Finanzwissen: Die Hebelwirkung

Die Hebelwirkung hat einen schlechten Ruf und gilt als spekulativ. Doch wie funktioniert sie eigentlich und warum benötigt man sie? Diese Frage will ich in der heutigen Ausgabe von “Finanzwissen” klären.

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Ein Beispiel, soll zeigen, wie der Hebel (financial leverage) in der Praxis aussieht.

Investition ohne Hebel:

– Ein Anleger hat 10 Geldeinheiten

– er kauft sich davon was und hofft auf eine Wertsteigerung

– er verkauft es zu 13 Geldeinheiten

– er hat 3 Geldeinheiten Gewinn

– er hat 30% Rendite auf seine eingesetzten 10 Geldeinheiten

Investition mit Hebel:

– Ein Anleger hat 10 Geldeinheiten

– er nimmt zusätzlich einen Kredit i.H.v. 90 Geldeinheiten auf

– er bezahlt für den Kredit 5 Geldeinheiten Zinsen

– er kauft sich davon was und hofft auf eine Wertsteigerung

– er verkauft es zu 130 Geldeinheiten

– er tilgt den Kredit und ihm verbleiben 25 Geldeinheiten Gewinn

– dies sind 250% Rendite auf seine eingesetzten 10 Geldeinheiten

Der Investor verdient also mit dem gleichen Geldeinsatz und dem gleichen Investment mehr als das 8-fache. Auch aus diesem Grund arbeiten fast alle Betriebe und Banken mit Fremdkapital: Die Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital soll möglichst groß sein. Das Problem an dieser Sache ist, dass der Hebel in beide Richtungen wirkt. In dem obigen Beispiel könnte der Basiswert auch 30% fallen statt zu steigen. In diesem Szenario würde der Investor mit Hebel einen Verlust in Höhe von ca. 75 Euro machen. Man kann also mehr verlieren wie man eingesetzt hat.

Natürlich müssen Spekulanten, die mit Hebel investieren möchten, nicht unbedingt Kredite aufnehmen. Es gibt auch sogenannte Hebelzertifikate, welche eine solche Struktur abbilden. Dort wo beim kreditfinanzierten Hebelinvestment der Einsatz verbraucht ist und die Nachschusspflicht beginnt, dort haben diese Zertifikate üblicherweise einen sogenannten KnockOut. Eine Ausgestaltung könnte wie folgt lauten: Man bekommt die Entwicklung des DAX mal 5. Fällt der Index unter eine gewisse Marke, dann ist der Einsatz weg. Das ganze geht auch mit fallenden Kursen.

Investments mit Hebel sind für die meisten Anleger weder angemessen noch geeignet. Es gibt hier spezielle Risiken. Wer solche Instrumente nutzt, sollte genügend Erfahrung und Kenntnisse haben und selbst dann gehen diese Spielchen oft schief. Aber grundsätzlich verteufeln muss man die Hebelwirkung nicht. Fast jedes Unternehmen arbeitet mit Fremdkapital, damit die Rendite auf das Eigenkapital gehebelt ist.

Beitrag erschien auch auf: pinksliberal.wordpress.com

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