Fragen eines lesenden Arbeiters

Wohin gingen an dem Abend, wo die Maikrawalle beendet waren die gefrusteten Polizisten? Das große Berlin ist voll von Asyllagern. Wer reinigte sie?

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Die „Fragen eines lesenden Arbeiters“ von Bertold Brecht waren als kommunistische Propaganda gedacht. Doch jetzt, wo die Ex-Maoisten und Ex-Stalinisten unsere herrschende Klasse bilden, sollten sie öfter mal in den Spiegel blicken. Am besten in den eigenen. Ich habe die Fragen des lesenden Arbeiters mal aktualisiert:

Wer feuerte auf den sechszylindrigen Luden-Audi?
In der Zeitung stehen nicht die üblichen Verdächtigen.
Hat die Redakteure der Mut verlassen?
Und die völlig zerschossenen Insassen,
Welches Krankenhaus flickte sie wieder zusammen? In welchen Dörfern
Des sandigen Brandenburgs wurden die Krankenkassenbeiträge dafür gezahlt?
Wohin gingen an dem Abend, wo die Maikrawalle beendet waren
Die gefrusteten Polizisten? Das große Berlin
Ist voll von Asyllagern. Wer reinigte sie? Über wen
Triumphierte das Finanzamt? Hatte das sagenhafte Zehlendorf
Nur Paläste für seine Obdachlosen? Selbst im kastrierten Bundestag
Brüllten in der Nacht nach der verlorenen Wahl
Die Abgeordneten nach ihren Referenten.

Alexis Tsipras führte Deutschland an der Nase herum.
Er allein?
Riester erfand die Zusatzrente.
Hatte er nicht wenigstens einen Mathematiker bei sich?
Wolfgang Schäuble ärgerte sich, als die Anleihen keine
Zinsen mehr brachten. Ärgerte sich sonst niemand?
Recep Erdogan siegte über Angela Merkel. Wer
Siegte außer ihm?

Jede Seite ein Erfolg.
Wer schrieb die Vollzugsmeldung?
Alle zehn Jahre eine große Frau.
Wer bezahlt die Spesen?

So viele Berichte.
So viele Fragen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gernot Radtke

Ihre 'Fragen' veranschaulichen sehr faßlich, warum die Rotwähler, das proletarische und einzig 'sittliche' Subjekt der Menschheitsgeschichte, derzeit scharenweise zur anderen Seite jenseits des sich immer tiefer eingrabenden schwarzrotgrünen Machtkartells wechseln. Die Weltgeschichte hat mal wieder die Rechnung ohne den Wirt gemacht. - Sehr gute Travestie, Herr Prabel!

Gravatar: Diederich Heßling

"Alle zehn Jahre eine "große" Frau...

Gott beschütze uns vor diesem Unheil!

Aber genau wie früher werden wir kleinen "Römer" in der Geschichtsschreibung keinerlei Rolle spielen.

Aber die "große" Frau wird als Nero in die Geschichte eingehen.

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