Falsche Signale aus München

Es gibt Irritationen im Blick auf Lebensschützer aus München. Durch das Bistum scheint gar der böse Verdacht aufzukommen, sie hätten eine Nähe zu braunem Gedankengut. Das ist übel - und schädlich. Nicht nur in München ist Klarheit angesagt.

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Es geht um eine Veranstaltung von EuroProLife. Diese Gruppierung ist nicht Mitglied unseres Bundesverbandes. Dennoch werde ich als Vorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht (BVL) in diesen Tagen immer wieder besorgt angefragt. Warum? Weil der fatale Eindruck entstanden ist, als gebe es eine Verbindung der Münchner Lebensschützer zu braunem Gedankengut. Doch dieser Eindruck ist meines Wissens falsch, schädlich und alles andere als christlich. Was ist geschehen? Was ist bekannt geworden?

Für einen Gebetszug, der den getöteten noch nicht geborenen Kindern gilt, wollten die Münchner Lebensschützer in einer katholischen Kirche einen Gottesdienst feiern. Doch weil offenbar im vergangenen Jahr bei eben dieser Veranstaltung einige ungebeten "Gäste" aus der rechten Szene mitgegangen waren, hat ein Prälat des Erzbistums vorsorglich den Betern des Lebensschutzes kraft des ihm gegebenen Hausrechts die Kirche als Gebetsraum verweigert. Aus vorauseilender Ängstlichkeit? In Absprache mit dem Erzbischof, der für seine klaren Worte zum Lebensschutz immer wieder bekannt geworden ist? Man wolle - so sinngemäß die Aussage des Geistlichen - das gute Anliegen nicht vor den Karren der Neonazis spannen lassen.

Erstaunlich. Denn seitens der Lebensschützer gibt es keine Verbindung zu eben solchen Rechtsextremen. Der Protest gegen die seltsame und den Lebensschutz beschädigende Entscheidung des geistlichen Würdenträgers kam prompt. Und bis heute gibt es sehr viel Unverständnis für dieses Verhalten. Fakt ist, dass viele weniger Informierte nun meinen könnten, es gebe da eine V erbindung oder Nähe - die es nicht gab und nicht geben wird.

Mich macht das alles sehr traurig. Und ich verstehe nicht, warum eine keineswegs dogmatische Entscheidung nicht rasch wieder korrigiert wird und stattdessen fast schon mühsam uns verkrampft nach Gründen gesucht wird, sie im Nachhinein doch als richtig erscheinen zu lassen. Den Schaden, der durch solch törichtes Verhalten angerichtet wird, könnte groß sein. Ihn hätten jene zu verantworten, die ihn angerichtet haben - durch vielleicht zu schnelles und ungenaues Hinsehen und eine vorschnelle und dadurch möglicherweise rufschädigende Entscheidung zu Lasten derer, die sich für die Unantastbarkeit des Lebens einsetzen.

Noch einmal: EuroProLife gehört nicht zum BVL, ist also nicht Teil unserer bundesdeutschen Dachorganisation. Aber der ihnen gegenüber gemachte Vorwurf, es gebe eine Nähe zu rechtsradikalem Gedankengut, ist ziemlich unanständig und falsch. Wir Lebensschützer distanzieren uns ohne Wenn und Aber ganz selbstverständlich von allem linken und rechten Gerede oder Gedankengut. Wenn allerdings - wie vom Pressesprecher der Diözese München offanbar geschehen - ein Hinweis auf eine zu niedrige Geburtenrate in Europa bereits als "völkische Sprache" bezeichnet wird, dann fehlt es an Objektivität der Beurteilung in solchen Fragen. Solche Ausrutscher sind bedauerlich.

Wer sich für das Leben einsetzt und die Unantastbarkeit des Lebensrechtes von Anfang bis zum natürlichen Ende, leistet einen unersetzlichen Dienst für eine Kultur der Humanität. Das müsste doch auch im Sinne der Kirchen sein, oder? Selbst wenn fundamentalistische Gegner des Lebensrechtes Straßenschlachten suchen würden, könnte man dies doch niemals den friedvollen und gewaltfreien Lebensschützern vorwerfen. Ich erwarte - auch den Lebensschützern gegenüber - die Gabe der Diffenzierung und Fairness. Für alle, die ein gutes Gewissen haben und das Gute wollen, gibt es wahrlich keinen Grund zum Einknicken und Wegducken vor denen, mit denen Lebensschützer und Demokraten nichts zu tun haben und nichts zu tun haben werden.

Also: Die Begründung des Bistums ist unbegründet und nicht nachvollziehbar. Wer aus vorauseilender Ängstlichkeit Christen die Kirche als Gebetsraum verweigern will, würde faktisch den rechten Extremisten die Hand reichen und eine Verbindung zum Schaden der Lebensschützer bestätigen, die es gar nicht gibt und niemals geben wird. Zugleich würde man den Gegnern des Lebensschutzes signalisieren, dass die katholische Kirche lieber schweigt und einer Konfrontation aus dem Wege geht, wenn es schwierig werden könnte. Das aber wäre unverantwortlich.

Der Bundesverband Lebensrecht steht klar und unmissverständlich in der Mitte der Gesellschaft. Dort sucht er die Zusammenarbeit mit Kirchen. Mutig. Angstfrei. Friedvoll. Gesprächsbereit.

Den geschätzten Herrn Erzbischof von München und Freising bitte ich in aller Form und sehr herzlich, durch ein klares Wort möglichst rasch jenen fatalen und rufschädigenden Eindruck für den Lebensschutz zu beseitigen, der möglicherweise aufgrund eines Missverständnisses  durch eine unglückliche Entscheidung  seiner Mitarbeiter entstanden ist. Mir scheint, nur der Erzbischof selbst kann jetzt noch Schaden begrenzen - und Böses durch Gutes vermeiden.

 

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