schlanke Erscheinung und die Coolness Obamas täuscht darüber hinweg, dass unter ihm in Sachen Menschenrechte, Kriegsführung und Behandlung von „Freundstaaten“ wohl eher Rückschritte zu verzeichnen sind.

Was aber bringt es, wenn die „Rechte“ die Popkultur erkennt, ein Faible für Exzentriker und politische Romantiker entdeckt und den Stab über Liberale und Konservative bricht? Ein Ziel ist nicht erkennbar. Welche Vorteile aber sollten eintreten, wenn eine „coole“ Linke von einer „coolen“ Rechten ersetzt wird? Wollen sie einfach nur mal selber am Drücker sein? Kurtagic schreibt ja selbst, dass in den USA viele enttäuschte Wähler erkannt hätten, „dass Obama ein Blender ist“. Ebenso hätten viele in Großbritannien erkannt, dass „Tony Blair sie belogen hat“. Sollen etwa „Rechte“ genauso werden, indem sie weniger Wert auf Inhalte und dafür umso mehr Wert auf die Verpackung legen? Es mag ja sein, dass Nicht-Linke zu wenig Wert auf Stil und Ästhetik legen. Kurtagic jedoch legt zu viel Wert darauf.

Als eher nüchterner Mensch mit liberalen und konservativen Neigungen störe ich mich an Formulierungen wie: „Im Zustand des eskalierenden Durcheinanders wird sich auch der unpolitische Durchschnittsbürger neuen, exotischen, sogar quichottischen Ideen öffnen. Wenn das Chaos eines Tages groß genug ist, wird das Bedürfnis nach radikalen Ideologien, strengen Religionen, nach einem autoritären starken Mann oder Cäsar wachsen“. Zum einen wünsche ich mir einen solchen Zustand nicht, zum anderen bin ich der Meinung, dass ein solcher Zustand ideologischer Besoffenheit auch nicht ewig währen wird. Die Probleme des Alltags lösen solche Töne jedenfalls nicht. Sie sind nur geeignet für eine esoterische Randgruppe, die verbal mal ordentlich auf die Pauke hauen will.

Was meint Kurtagic mit „viriler Gegenkultur“? Was heißt dies konkret? Wo ist der Inhalt, könnte man als „langweiliger“ Konservativer fragen.

Mich hat bei der Lektüre ermüdet, dass der Autor immer nur Behauptungen aufstellt. Die Konservativen seien ängstlich, wüssten keine Antworten, seien in der Defensive, neigten zur Nekrophilie, seien alt und langweilig, von Bedeutungslosigkeit bedroht und letztlich immer Verlierer. Auch der Liberalismus befinde sich im Niedergang und degeniere durch „seine Koalition mit dem Kulturmarxismus zum zunehmend unterdrückerischen System“. Gut gebrüllt, Löwe. Kurtagic muss man schnell lesen, sich an seinen Formulierungen berauschen und nicht nach dem näheren Sinn fragen.

Natürlich finden sich in dieser Schrift auch einige kluge Gedanken, doch der Großteil ist Geraune. Kostprobe gefällig? „Die Tradition, die eines Tages die unsrige ersetzen wird, mag autochthonen Ursprungs sein, kann aber genauso gut von anderen Völkern ausgehen. Das würde freilich das Ende unserer Völker bedeuten. Solange unsere Völker aber schöpferisch und imstande bleiben, neue Metaphysiken hervorzubringen, wenn alte vergehen, werden wir fortleben und Herren unseres Schicksals sein.“ Man mag diesen Einwand für kleinlich halten, aber das Bohren dicker Bretter in der Tagespolitik wird mit solchen Regieanweisungen nicht zu bewerkstelligen sein.

Und eine Anmerkungen am Rande: Als Christ kann man Kurtagics Auslassungen über die „Rassen“ nicht teilen.

 

Alex Kurtagic: Warum Konservative immer verlieren. Reihe Kaplaken, Band 35, 86 Seiten. Verlag Antaios: Schnellroda 2013. ISBN: 978-3-944422-35-0.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Kolbe

Bitte die Überschrift korrigieren, Herr Lange, in „Geraune …“

Ansonsten teile ich Ihre Hoffnung, daß die Grünen (die von einem früheren Weggenossen Trittins aus gemeinsamen K-Zeiten, Jürgen Elsässer, als „gefährlicher als die NPD“ eingeschätzt werden) bzw. die Hohepriester dieser Verbotspartei öfter wie ein begossener Pudel ausschauen.

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