Filmrezension: Avatar

Wie wir durch Hollywood indoktriniert werden

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Ich bin lange Zeit nicht im Kino gewesen, weil die Filme, die dort gezeigt werden, vor allem die Hollywood-Filme, fast alle nach dem selben Muster gedreht werden. Natürlich gibt es neben dem Hollywood-Mainstream auch andere Filme, z.B. deutsche Komödien. Diese sind aber noch unerträglicher als die Hollywood-Produktionen. Das ist aber ein anderes Thema.

 

Meine Neugier auf die neue große Hollywood-Produktion, den Film „Avatar“ von James Cameron, der seit Dezember 2009 in deutschen Kinos zu sehen ist, war aber so groß, dass ich das erste Mal seit Jahren wieder die Kinopforte übertrat. Der Film wurde im Vorfeld als ein Meilenstein der Filmgeschichte bezeichnet. Mit der dort verwendeten neuartigen 3D-Technik soll eine ganz neue Generation von Filmen entstehen.

 

Zur Besetzung und Handlung: Die Menschen plündern unter der Führung eines skrupellosen und zynischen weißen Mannes, Parker Selfridge, die Bodenschätze auf dem Planeten Pandora aus. Dort leben die Ureinwohner, die Na´vi, im Einklang mit der Natur. Sie können sich sogar mit Hilfe von Rezeptoren mit Pflanzen und Tieren vereinigen. Sie erweisen Ehre Tieren, die sie getötet haben. Die Ausbeutung des Planeten wird von einer Söldnertruppe überwacht. Sie wird von dem brutalen Colonel Miles Quaritch, auch einem weißen Mann, geführt, der die Eingeborenen am liebsten so schnell wie möglich ausrotten möchte.

 

Dass die Rollen der beiden Bösewichte von schwarzen Schauspielern oder gar von Frauen gespielt werden könnten, ist im gegenwärtigen Hollywood-Kino völlig undenkbar. Die Bösen sind fast immer weiße Männer. Doch die Filmemacher in Hollywood sind nicht ganz blöd. Sie achten darauf, dass nicht alles eindeutig nach Schwarz-Weiß-Malerei aussieht. Deshalb findet man bei den Söldnern auch einige schwarze Männer. Sie haben aber nur die Statisten-Rollen. Sie arbeiten bloß als Helfer der bösen weißen Männer. Dahinter steckt der Gedanke: Die schwarzen Männer sind wie Frauen Opfer des weißen Patriarchats.

 

Der einzige gute Soldat in der Armee der bösen weißen Männer ist außer der Hauptfigur Jake Sully eine Soldatin, eine Latina, die sich in der Entscheidungsschlacht auf die Seite der Ureinwohner stellt. Es wäre politisch korrekter, wenn diese Rolle von einer schwarzen Schauspielerin gespielt worden wäre. Auf der Seite der Guten fehlt in dem Film eine Afroamerikanerin. Das ist eine leichte Abweichung von dem Standard-Schema der Hollywood-Filme.

 

Der Söldnertruppe schließt sich der bereits erwähnte Jake Sully an, ein behinderter, weißer Ex-Marine. Er ist an den Rollstuhl gefesselt und nimmt an einem Experiment teil: Sein Geist kann in den Körper eines künstlich gezüchteten Na´vi, genannt Avatar, hinein schlüpfen. In diesem Körper mischt sich Sully unter die Ureinwohner und erforscht ihre Lebensgewohnheiten.

 

Das Experiment wird von einer weißen Frau, Dr. Grace Augustine, geleitet. Sie ist nicht nur eine vorbildliche Naturschützerin und Kämpferin für die Rechte der Ureinwohner, also ein Inbegriff des Guten, sondern auch eine leidenschaftliche Wissenschaftlerin. Noch im Sterben möchte sie Proben von Eywa, dem Baum der Seelen, nehmen. Ich wünschte mir, wir hätten in unserer Welt solche Wissenschaftlerinnen.

