Im Falle gesellschaftlicher Reformen haben wir es stets mit zwei Parteien zu tun: die Planenden bzw. Ausführenden auf der einen, die Betroffenen auf der anderen Seite. Wir werden sehen, daß dieser Umstand bei jeder gedanklichen Auseinandersetzung mit politischen Themen die Hauptrolle spielt und man sich deshalb immer dessen gewahr bleiben muß. Leider werden die – fraglos vorhandenen – Fehlentscheidungen meist ausschließlich unter einer einzigen Perspektive betrachtet – und zwar aus der des betroffenen Bürgers. Wer meint, es gäbe nur diesen einen Blickwinkel, versperrt sich selbst die potentielle Sicht auf die wahren Ursachen und damit die Chance auf Besserung.
Unsere Interessen decken sich selten mit den Interessen des Establishments
Wer glaubt denn, daß auch Politiker, deren Handlanger und Günstlinge ernsthaft „Das Heil von Kinderkrippen und Gemeinschaftsschulen“ (Jürgen Koll) erwarteten? Bildungsoffensiven und Schulreformen sind bloß das Mittel, auf dem die Surfer des Zeitgeistes ihre lukrativen Geschäfte tätigen: sie handeln zweckrational, und zwar aus der eigenen Perspektive, nicht aus der der unmittelbar und mittelbar Betroffenen! Die Akteure in diesem Spiel verdienen an ihren Geschäften blendend, zumal Gewinngarantien überall dort winken, wo mit Steuergeldern gewirtschaftet wird; das ist im „Bildungs“bereich nicht anders als in der Medizin. Um die Betroffenen geht es an den Konferenztischen und in politischen Arbeitszirkeln mitnichten. Gelegentlich erinnert sich einer der Reformtrunkenen an das Vorhandensein von Schulkindern, und dann hält er eine gemütsvolle Rede, die ihren Weg durch die Medien bis zum Bürger findet. Der seufzt beglückt: Endlich haben die da oben es kapiert!
So ein Zinnober! Zum Teufel, haben wir denn immer noch nichts dazugelernt? Unsere Macht- und Funktionselite ist nicht dumm! Ihre Manager entscheiden und tun nichts, was ihnen selbst schaden könnte! Sie denken einfach nicht darüber nach, welche Folgen ihr Handeln für uns, die Betroffenen, hat. Jeder macht sich ums eigene Fortkommen Gedanken, also auch „die da oben“.
Alles ist mit allem verknüpft und verwoben
Von den Schulabgängern erwarten wir dann „Bildung“. Wobei schon niemand mehr weiß, was unter „Bildung“ zu verstehen ist, seit auch Krabbelkinder in deren Genuß kommen, vorausgesetzt man steckt sie tagsüber in die sogenannte Krippe, die wohl demnächst unter dem wohlklingenden Label „Kleinkinderbildungsanstalt“ vermarktet wird. Auch wenn es weh tut: an diesem unmenschlichen und – aus UNSERER Sicht! – verderbten Geschäft arbeiten rechtschaffene und brave Bürger mit, ohne dies gewahr zu werden. Sie tappen völlig arglos in die Falle und fühlen sich daher unschuldig am Los der Kinder. Irgendwie und irgendwo muß man ja sein tägliches Brot verdienen, weshalb also nicht in einer Kinderkrippe … Nur: die leidenschaftlich vorgebrachte Kritik an den Reformen klingt dann irgendwie hohl.
Und immer geht es um Arbeitsplätze
Nicht nur in der Atomwirtschaft, deren Folgen das Bestehen der Menschheit gefährden, sondern auch im Bildungswesen diktiert die Macht des Faktischen das Handeln. Und dieses heißt: Arbeitsplätze und Rendite sind wichtiger als Leben, Gesundheit und Glück. Die Bildungsindustrie bietet Millionen von Menschen einen Arbeitsplatz, und daher zahlt sich jede erdenkliche Veränderung (sprich Erweiterung) dieses planwirtschaftlich geführten Marktes in Mark und Pfennig aus (klingt besser als Euro und Cent!). Jede Veränderung des Bestehenden ist mit Arbeitsanstrengung verbunden, oder anders formuliert: kostet Geld. Geld ist nichts anderes als geronnene Arbeitsleistung – also Kraft und Lebenszeit. In einem Hochsteuerstaat wird kein einziger Handgriff getan, ohne daß nicht Behörden, Sozialkassen und sonstige staatsnahe Verbände kräftig mitkassieren. Aus deren Perspektive ist eben alles gesellschaftliche Tun erfolgreich. Und aus dieser Perspektive muß gearbeitet werden: je mehr und je länger, um so besser! Auch Löcher aufgraben und zuschütten ist gut: aus einer bestimmten Perspektive. Man frage immer: Cui bono?
