Als Akif Pirinçcis Buch „Deutschland von Sinnen - Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer“ veröffentlicht wurde gingen die Wellen hoch. Sprach da einer nur etwas aus, was sowieso alle dachten, sich nur nicht zu sagen trauten? Oder wurde da ein türkischstämmiger Schriftsteller zum „Hampelmann“ der sogenannten „Neuen Rechten“ gemacht? Die Mainstreammedien waren sich relativ – und wenig überraschend – einig: Da zündelt einer am Konsens mit frauenfeindlichen, homophoben und ausländer-, speziell islamfeindlichen Parolen.
Die meisten der Rezensenten, die zu diesem Schluss kommen, können das Buch kaum gelesen haben oder sind lediglich ihren eigenen bereits gebildeten Vorurteilen zu Akif Pirinçci gefolgt, die sich schnell gebildet hatten. Denn es geht mitnichten um Frauen, Homosexuelle oder Ausländer sondern – eigentlich schon im Titel nachzulesen – um den „Kult“ der darum betrieben wird, von der Politik wie von den in diesem Thema beinahe gleichgeschalteten Medien. Ein paar wenige Rezensenten haben sich in der Tat die Mühe gemacht, hinter die Kulissen zu blicken, zu analysieren, was von dem, was Pirinçci mit deutlichen Worten, nicht selten unter der Gürtellinie schreibt, denn zutrifft, welche blinden Flecken in den Medien und in der Politik er mit einem – zugegeben – etwas gewöhnungsbedürftigen Stil offenlegt.
Und dieser mediale Sturm ist Inhalt des jetzt erschienen Buches „Attacke auf den Mainstream: Akif Pirinçcis »Deutschland von Sinnen« und die Medien“, das am 30. Oktober erschienen ist. Wesentliche und meinungsbildende kritische Beiträge aus der Zeit, der Süddeutschen, natürlich dem Spiegel, aber auch aus Online-Medien wie dem European werden hier – kommentiert – wiedergegeben und liefern einen Eindruck von dem Unverständnis, auf dass „Deutschland von Sinnen“ gestoßen ist und wie versucht wurde, Autor und Leserschaft in die rechte, neurechte, rechtsextreme Ecke zu drängen.
Genutzt hat es wenig, die Diskussionen, die nicht zuletzt auch zwischen den Lesern dieser und weiterer Zeitungen entbrannt ist, und die mal jemand mit den kurzen Worten „Leser an Medium: Ihr lügt! – Medium an Leser: Schnauze!“ charakterisiert hat, zeigt, dass sich tatsächlich ein Graben aufgetan hat, zwischen linksliberalen Medien und ihrer Darstellung der Welt wie sie nach Ansicht der Redaktionen sein sollte und Lesern und Kritikern, die eine ganz andere Wahrnehmung haben, die sie in den Medien nicht mehr gespiegelt sehen. Nützlich sind da Medien, die nicht ganz so etabliert sind, wie das libertäre Magazin „eigentümlich frei“, die Wochenzeitung „Junge Freiheit“ oder das Internetmagazin „FreieWelt“. Beiträge aus diesen Medien werden ebenfalls wiedergebeben und so beinhaltet „Attacke auf den Mainstream“ einen recht guten Überblick über den Diskussionsverlauf …
… zu dem auch meine damalige Rezension gehörte, die ich am 30.04.2014 veröffentlicht habe, und die hier wohlwollend zitiert wurde mit der folgenden Einführung:
Angesichts all dieser Aufgeregtheiten wirken die Ruhe und die Sachlichkeit der folgenden Rezension von Felix Honekamp beinahe surreal. Wie gelingt es diesem Autor, sich einzig und allein auf die Frage zu konzentrieren, wie sich Pirinçcis politische und gesellschaftliche Positionen beschreiben lassen?
Es freut mich natürlich, hier wiedergegeben zu werden, wenn ich auch nicht allen anderen positiven Rezensionen von „Deutschland von Sinnen“, die hier ebenfalls aufgenommen wurden, zustimme. Insbesondere sehe ich die Vereinnahmung durch die „libertäre“ Szene, die auch in einem von zwei abschließenden Kommentare des „eigentümlich frei“-Herausgebers André F. Lichtschlag zum Ausdruck kommt, weiterhin kritisch. Erhellend allerdings die Hinweise auf den Atheismus Pirinçcis, der zu meiner Einschätzung passt, dass er eine säkulare Gesellschaft fordert, sodass eine Vereinnahmung des Autors durch katholische Kreise aufgrund dessen Islamkritik ebenfalls nicht sachgerecht ist.
Wer sich also einen Überblick über die Diskussion über „Deutschland von Sinnen“, besonders aber des medialen Umgangs mit dem Phänomen Pirinçci, verschaffen will, wer einen kleinen, fokussierten Blick auf die Arbeit der Medien werfen möchte, dem kann ich den jetzt erschienen „Nachbrenner“ nur wärmstens ans Herz legen … und das nicht nur wegen der Wiedergabe meines eigenen Textes!
Beitrag erschien auch auf: papspttreuer.blog.de
Kommentare zum Artikel
Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.
Keine Kommentare