Die Beiträge sind von Unterstützern und Vortragenden des John Stuart Mill Instituts verfasst, das sich der Bündelung und Verbreitung liberalen Gedankengutes verschrieben hat. Klaus Hekking führt in seinem Beitrag aus, dass das Institut die Freiheitsforschung fördern will, u. a. mit der Entwicklung eines Freiheitsindexes, der jährlich messen soll, wie sich die Lage der Freiheit verändert hat. Roland Tichy, Karen Horn und Gerhard Schulze setzen sich im engeren und weiteren Sinn mit den Lehren aus der Finanzkrise auseinander.
Ulrike Ackermann kritisiert auch die Akteure des Kapitalismus, die in der Krise nach staatlicher Hilfe riefen, und kaum Selbstbewusstsein bei der Verteidigung marktwirtschaftlicher Prinzipien zeigten. Die Marktakteure selbst würden den Kapitalismus allenfalls mit „schlechtem Gewissen“ verteidigen. Ackermann stellt wohl leider zu recht fest, dass das Bewusstsein für die Bedeutung der wirtschaftlichen Freiheit für die politische und individuelle Freiheit verloren gegangen ist. Dem stellt sie die Erkenntnisse von Friedrich August von Hayek, Georg Simmel und John Stuart Mill gegenüber. Daraus leitet sie die Agenda ab, Freiheit in Lehre, Forschung und Politik zu stärken.
Wolfgang Gerhard fordert in seinem Beitrag ein Umbauprogramm für den deutschen Sozialstaat und die Senkung der Staatsquote und verweist auf das Bürgergeld und Bildungspolitik als sozialpolitische Alternativen. Es geht aber in dem Sammelband nicht nur um wirtschaftliche Felder. Vera Lengsfeld und Edgar Wolfrum befassen sich mit der Auseinandersetzung um den SED-Staat. Necla Kelek legt in dem Buch ein sehr persönliches Freiheitsbekenntnis ab, das vor allem durch ihre Auseinandersetzung mit dem Islam bestimmt wird. Hans Jörg Schmidt befasst sich mit der Verwischung der privaten und der öffentlichen Sphäre im digitalen Zeitalter und dem Zusammenhang von Individualismus und Partizipation.
Dieser Sammelband ist ein guter Ansatz, um den Freiheitsdiskurs wieder in Gang zu bringen. Er bringt Autoren aus unterschiedlichen bereichen und mit unterschiedlichn Perspektiven zusammen. Sehr zu begrüßen ist, dass sich die Aufsätze nicht auf wirtschaftliche Fragen beschränken. Es fehlen leider Beiträge über nicht weniger wichtige Themenkomplexe wie Freiheit von Bildung und Forschung, Familienpolitik, und Überwachsungsstaat. Aus diesem Fundus von Themen hätte man schöpfen können, um ein noch vollständigeres Bild der Auseinandersetzung um und über die Freiheit in Deutschland bieten zu können – vielleicht wird das ja in kommenden Sammelbänden nachgeholt.
Literatur
Ulrike Ackermann (Hg.): Freiheit in der Krise? Der Wert der wirtschaftlichen, politischen und individuellen Freiheit, Frankfurt a. M. 2009.
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