Wäre es nicht an der Zeit, die eigene Perspektive zu wechseln und das ganze gelegentlich von der anderen Seite her zu betrachten? Kann sein, daß dies zu großer Ernüchterung führt und man zunächst verstummt – aus schierer Ratlosigkeit. Das wäre der Moment, an dem endlich das Nachdenken einsetzen könnte.
Kommentare zum Artikel
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Liebe Gertrud
Oh nein,Sie irren sich.Jeder hat seinen Platz,die Frau zu Hause bei den Kindern und der Mann da draußen.Es ist Gottes Wille und Bestimmung.Haben die Frauen,die das Grundgesetz einst mitbestimmten,nicht genug Schaden angerichtet?Wir Frauen sind nicht gleichberechtigt,sondern haben die treue Gefährtin des Mannes zu sein.Und er geht hinaus in das Leben,in die Arbeit oder in die Politik.Die machthungrigen,abgefallenen Frauen,die es seit 42 Jahren gibt,haben die Gesellschaft nur verdorben und vergiftet.Das ist die Wahrheit!
Gott befohlen !
Liebe Frau Grubenbauer,
ich könnte sagen: "Ihr Wort in Gottes Ohr", wenn ich denn daran glaubte, dass es nützt. Aber was wir täglich sehen und schließen müssen: wir verderben unsere Gesellschaft selber und müssen selber sehen, wie wir den Schaden so klein wie möglich halten. Deshalb - nicht aus Machtgier und Missachtung des Schöpferwillens - müssen wir Frauen mitmischen in der Politik, zumal es so viele von uns schon sind, die es in destruktiver Weise tun. Ihr Vertrauen in die männlichen Politiker ist fahrlässig!
„Die Erziehung der Kinder wurde durch „Betreuung“ ersetzt.“
Genau das, geschätzte Tanja Krienen.
Folgendes ist ergänzend hinzuzufügen: Diese „Betreuung“ wird mechanistisch und plansollerfüllend verwirklicht durch Beobachtung, Evaluierung und Bewertung. Das Kind als leidenschaftslos betrachtetes Objekt bürokratischen Wirkens: Zählen, Wiegen, Messen, Addieren, Teilen, Bewerten. Das ist die ganze Pädagogik der Dekadenz. Und alle machen widerstandslos mit. Der Mensch und seine Bedürfnisse sind nicht mehr Gegenstand der planwirtschaftlich geführten, nach industriellem Muster betriebenen Betreuungsmaschine.
Die Folgen mag sich jeder selbst ausmalen. Doch wie es Max Frisch in seinem Lehrstück ohne Lehre (Biedermann und die Brandstifter) beklemmend beschreibt: Es brennt ja noch nicht! Es brennt weder am nächsten Morgen, noch in der kommenden Woche. Also läßt unsere Wachsamkeit nach. Und am Ende glauben wir nicht mehr an die Gefahr.
Im August 2007 schrieb ich schon:
Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt
„Was ist eigentlich ein Kind?“ könnte man abgewandelt mit Brecht fragen, und: „Weiß ich was ein Kind ist? Weiß ich wer das weiß? Ich weiß nicht was ein Kind ist, ich kenne nur seinen Preis!“ Nicht zufällig stammt dieser Dialog aus dem Song von Angebot und Nachfrage.
