Gender Mainstreaming

Als Blogger hat man ab und an mit neuartigen Zeitgenossen - den Trollen - zu tun, und die einzige Hilfe, die sich einem bietet, ist die alte Forenweisheit, ihn nicht zu füttern.

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Wissen Sie was ein Troll ist? Ich rede dabei nicht von einer Sagengestalt, ich spreche von einem Begriff aus der Online-, Foren- und Bloggerwelt. Dabei bezeichnet man als einen Troll eine Person, die „die Kommunikation im Internet fortwährend und auf destruktive Weise dadurch behindert, dass sie Beiträge verfasst, die sich auf die Provokation anderer Gesprächsteilnehmer beschränken und keinen sachbezogenen und konstruktiven Beitrag zur Diskussion enthalten. In darauf bezogenen Bildern wird oft der aus der Mythologie bekannte Troll dargestellt.“ (siehe Wikipedia)

Als Blogger hat man ab und an mit derartigen Zeitgenossen zu tun, und die einzige Hilfe, die sich einem bietet ist eine alte Forenweisheit: „Don’t feed the troll! – Fütter nicht den Troll!“, was bedeuten soll, dass Widerspruch oder Kritik an seiner Ausdrucksart den Troll nur noch anheizt. Ihm unsachliche Argumentation nachzuweisen, spornt einen Troll nur noch an, weiter zu machen, der Versuch der sachlichen Auseinandersetzung mit seinen Thesen wird in aller Regel nur ignoriert. Seine Beiträge einfach links liegen zu lassen führt am ehesten dazu, dass es dem Troll langweilig wird. In einem moderierten Kommentarbereich wie in diesem Blog werden offensichtliche Trollbeiträge schlicht gelöscht – irgendwann wird es auch ein Troll leid, Dinge zu schreiben, die außer ihm und dem Blog- oder Forenmoderator niemand liest.

Derartige Handlungsweisen lassen sich nun auch in der realen Welt beobachten. Natürlich muss ein solcher Gesellschaftstroll dort ein bisschen anders agieren, da seine Identität offen liegt, sich ihm kein Schutzmantel der Anonymität wie im Internet bietet. Wenn im realen Leben also ein Troll auftritt, dann in der Form, dass er provokante Thesen aufstellt, von denen er fordert, dass sich andere damit beschäftigen. Dabei kann er auf zwei Reaktionen hoffen: Einmal, recht trivial, dass seiner These Recht gegeben wird. Aus einer solchen Situation der Stärke kann der Troll dann weitere Aussagen oder Forderungen tätigen, die – vermeintlich oder wirklich – auf der ersten These aufbauen, und die aufgrund dessen in seinen Augen ebenfalls keinen Widerspruch dulden. Das Spiel kann er so lange treiben, bis irgendwann die zweite Reaktion eintritt: Ihm wird widersprochen.

In diesem Fall gibt es zwei – auch kombinierbare – Arten, wie der Gesellschaftstroll mit der Reaktion umgeht: Er behauptet seine These einfach weiter und/oder unterfüttert sie mit weiteren Thesen, die mit seiner Aussage nur in bedingten Zusammenhang stehen oder gleich ganz aus der Luft gegriffen sind. Auf diese Art und Weise verbreitert der Troll den Diskussionsrahmen (beliebt sind Ausweichwissenschaften wie Physik, Biologie oder auch Geschichte, neben allem was nach Gesellschaftswissenschaften riecht) so weit, dass vielen die Diskussion verunmöglicht wird, womit er wiederum den Eindruck besonderer eigener Kompetenz vermittelt, die sich den anderen, Unwissenden, eben nicht erschließt.

