Frankreich - Deutschland: Scheidung nötig! Teil 2

Schon vor Monaten wies der Verfasser an dieser Stelle darauf hin („Scheidung nötig“), dass die Trennlinie für eine überfällige Aufspaltung des Einheitseuros nicht etwa zwischen einzelnen PIIGS-Ländern (Portugal, Italien, Irland, Griechenland, Spanien) und den anderen Ländern, sondern zwischen Frankreich und Deutschland verlaufen muss.

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Zur Erinnerung: Jacques Chirac hatte bei Gerhard Schröder die verfrühte Aufnahme Griechenlands durchgesetzt. Nikolas Sarkozy hat Angela Merkel gezwungen, der „Rettung Griechenlands“ und damit dem Einsturz der Brandmauer zwischen den deutschen Steuerzahlern und südeuropäischen Banken zuzustimmen. 

Jetzt ist Francois Hollandes Stunde gekommen: Er weiß, es ist die erklärte Strategie der Euroretter, die übergroßen ökonomischen Unterschiede zwischen den Euroländern im Süden und denen im Norden einzuebnen. Mit Reformen sollte der Süden wettbewerbsfähiger gemacht werden. Spanier, Portugiesen, Italiener und Griechen versuchen es; bisher nur zum Preis von Rezession, Arbeitslosigkeit, schrumpfender Steuerbasis, weiter steigender Schulden und nicht eingehaltener fiskalischer Zusagen.

Francois Hollande will das Ziel mit einer anderen Methode erreichen. Deutschland soll seine Arbeitskosten erhöhen, seine Produktivität reduzieren und weniger exportieren. Dadurch könnten beide Länder weiterhin in einem Währungsverbund bleiben, und der Euro bliebe „gerettet“.

Francois Hollande pfeift auch auf den Fiskalpakt, den sein Vorgänger Sarkozy unterschrieben und den CDU-Fraktionschef Kauder („Europa spricht deutsch“) im Bundestag noch als Garantie gegen weiteres Schuldenmachen der Südländer verkauft hat. Soeben meldete Frankreich auch seine eingegangenen Verpflichtungen für dieses Jahr ab; und für das nächste gleich mit. Frankreich ist, so gesehen, das „südlichste“ aller südlichen Euroländer geworden.

Kein Wunder, dass das französisch-deutsche Verhältnis in einer politischen Eiszeit angekommen ist. Um das Klima wieder zu erwärmen, gibt es drei Alternativen:

Erstens, Deutschland gibt nach; wie bisher auch, und verliert seine globale Wettbewerbsfähigkeit (über 60% seiner Exporte gehen in Nichteuroländer).

Zweitens, Frankreich wird im ökonomischen Sinne „deutsch“. Die Deutschen wollen die erste Alternative nicht, die Franzosen können die zweite nicht.

Damit bleibt noch, drittens: die Regierungen beider Länder sehen endlich der ökonomischen Realität ins Auge und geben zu, dass der Euro zu stark für Frankreich und zu schwach für Deutschland geworden ist, dass sich die Franzosen zu Recht Sorgen über fehlendes Wachstum jetzt und die Deutschen zu Recht Sorgen über zunehmende Inflation in der Zukunft machen.

Deshalb macht eine Aufspaltung der Eurozone nur dann (Hans-Werner) Sinn, wenn Frankreich und Deutschland getrennte Wege gehen.

Beitrag erschien zuerst auf: Handelsblatt.com 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Petra

Frankreich wird immer mehr zu einem Klotz am Bein!

Gravatar: Meyer, Michael

Zwangsheirat gehört eben nicht zu Deutschland.

Gravatar: Freigeist

Die deutschen Betriebe werden nicht ihre Wettbewerbsfähigkeit aufgeben. Geraten deutsche Betriebe wieder in eine Problemlage, so wird wie in den 90er Jahren, die Belegschaft mit der Geschäftsführung eine Spar- u. Investitionsstrategie beginnen, auch wenn dies zu niedrigeren Real-Löhnen in Deutschland führen sollte. Wer will schon freiwillig Hartz IV, wenn man leistungsorientiert ist und einen Arbeitsplatz hat?

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