Gefahr aus dem Blumenladen?

Feiertage sind in Deutschland ein beliebter Anlass für die Medien die vermeintlichen Nebenwirkungen der zu ihrem Anlass gepflegten Rituale zu dramatisieren.

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Ganz in dieser Tradition befindet wieder einmal der Blumenstrauss zum Muttertag in der Schußlinie der schreibenden Zunft. So berichtet die FAZ heute reißerisch über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bei Anpflanzung von Schnittblumen. Die seien zwar nicht unbedingt für Deutschlands beschenkte Mütter, jedoch für die Arbeiter und Arbeiterinnen in den Herstellerländern und die heimischen Floristinnen gefährlich. Obwohl nicht unerwähnt bleibt, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung dieser Geschichte bereits im Jahr 2010 die Dramatik nahm und zum großen Teil ins Reich der Legenden verwies, ist in der Zeitung von vergifteten Rosensträußen die Rede, die ihre Herkunft vor allem in Südamerika, Afrika und Südeuropa haben.

In jenen Regionen hat die Aufzucht von Schnittblumen in den vergangenen Jahren einen wahren Exportboom verursacht und zehntausenden Menschen, vor allem Frauen, ein recht sicheres Einkommen gebracht. Das muss selbst das im Beitrag zitierte außerordentlich blumenskeptische Menschenrechtsnetzwerk FIAN in einem Bericht über die Blumenzucht in Äthiopien zugegeben. Doch statt diese Entwicklung auch nur in Ansätzen einer Würdigung zu unterziehen, wird hieraus in der Presse eine humanitäre Katastrophe gestrickt. Klischeehaft liefert die Armut die Menschen den zügellosen Profitinteressen der Blumenindustrie aus. Festgemacht wird diese Schweinerei am Einsatz von zwei Fungiziden, deren Kanzerogenität für den Menschen jedoch alles andere als erwiesen ist, weil sie nur in Hochdosisversuchen an Labormäusen mit unklarem Ergebnis untersucht wurde, die sich auf den Menschen ohnehin nur sehr eingeschränkt übertragen lassen.

Wie immer sparen sich die Journalisten genaue Angaben zu ihren Behauptungen, so dass der Leser mit vertretbarem Aufwand nicht in der Lage ist die Relevanz des Problems zu überprüfen. Soll er offenbar auch nicht, denn dann kämen ja vielleicht Zweifel an der Sinnhaftigkeit einiger der Extremforderungen der Umweltorganisationen auf. Nur Blumen, die nach staatlich kontrollierten Sozial- und Umweltstandards produziert werden, deren Inhalt die Industriestaaten und westliche Umweltorganisationen, nicht aber die Herstellerländer selbst definieren, sollten erlaubt sein. Doch die Blumenzucht setzt den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zwingend voraus, so dass eine Minimierung des Risikos ihres Einsatzes zwangsläufig auch die Reduzierung der Einkommen der Blumenproduzenten bedeutet. Man kann nicht beliebig den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln minimieren, so wünschenswert dies aus Gesundheitsgründen auch sein mag, und gleichzeitig die Erträge aus der Blumenproduktion unverändert hoch halten. Zwar ließe sich das Risiko mit einer geringeren Einsatzmenge und weniger gefährlichen Pflanzenschutzmitteln reduzieren, doch ginge dies mit höheren Herstellungskosten einher, was wiederum die Bereitschaft deutscher Blumenkonsumenten an der Abnahme der Blumenimporte reduzieren würde. Auch die Muttertagsnachfrage nach Schnittblumen ist nicht völlig preisunelastisch. Umsonst ist ein minimales Gesundheitsrisiko nicht, besser wäre ein Niveau, bei dem die Differenz zwischen Nutzen und Kosten maximal ist. Der Ruf der Medien nach einer Nullrisikogesellschaft ist daher in seiner Konsequenz vor allem für die Entwicklungsländer so hilfreich, wie die Anwendung heutiger Umweltstandards in der deutschen Wirtschaft der fünfziger Jahre gewesen wäre. Risikominimierung muss man sich leisten können und wollen, eine Frage, die in den Kompetenzbereich derjenigen fällt, die in Südamerika und Afrika tagtäglich in den Gewächshäusern arbeiten. Umwelt- und Sozialpaternalismus, der nicht selten mit einer gehörigen Portion Protektionismus hiesiger Gartenbauunternehmen einhergeht, macht in seiner unreflektierten Form nicht nur den Blumenfreundinnen unter den deutschen Müttern, sondern auch den Frauen und Müttern zu schaffen, die froh sind ein geregeltes Einkommen mit Schnittblumen zu verdienen.

liberalesinstitut.wordpress.com

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