Fliegen Sie eigentlich gerne? Ja, ich meine einen Flug mit einem Passagierflugzeug, beispielsweise in den Urlaub oder auch im Rahmen einer Geschäftsreise?!

Ich muss Ihnen ehrlich gestehen, dass ich es jedenfalls nicht so gerne mache. Ich mag das Gefühl nicht, auf einem viel zu engen Sitz gefangen zu sein. Die Beine stoßen ständig an die Lehnen der vorderen Sitzreihe, man hat kaum Bewegungsfreiheit und selbst, wenn man sich einen Fensterplatz reservieren konnte, ist das Sichtfeld ziemlich eingeschränkt. Leider gehöre ich nicht zu dem Personenkreis, der so manche dieser Unannehmlichkeiten mit einem Business- oder First-Class-ticket umgehen könnte.

Am meisten sorge ich mich aber ohnehin darum, die ganze Zeit das Gefühl ertragen zu müssen, einer fremden Person völlig ausgeliefert zu sein. Im Falle eines Notfalls oder eines technischen Defekts werden die Passagiere meistens noch nicht einmal informiert, damit keine Panik ausbricht. Ein Pilot würde nicht sagen: “Meine sehr geehrten Damen und Herren, unser rechtes Triebwerk ist ausgefallen und das Fahrwerk lässt sich nicht ausfahren. Wünschen Sie uns allen viel Glück bei der Notlandung.” Wahrscheinlicher würde in solchen Situationen bloß ein Warnsignal ertönen und die freundliche Stewardess nett darum bitten, dass die Gurte angelegt werden. Ganz allgemein lenkt und entscheidet eben die Crew und man selbst kann nur hoffen, dass diese auch die jeweils richtigen Maßnahmen ergreift.

Ich kann mich überwiegend dadurch beruhigen, indem ich mir bewusst mache, dass der Pilot sicherlich gut ausgebildet sein wird und auch entsprechend verantwortungsbewusst handelt. Wussten Sie eigentlich, dass die Ausbildung von Piloten sehr viel Geld kostet und vor allem die Auszubildenden ein solches Startkapital persönlich aufbringen müssen?

Insgesamt versuche ich also, das fliegerische Personal als Experten auf ihrem Gebiet zu betrachten, die zudem auch noch besondere Charaktereigenschaften besitzen. Darüber hinaus gibt es strenge Regeln, die zur Flugsicherheit eingehalten werden müssen. Angefangen bei der Wartung von Flugzeugen, über die Dienst- und Ruhezeiten des Personals, bis hin zu den Flugregeln. Unfallstatistiken enthalten entsprechend wenige Flugunfälle.

Verlassen wir mal kurz die Fliegerei. Ein vergleichbar unbehagliches Gefühl kommt nämlich in mir auf, wenn ich mir die politischen Entwicklungen der letzten Jahre vor Augen führe. Obwohl eine Demokratie eigentlich anders ausgestaltet werden sollte, zwingt man die Wähler im Anschluss an die Wahlen auf ihre engen Sitzplätze, wo sie sich möglichst ruhig verhalten und vertrauen sollen. Im Gegensatz zum Flugverkehr sieht im politischen Alltag jedoch die Unfallstatistik deutlich schlechter aus und ich kann mir keine Argumente herleiten, die meine Sorgen mindern. Auch Politiker vermeiden es, im Falle eines Notfalls die Bürger zu informieren oder selbst vor Turbulenzen zu warnen. Während in einem Flugzeug zumindest das erwähnte Warnsignal ertönt und die Stewardess erscheint, schweigt die Politik. Ganz im Gegenteil sogar, drohende Turbulenzen in der Politik, werden allzu häufig auch noch schön geredet und verharmlost.

Die Reisegeschwindigkeit ist hoch, die Risiken sind offensichtlich und die Großwetterlage ungünstig. Dennoch tönt es aus dem Berliner Cockpit:

“Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen auf unserem Flug in ein vereintes Europa. Das Wetter ist gut und wir müssen nicht mit Turbulenzen rechnen.”

Mögen Sie dieses Gefühl beim Start? Bei rasant steigender Geschwindigkeit in den Sitz gedrückt zu werden und dann das Abheben der Maschine? Können Sie einfach Ihre Augen schließen und hoffen?

Vielleicht können Sie ja darüber hinweg sehen, dass die Reiseroute eine echte Herausforderung ist, das Flugzeug schlecht gewartet wurde und bisher alle Regeln missachtet wurden. Ich nicht, ich habe Flugangst!

Übrigens, die Ausbildung von Politikern ist nicht teuer. Jeder kann es werden…