Friedensnobelpreis für Obama

Die Nachricht aus Oslo kam überraschend und ist eine große Ehre für den US-amerikanischen Hoffnungsträger. Aber auch eine Bürde. Und vor allem: eine große Chance, die Obama nutzen sollte.

Hier mein Wochenkommentar für Radio Vatikan 10. Oktober 2009:

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Liebe Hörerinnen und Hörer,

Sie haben es natürlich auch gelesen oder gehört: Barack Hussein Obama bekommt den Friedensnobelpreis 2009. Nach nur neun Monaten im Amt wird der amerikanische Präsident mit dieser edlen und wichtigen Auszeichnung geehrt. Eine interessante Entscheidung. Eine große Ehre. Vielleicht aber auch eine große Bürde. Und eine große Chance. Der Betroffene im Weißen Haus reagierte entsprechend demütig: Das habe ich nicht verdient. Vielleicht fragt auch er selbst sich: Wofür? Was hat Obama bisher konkret für den Frieden in der Welt getan? Er hat Wünsche geäußert, Gutes gesagt und Sehnsüchte geweckt. Das ist schon viel in einer Zeit, in der viel Verwirrung viel Klarheit aufzufressen in der Lage ist.

Die amerikanischen Medien überschlagen sich übrigens in Häme und Kritik. Sie wittern eine politische Entscheidung beim Nobelpreiskomitee, erkennen mehr einen Wunsch aus Oslo als eine Anerkennung. Denn dafür ist es nun wirklich noch ein wenig früh. Und so ist es auch klug, dass Obama selbst diesen Preis als Ansporn versteht, ihm nachträglich gerecht zu werden.

Man möchte ihm als Ansporn dann gleich auch noch etwas Kostbares als Erkenntnis für den Frieden mitgeben. Denn Obama scheint in den Fragen des ungeteilten Lebensschutzes noch immer etwas geteilt zu sein. Wenn es um Abtreibung geht, dann fehlen ihm noch die Konturen der Klarheit. Leider. Vielleicht hat ihm bisher noch niemand ganz logisch erklärt, wie unlogisch jede Teilbarkeit des Lebensrechtes letztlich ist und wie sehr jede Tötung eines noch nicht geborenen kleinen Menschen ein Totalangriff auf Freiheit und Frieden ist.

Obamas Kollegin im Kreis der Friedensnobelpreisträger, die selige Mutter Teresa, hat vor genau dreißig Jahren in Oslo gesagt: „Ich habe eine Überzeugung, die ich Ihnen allen mitteilen möchte: Der größte Zerstörer des Friedens ist heute der Schrei des unschuldigen, ungeborenen Kindes. Wenn eine Mutter ihr eigenes Kind in ihrem eigenen Schoß ermorden kann, was für ein schlimmeres Verbrechen gibt es dann noch, als wenn wir uns gegenseitig umbringen?“ Und wenig später gab sie zu bedenken: „Heute werden Millionen ungeborener Kinder getötet, und wir sagen nichts. (…) Wir sagen nichts, wir sind stumm. Für mich sind die Nationen, die Abtreibung legalisiert haben, die ärmsten Länder. Sie fürchten die Kleinen, sie fürchten das ungeborene Kind.“

Hier kann sich der neue Friedensnobelpreisträger Rat und Erkenntnis holen. Im Wahlkampf sprach er noch von einem Recht auf Abtreibung – was es logischerweise natürlich gar nicht geben kann. Es heißt, Obama sei kein Ideologe und wolle statt überredet stets überzeugt werden. Also los! Es gibt ungezählte Argumente für das Leben! Es gibt nichts als Logik für diesen Dienst am Frieden! Irgendjemand sollte es ihm sagen. Denn ein so kluger Friedensnobelpreisträger sollte das wissen.

Ich hoffe sehr, dass dieser so sympathische und reich begnadete Politiker die Gnade erfährt, ganz mutig und sympathisch mehr Bewusstsein für das Leben zu schaffen. In den USA und in der ganzen Welt.

Insofern gibt es viel Grund zur Freude über diese überraschende und motivierende Entscheidung aus Oslo.

 

In diesem Sinne gilt klar und deutlich: Nur Mut – und herzlichen Glückwunsch, Mister President!   ■


Martin Lohmann (52) ist katholischer Publizist, Buchautor und Bundesvorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht (BVL), der Dachorganisation christlicher Lebensrechts- verbände und -gruppen in Deutschland. Sein neues Buch „Das Kreuz mit dem C. Wie christlich ist die Union?“ hat  in Deutschland aktuell engagierte Debatten ausgelöst.

 

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Horatio Nelson

Ich weiß nicht, ob der Friedensnobelpreis immer politisch motiviert gewesen ist aber bei den in den letzten Jahren getätigten Verleihungen schien dies manchmal der Fall zu sein. Und so zu diesem Fall. Außer Kultfigur zu sein, was hat Obama bis dato getan, um diese Verleihung zu verdienen? Guantanamo, Irak, Afghanistan, Gaza? Was hat er bisher großes bloß geschafft? Nichts hat er geschafft. Schafft er irgendwas wertvolles auf dem Gebiet der internationalen Diplomatie in den nächsten Jahren, DANN wären solche Überlegungen angebracht. Aber ERST DANN. Bei einer Fortsetzung dieser Verleihungspolitik läuft das Nobelkomitee Gefahr, den Nobelpreis - den noch wertvollsten Preis, den diese Welt zu bieten hat - abzuwerten, ja gar lächerlich zu machen. Wenn damit angefangen wird, diesen prestigeträchtigen Preis „als Ansporn“ zu vergeben, dann möchte auch ich das beträchtliche Preisgeld erhalten und zwar für meine Bereitschaft aus der BRD endlich einen Rechtsstaat herzustellen und jenen zum Umdenken zu ermahnen, die u.a. den würdelosen grausamen Abtreibungseingriff begünstigen, bei dem das Kind soweit aus dem Mutterleib herausgeschleppt und das Babyhirn einfach durch ein Bohrloch abgesaugt wird bis das Kind stirbt. Von seiner Haltung zur Abtreibung und seiner Personalpolitik her zu beurteilen befürwortet die Kultfigur der „Liberalen“ (= US-Sozialisten) Obama diesen würdeverletzenden Abtreibungsvorgang. Setzt sich dieser abwertende Trend des Nobelpreises fort, läßt die Ablehnung künftiger „Nominierter“ zu recht nicht lange auf sich warten.
Grüße
Horatio Nelson

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