 

Ihr stehen ein schwarzer und ein weißer männlicher Wissenschaftler zur Seite. Während der schwarze einigermaßen intelligent ist, ist der weiße eine unterbelichtete, trottelige Gestalt, die eigentlich entbehrlich ist. Er eignet sich nur als Helfer der Hauptakteure. Als Trottel hat er auch die Funktion, ein humoristisches Element in den Film einzubauen. Auch für solche Rollen eignen sich weiße Männer offenbar vorzüglich.

 

Bei der Erforschung des Planeten und der Ureinwohner erhält Sully Hilfe von Neytiri, der Tochter des Na´vi-Häuptlings. Sie wird zwar von der schwarzen Schauspielerin Zoe Saldana gespielt, ist jedoch als Schwarze nicht erkennbar, weil die Na´vi blaue Hautfarbe besitzen. Aber das reichte offensichtlich, um die Quote zu erfüllen.

 

Mit der Zeit verliebt sich Sully in Neytiri, passt sich völlig an die Lebensgewohnheiten der Na´vi an und wird einer von ihnen. Schließlich kämpft er an der Seite der Na´vi gegen die Armee der bösen weißen Männer.

 

Am Ende stehen sich die zwei feindlichen Armeen gegenüber: die Armee der bösen weißen Männer und die Armee der Guten, bestehend aus einem Behinderten, einer weißen Frau, einer Latina, einem weißen männlichen Trottel, den Ureinwohnern und den einheimischen Tieren, die sich entscheidend in die Schlacht einmischen. Den Ausgang dieser Schlacht werde ich aus Rücksicht auf diejenigen, die den Film noch nicht gesehen haben, nicht verraten.

 

Und noch etwas habe ich vergessen: die hervorragenden Effekte. Sie machen den Film zu einem visuellen Kinoerlebnis. Doch die Qualität eines Films kann und soll nicht alleine auf Effekten beruhen. Sie können nicht seine politisch korrekte Besetzung, seine einfallslose und vorhersehbare Handlung sowie seine Klischees und Vorurteile, von denen ich hier nur einige dargestellt habe, überdecken.

 

An das politisch korrekte Muster der Hollywood-Produktionen haben wir uns alle so gewöhnt, dass es zur Normalität ohne Alternativen geworden ist. Natürlich gibt es in Hollywood Abweichungen von diesem Muster. Meist sind es renommierte Regisseure wie Martin Scorsese oder David Lynch, die sich solche Abweichungen erlauben können. Sie haben genügend Freiheiten, um dem Muster der politischen Korrektheit zu entgehen. Sie sind darüber hinaus viel zu selbständig und eigenwillig, um sich von anderen etwas einreden zu lassen. Doch der Mainstream bleibt diesem Muster blindlings verhaftet.

 

Deshalb werden wohl wieder einige Jahre vergehen, bis ich mir einen erneuten Kinobesuch gestatten werde.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Paul

Die Rezension hat mich nicht überzeugt, da die Schwerpunkte so unverständlich gesetzt wurden. Warum wird so stark auf die ethnische Herkunft der Schauspieler geachtet ? Auf ihre Leistungen kommen Sie, Herr Ulfig, nicht zu sprechen.
Auf ein Fazit am Ende der Rezension, das tatsächlich eine Empfehlung oder ein Abraten enthält habe ich vergeblich gehofft...

Gravatar: Werner

Ich kann dem Autor nur zustimmen - als weisser, christlicher , mitteljaehriger Mann gehoert man halt immer zu den Boesen - wenn nicht gleich die Sklavenhalter Geschichte hervorgeholt wird, dann ist es eben die spanische Eroberung Suedamerikas.
Und heutzutage Irak oder Afganistan.
Man sollte tatsaechlich auswandern wie es Wolfgang vorschlaegt - wohin allerdings?

Gravatar: Hans

Der Autor in seinem PC-Verfolgungswahn erinnert mich ein wenig an einen (ziemlich alten) Witz:
Ein Patient bekommt von seinem Arzt einen Rohrschacht-Test verordnet.
Arzt zeigt den ersten Klecks und fragt: "Was sehen Sie?"
Patient: "Eine nackte Frau."
Zweites Bild: "Und hier?"
"Nackte Frauen"
"Und hier?" - "Wieder nackte Frauen."
Arzt: "Ich glaube, Sie haben ein Problem mit Ihrer Sexualität..."
Patient: "Wieso? Sie zeigen mit doch ständig dieses perverse Zeugs!"

