Finanztheorie: Risiko und Streuung

Peter Bernstein beschreibt in diesem Buch die Ideen der modernen Finanzwissenschaft angesiedelt zwischen den Vorstellungen der Behavioral Finance und der Neoklassik. Im Mittelpunkt stehen Interviews mit den Wissenschaftlern, die eine führende Rolle bei der Entwicklung der modernen Finanztheorie gespielt haben. Er beschreibt sowohl die theoretischen Ansätze als auch die praktischen Erfolge und Erfahrungen der Protagonisten.

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Seine Botschaft dürfte vielen professionellen Fondsmanagern und den Anbietern von Finanzprodukten nicht gefallen. In der Regel gelänge es gemanagten Finanzprodukten nicht besser abzuschneiden als der Markt im Durchschnitt. Für den Anleger sei es kaum voraussehbar, welcher von den angebotenen Finanzprodukten zu der Minderheit gehören, die tatsächlichden Durchschnitt übertreffen. Dies spricht für Index-Fonds. Also Fonds, die möglichst genau den Markt abbilden, an denen Finanzanbieter aber nur wenig verdienen.  

Die Erwartung den Markt zu schlagen ist die Rechtfertigung höhere Gebühren für verwaltete Fonds als für Indexfonds zu zahlen. Indexfonds beruhen auf der einmaligen Leistung die Anlage so weit wie möglich zu diversifizieren. Wenn Märkte tatsächlich effizient sind, dann ist der Versuch, besser abzuschneiden als der Markt in den meisten Fällen zum Scheitern verurteilt. So kam  der Wirtschaftswissenschaftler Burton Malkiel nach der Untersuchung von den seit 1970 existierenden Investmentfonds – das waren etwa 139 mit einer Lebensdauer von mindestens 30 Jahren – 76 mindestens einen Prozentpunkt schlechter als der Markt abgeschnitten hatten und nur vier den Markt um mehr als zwei Prozentpunkte übertrafen.

Dem liegt eine einfache  Erkenntnis zu Grunde, die Bernstein so auf den Punkt bringt. „Gemäß der Definition können die meisten Investoren den Markt nicht übertreffen, weil sie der Markt sind.“ Daraus ergibt sich ein Paradox. Würden alle Marktteilnehmer auf Indexfonds umsatteln und versuchen den Durchschnitt zu erreichen, dann würde der Markt sich der Dynamik der Märkte nicht mehr anpassen und mit einem Schlag wäre es wieder möglich von den nicht genutzten Spekulationschancen zu profitieren.

Allein weil die Marktteilnehmer Verhaltensfehler begehen gibt es überhaupt die Möglichkeit für die Investoren Chancen zu erkennen, die andere nicht sehen. Wären die Märkte zu 100-Prozent rational und transparent, so wäre jede Chance und jedes Risiko im Vorhinein bereits in die Preisbildung eingeflossen. In diesem Fall könnte es eine erfolgreiche Spekulation, die ja gerade davon ausgeht, dass Finanztitel über- oder unterbewertet sind, überhaupt nicht geben.

Die Finanztheorie ist ein Feld, mit dem sich die deutsche Öffentlichkeit intensiver auseinandersetzen muss, denn gerade eine alternde Gesellschaft ist auf den internationalen Kapitalmarkt zur Sicherung der individuellen Lebensrisiken angewiesen. Die aktuelle Finanzkrise hat in vielen Fällen offengelegt, dass die Erkenntnis, dass man Risiken durch Streuung reduzieren kann, breite Schichten der Bevölkerung noch nicht erreicht hat.

Literatur:

Peter L. Bernstein: Die Entstehung der Modernen Finanztheorie. Von der Theorie in die Machtzentren der Weltwirtschaft, München 2009

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