Die Debatte kennt nur eine Richtung (mit ein paar Unterpunkten): `Wie können Frauen erfolgreich in den ökonomisch wertvollen Verwertungsprozess eingegliedert werden und: Was kostet das?` Nur rudimentär werden Fragen nach dem Wie und Warum gestellt? Wer dies wagt, wird gemobbt. Schließlich geht es nicht wirklich um die Kinder (dabei geht es ja schon im Falle hunderttausendfacher Abtreibung nicht), sondern nur um sie Selbstverwirklichung der Frau (oder was man dafür hält). Deren ersten zwei Teile hat sie großartig gemeistert: Sie hat sich Befruchten lassen und dann einen Menschen - einen potenziellen Demenzkranken und Pflegefall - geboren. Sollte sie gegebenenfalls für den ersten Schritt noch einen Mann/Spender benötig haben, braucht sie für den dritten garantiert keinen mehr. Der geschlechtslose Staat hilft von nun an. Er übernimmt die Folgekosten, auch für jene Fälle, wo das Kind den „Status eines Vorzeigeobjektes zur Abrundung des Weiblichkeitsbildes“ einnimmt. So scheint also alles gut geregelt. Übersehen wird, dass eben jener Verwertungsquantensprung, also ihre Bereitstellung als mehr oder weniger qualifizierte Bruttosozialproduktsteigerin, direkt mit einem erhöhten Aufwendungsbedarf korrespondiert, der wiederum durch dieselbe Arbeit finanziert wird. Beinahe ein Nullsummenspiel. Letztlich also nur eine Arbeitsbeschäftigungsmaßnahme um der Beschäftigung willen. Und welche Frau verwirklicht sich schon als Verpackungshilfe, Verkäuferin oder Fußpflegerin?
Ein Auto weist den Status aus. Ein lächelndes Gesicht imitiert das Glück. Ein Kind rundet die Biographie ab. Euphemistisch zu behaupten, es sei in die Welt gesetzt, um „für das Volk“ Nachkommen zu gebären. Zucht ist in der Natur egoistisch motiviert oder ein Zufallsprodukt (Schopenhauer sagt: „Bloß aus reiner Überlegung und kaltblütiger Absicht einen Menschen in die Welt zu setzen, damit er darin sei, dies wäre eine sehr bedenkliche moralische Haltung, die wohl nur Wenige auf sich nehmen würden, ja, der vielleicht gar Einer nachsagen könnte, dass sie zur Zeugung aus bloßem Geschlechtstrieb sich verhielte, wie der kaltblütig überlegte Mord zum Todtschlag im Zorn“). Um trotzdem psychologische Anreize zu schaffen und die emotionellen oder spirituellen Schranken zu überwinden, preist der Staat den höheren Sinn. Und er behauptet, er garantiere den Schutz der Brut. Dass diese Zusage weniger Wert hat als das Esspapier, das man im katholischen Gottesdienst – sofern er als Abendmahl von der anwesenden Laienspielschar inszeniert wird - als „Leib Christi“ in den geöffneten Schlund geschoben bekommt, und nur dann gegeben wird, wenn die Familie ihre Produktivität massiv erhöht, sagt er nicht. Aber auch die Arbeiterbewegung sagt es ihnen nicht. Ihre frei gewählten Anführer treiben an und fordern. Niemand schert aus. Arbeitsplatz-Timesharing wird nicht mal angedacht. Da hätte man ja viel zu viel Zeit: Soviel hämmern, schrauben und saufen kann man doch gar nicht.
Was heute „soziale Kompetenz“, „Teamfähigkeit“, „Leistungsbereitschaft“ und „lebenslanges Lernen“ heißt, hieß früher Kollektiv und Plansollerfüllung
Die Erziehung der Kinder wurde durch „Betreuung“ ersetzt. Das muss reichen. Die deutsche Frau kauft sich eher ein Botanikbuch, wenn sie sich eine neue Pflanze zulegt, als einen Erziehungsratgeber, falls sie gebiert. Schafft sie sich nämlich ein Kind an, so glaubt sie von Natur aus zu wissen, wie man es gießt, schneidet und besamen lässt.
Der Lebensstandard wächst. Ein Verdienst reicht nicht, auch nicht 1 ½. Es reicht nicht, weil das Mehr ein Muss ist. So wird die weibli...