Gravatar: robert

Ob sie es glauben oder nicht, ich halte ihren Artikel für rückständig und rassistisch. Und wenn sie schon über andere Hollywood produktionen herziehen sollten sie sich lieber mal besser informieren was diese noch produzieren.

Sry, aber ihre Rezession ist schwachsinnige polemik!

Schonmal was von einem Tellerand gehört?

Gravatar: Alexander Ulfig

Zu Schmurk: Ich möchte auf ein bestimmtes Muster der - wie Sie es ausdrücken - Hautfarben/Geschlechter-Verteilung, aber auch der Dichotomie von Gut und Böse hinweisen, das nach meinen Beobachtungen in den allermeisten Hollywood-Filmen seit ca. 30 Jahren vorkommt, d.h. nicht nur in Filmen über die Ausbeutung der Ureinwohner in Amerika und Afrika. Ich könnte Ihnen eine beliebige Hollywood-Standardproduktion nennen, in der dieses Muster auftaucht, z.B. "Resident Evil: Extinction".
Zu Sabine: Nicht Ich, sondern Hollywood sieht die Welt in Schwarz/Weiß, Gut/Böse usw. Mir ist es eigentlich völlig gleichgültig, ob eine Filmrolle von einem Weißen oder Schwarzen, einer Frau oder einem Mann, einem Deutschen oder einem Chinesen usw. gespielt wird. Ich bin bei den Darstellern an ihrer schauspielerischen Leistung interessiert und nicht an ihrer Gruppenzugehörigkeit. Ich denke, dass wirklich große Regisseure ihre Schauspieler nicht nach Hautfarbe, Nation usw., sondern einzig und alleine nach ihren schauspielerischen Qualitäten und danach, ob sie zu einer Rolle passen, auswählen. In bin in der Rezension auf diese ethnischen Aspekte eingegangen, weil ich auf ein bestimmtes Phänomen aufmerksam machen möchte, nämlich auf die Bildung und die Herrschaft von Klischees sowie Vorurteilen und somit auf die Ideologisierung des Kinos.
Zu David: Zu Ihrer Information: Ich bin jahrzehntelang fast täglich ins Kino gegangen. Heutzutage schaue ich mir ausgewählte, meist ältere Filme auf DVD an.

Gravatar: Schmurk

Darf ich fragen, was dieses PC bedeutet?
Im übrigen hab ich ihren Namen in meinem ersten Kommentar falsch geschreiben, bitte entschuldigen Sie.

Gravatar: Wolfgang

Herr Ulfig,

schön ihre Filmeindrücke lesen zu dürfen. Wir weißen Männer sollten irgendwohin auswandern, und uns unabhängig erklären. Erst dann werden sie sehen, dass man mit PC-Gedusel kein Land am Laufen hält. Erst dann würden wir wirklich Erkenntnisgewinne erzielen.

Gravatar: David

Ich verstehe ihre grundsätzliche Abneigung und der daraus folgende Fokus auf diese Klischees nicht. Für mich spielen sie nur eine minimalistische Rolle im Betrachten eines Filmes. Vielleicht sollten Sie mehr Erfahrung sammeln bevor Sie Filme bewerten, wie Sie selber sagen gehen sie ja so gut wie nie ins Kino.

Gravatar: Surface

Habe auch den Film gesehen und stimme mit Ihnen total ein.Reines PC :Die boesen,meist weissen streitsuechtigen Menschen; die "liebe Natur"(nach jeder Toetung eines Tieres muss um Vergebung gebetet werden...)und die wunderbaren Einheimischen,die uebrigens in der englischen Version alle einen leichten "schwarzen" Accent haben.

Gravatar: Sabine

Sie sehen die Welt offenbar in Schwarz/Weis, Herr Ulfig. Sehr schade, dass sie solch einen Wert auf die Hautfarbe eines Menschen legen...

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