Besonders erfolgreich agiert der Troll dann, wenn diese stützenden Thesen auch noch eine moralische Konnotation haben, was dazu führt, dass ein Widerspruch zu seiner These einem Widerspruch gegen diesen moralischen Grundsatz gleicht (das ist er nicht faktisch, da der Zusammenhang entweder gar nicht besteht oder die moralische Wertung selbst bereits konstruiert ist, das fällt aber zu dem Zeitpunkt schon fast gar nicht mehr auf). Auf diese Art und Weise kann es ein solcher Gesellschaftstroll nicht nur schaffen, im Gespräch zu bleiben, mit ausreichend langem Atem gelingt es ihm womöglich auch, die unsinnigsten Thesen ohne jeden rational begründbaren Hintergrund zu etablieren und – das ist dann aber schon die Profiliga – Widersprüche als moralisch verwerflich und/oder gesellschaftlich hinterwäldlerisch zu brandmarken.

Spätestens wenn es erst mal soweit ist, dass Widerspruch gegen den verbreiteten Unsinn gesellschaftlich nicht mehr toleriert wird, springen natürlich auch andere auf diesen Zug auf, bei denen durchaus oft fraglich erscheint, ob sie im engen Sinne noch Trolle sind, also um die Unsinnigkeit ihrer Aussagen wissen, oder quasi Verführte, die zwischenzeitlich von der Richtigkeit der völlig abwegigen Ideen überzeugt wurden. Denen ist das aber auch insofern egal, als sie sich damit selbst den Nimbus der Fortschrittlichkeit erwerben können und – nicht selten – aus der etablierten These auch wirtschaftlichen Nutzen ziehen, sei es durch das Verfassen von Büchern oder zum Beispiel durch das Erlangen staatlicher Mittel zur weiteren Erforschung dieses neu gegründeten „Fachgebietes“.

Selbst die unsinnigste These wird damit dann etabliert, sie erhält das Prädikat der Wissenschaftlichkeit, des gesellschaftlichen Fortschritts – kurz, sie wird zur Wahrheit umdefiniert, ohne dass diejenigen, die den „nackten Kaiser“ als solchen erkennen, noch in der Lage wären, hieran zumindest kurzfristig etwas zu ändern. Es bleibt natürlich Unsinn, und die Unsinnigkeit und der sich daraus entwickelnde Schaden werden früher oder später offenbar werden. Bis dahin bleiben denen, die nicht darauf reinfallen, nur wenige Optionen: Widerspruch fruchtet nicht und ist (siehe oben) eher kontraproduktiv, Ignorieren widerspricht meist dem eigenen Gewissen. Was man aber tun kann ist, den Mechanismus des gesellschafts-trollens an sich transparent zu machen (wozu dieser Beitrag dienen soll), und vor allem – was die Protagonisten des Unsinns in den Wahnsinn treibt: Sich über die Gesellschaftstrolle lustig machen (was hiermit hoffentlich auch ein wenig gelungen ist)!

Und jetzt darf sich jeder die Frage selbst beantworten, warum ich diesen Beitrag mit Gender Mainstreaming überschrieben habe …

Zuerst erschienen auf papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Heinz Heckendorf

Genderprivileg

Ein Mensch mit Genderprivileg,
genießt es, auserwählt zu sein.
Er macht bevorzugt seinen Weg
Und fordert weiter Rechte ein.

Ein Mensch, mit nur Normalität,
was will der denn noch überhaupt
Für den ist alles längst zu spät,
kann froh sein, dass sein Sein erlaubt.

Gravatar: Ulrike

Doch, ich finde, das Gender Mainstreaming passt hervorragend zu den Ausführungen über Troll-Taktik, -Absicht und -Erfolg, wenn auch nicht im klassischen Sinn.

Gravatar: Waldgänger aus Schwaben

Die klassische Definition des Trolls trifft nicht so ganz auf die Genderisten zu. Ein Troll antwortet in der Regel nicht auf Widerspruch. Er verfolgt keinen Plan, um ein Ziel zu erreichen, er will nur provozieren und erfreut sich am Ärger der anderen.

In den ad nauseam wiederholten Regensburger Kirchenaustrittszahlen eines Trolls, den ich hier nicht füttern will, sehen wir eher klassisches trolling.

Kennzeichnend für trolls sind - mutmasslich per copy+paste - wiederholte stereotypische Formulierungen, die sich nie ändern.

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