"Gemeinschaftsschule"

Die Gemeinde Finnentrop ist mittlerweile berüchtigt für ihre Experimentierfreudigkeit auf Kosten ihrer Bewohner. Vor allem die im Hauruck-Verfahren durchgezogene "Perspektivschule" sorgt für Aufregung.

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Der Bürgermeister von Finnentrop, Dietmar Heß (CDU); wollte eigentlich im Bundestag sitzen - für die Bewohner der Gemeinde Finnentrop wäre das besser, für den Staat noch schlechter.

Wir sind berühmt: eine millionenschwere Brücke, die frühestens in drei Jahren überhaupt nutzbar ist ("Heß-Gedächtnisbrücke" genannt); landete als Paradebeispiel für Geldverschwendung im Blatt des Bundes der Steuerzahler. Eines der letzten schönen Häuser im verhunzten Tal des Hauptortes Finnentrop wird zur Verschlimmbesserung abgerissen. Das historische Bahnhofsgebäude wurde in einer Nacht- und Nebelaktion bereits beseitigt und durch einen hässlichen, roten Klotz ersetzt, bei dem der Hauptmieter schon vorher abgesprungen war. Ein strahlender Mobilfunkturm befindet sich direkt am Schulzentrum neben dem Sportplatz.

Zur Krönung werden die Finnentroper Schulkinder Versuchskaninchen für den NRW-Vorstoß der sogenannten "Gemeinschaftsschule", die sich gar nicht so nennen darf, weil dieser Begriff für gemeinsamen Unterricht von Kindern verschiedener Konfessionen belegt ist. Flugs wurde die Bezeichnung in "Perspektivschule" umbenannt.

Finnentrop hat eine hervorragende Hauptschule und eine lausige Realschule, die direkt nebeneinander liegen. Gute Gymnasien gibt es in Attendorn und Lennestadt, mit Platz genug für Finnentroper Schüler mit Gymnasialempfehlung, die seit Jahrzehnten dorthin gehen. Gute Realschulen gibt es ebenfalls in der Umgebung. Befragungen der Eltern und Lehrerkonferenzen der beiden betroffenen Schulen ergaben eine klare Mehrheit gegen das Experiment. Das ist dem Bürgermeister wurscht. Ebenso wurscht ist ihm, dass er gar nicht in der Lage ist, eine vollständige Oberstufe mit allen Leistungskursen einzurichten. Der Antrag ist durch, die Anmeldungen sind gelaufen; niemand weiß , wer diese Schule leiten wird, welche Gymnasiallehrer dort arbeiten werden etc.

Ausgerechnet die SPD (!!) hat sich bei der zuständigen Ministerin Löhrmann beschwert, was sogar der FAZ eine Kolumne wert war. Hoffnung bietet ein Formfehler der Ministerin, der zu einer Klage seitens der Stadt Attendorn geführt und, will man den Juristen glauben, sie damit ab sofort erst einmal hinfällig gemacht hat. Finnentrop wartet jetzt gespannt auf die Reaktion des Bürgermeisters.

Ich finde, wir haben einen Lorbeerkranz verdient, indem wir dem Bundestag zumindest ein Exemplar dieser Spezies abgenommen haben. Lieber wäre uns ein Bürgermeister, der nur seinen Doktortitel zurückgibt. Lieber Herr zu Guttenberg, sollten die in Berlin Sie also nicht mehr haben wollen......

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Dietmar

Endlich mal eine richtige Opposition in Finnentrop !!

Gravatar: Freigeist

Sie wollen also einen Abschreiber mit Schuldingen betrauen. Ach ja, es ist doch Karneval.

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