Familiensynode … oder lieber nicht?

Ich betreibe kein Nachrichtenportal, sondern einen persönlichen Blog. Ich werde deshalb die Familiensysnode nicht ständig begleiten, aber mit einem liebenden Blick auf alle Beteiligte kommentieren.

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Ein Bloggerstreik? Nein, zumindest kein flächendeckender, aber einige katholische Blogger haben die Absicht erkennen lassen, zur Laufzeit der gestern in Rom gestarteten Familiensynode nicht über sie zu berichten. Besser sei es, ein nachsynodales Schreiben des Papstes oder zumindest dessen eigene Äußerungen zum Abschluss der Synode abzuwarten. Zwischen den Zeilen erkennbar die nachvollziehbare Sorge: Ansonsten ist alles Klatsch und Tratsch und man läuft Gefahr, sich von der medialen Stimmungsmache instrumentalisieren zu lassen. Wenn also in den kommenden Tagen berichtet werden sollte, es zeichne sich ein „Durchbruch“ beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder der Sexuallehre der Kirche ab (beides Themen, die meiner Auffassung nach nur unterdurchschnittliches Gewicht haben dürften, auch wenn die Fragestellungen für die direkt Betroffenen hohe Bedeutung haben), dann darf man das getrost unter „Medienpolitik“ abheften und man ist zumindest gut beraten, genau nachzuschauen, wer da als Quelle genannt wird, und mit welcher anzunehmender „Agenda“ derjenige die Synode verfolgt.

Aber deshalb gar nicht berichten? Nun tritt die Mehrzahl der katholischen Blogs, wie auch ich selbst, nicht mit dem Anspruch an, ein Nachrichtenportal zu sein; trotzdem werden auch mich die Nachrichten beschäftigen, genau wie die Leser sich damit beschäftigen werden und sich informieren, vielleicht auch gerne eine andere als die „Mainstreameinschätzung“ dazu hören oder lesen wollen. Darum werde ich mich einem solchen „Boykott“ nicht anschließen, auch wenn ich mir vorbehalte, nicht alles zu kommentieren, was scheinbar danach ruft, kommentiert zu werden.

Aber was sind dann die Leitplanken katholischer Berichterstattung? Interessanterweise durfte ich dazu gestern eine Betrachtung zum Hohelied der Liebe aus dem ersten Korintherbrief beiwohnen, bei der ich unwillkürlich auch daran denken musste, wie ich eigentlich mit strittigen Themen umgehe. Für die, die darin nicht mehr ganz so firm sind, sich wegen eines „Korinther-Overflows“ bei Hochzeiten zwischenzeitlich gelangweilt abwenden und weil der Text von Paulus einfach so schön ist, hier noch mal in voller Länge (1. Kor 13,1-13):

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, / hätte aber die Liebe nicht, / wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte / und alle Geheimnisse wüsste / und alle Erkenntnis hätte; / wenn ich alle Glaubenskraft besäße / und Berge damit versetzen könnte, / hätte aber die Liebe nicht, / wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte / und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, / hätte aber die Liebe nicht, / nützte es mir nichts.

Die Liebe ist langmütig, / die Liebe ist gütig. / Sie ereifert sich nicht, / sie prahlt nicht, / sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, / sucht nicht ihren Vorteil, / lässt sich nicht zum Zorn reizen, / trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, / sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, / glaubt alles, / hofft alles, / hält allem stand.

Die Liebe hört niemals auf. / Prophetisches Reden hat ein Ende, / Zungenrede verstummt, / Erkenntnis vergeht.

Denn Stückwerk ist unser Erkennen, / Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, / vergeht alles Stückwerk.

Als ich ein Kind war, / redete ich wie ein Kind, / dachte wie ein Kind / und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, / legte ich ab, was Kind an mir war.

Jetzt schauen wir in einen Spiegel / und sehen nur rätselhafte Umrisse, / dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, / dann aber werde ich durch und durch erkennen, / so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.

Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; / doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

Und jetzt mal auf mich selbst bezogen: Ich meine, ein bisschen was von der Bibel zu verstehen. Ich kenne große Teile des Katechismus zur Familie, auch ein paar Inhalte von päpstlichen Lehrschreiben. Mir ist die „Theologie des Leibes“ des Heiligen Papst Johannes Paul II. nicht unbekannt, und darum glaube ich, auch wenn ich kein Theologe bin, kann ich mir zu manchen Thesen zum Familienbild der Kirche eine Meinung erlauben. An der einen oder anderen Stelle gibt es da Lücken und jeder tut gut daran, sich einzugestehen, an welcher Stelle seine eigene Meinung genau das ist, eine Meinung, und an welcher Stelle es authentische Kirchenlehre ist. Aber darauf kommt es mir gar nicht an, denn selbst wenn ich den Katechismus auswendig könnte, Theologie studiert hätte und jede Kirchenlehre und deren Herleitung präzise wiedergeben könnte … wenn ich „alle Geheimnisse wüsste / und alle Erkenntnis hätte; / wenn ich alle Glaubenskraft besäße / und Berge damit versetzen könnte …“

Genau: „… hätte aber die Liebe nicht, / wäre ich nichts.“ Das und die Beschreibungen, ich möchte sagen die definitorischen Festlegungen, zur Liebe, die der Apostel darlegt, sind ein unglaublich hoher Anspruch. Denn es zeigt einerseits die Notwendigkeit der Liebe in dem, was man sagt und tut und gleichzeitig stellt es in Frage, ob dort, wo wir meinen zu lieben, das auch wirklich tun. Liebe „ereifert sich nicht, … lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach… Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand“ – ob ich diesem Anspruch in meinen Beiträgen zur Synode, zu Äußerungen mancher deutscher Bischöfe zur Familie oder anderen strittigen Themen immer gerecht werde?

Mancher meint, dieser Blog sein „meinungsstark“, was ich als Kompliment auffasse, wenn es denn stimmt. Aber in diesem Spannungsfeld steht man wohl als Herausgeber eines Blogs: Meinungsstark, was in der Tendenz dazu führt, dass er gelesen wird, oder liebevoll, was den Anreiz zum Lesen für manchen schmälern wird. Die wenigsten schreiben einen Blog nur „für sich“, kaum einem Blogger ist die eigene Blogstatistik ganz egal, und das ist auch kein Mangel an sich. Wenn es aber auf Kosten der Liebe geht … droht eine Schieflage, die korrigiert werden muss. Zum Glück muss ich nicht von meinem Schreiben leben, was den Druck ein bisschen raus nimmt. Aber die eigene Eitelkeit aufgrund von Zugriffszahlen oder wachsender Abonnentenschar kann schon ein ziemlicher innnerer Schweinehund sein, sich auch mal einer Pointe zu enthalten.

Was ich mir also vornehme, und hoffe, einhalten zu können, ist eine Kommentierung der Synode mit einem liebenden Blick auf alle Beteiligten, in Anerkennung, dass auch diejenigen, deren Einschätzung ich nicht teile, auf der Suche nach der Wahrheit und dem Besten für die Kirche und die Menschen sind. Dass es manche widersprechende Aussagen während der Synode geben wird, die nicht gleichzeitig wahr sein können, wird verdeutlichen, dass es eben auch Bischöfe gibt, die von der Wahrheit, wenn es sich denn nicht nur um pastorale sondern Fragen der kirchlichen Lehraussagen handeln sollte, abweichen. Auch das mit einem Blick der Liebe zu betrachten ist herausfordernd – aber auch nicht unmöglich.

In diesem Sinne wird man bei mir vermutlich eher weniger zur Synode lesen, aber wenn dann hoffentlich erhellendes. Beten wir jedenfalls gemeinsam für die Synodenväter für ein gutes Ringen um den richtigen Weg der Kirche in diesem wichtigen Thema.

Zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de

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