Facebook – die Kritik nimmt zu

Unter katholischen Facebooknutzern, darunter eben auch katholischen Bloggern, nimmt die Kritik an der Politik des Netzwerks zu.

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Facebook wird schwarz, titelt der Papsttreue.

 

In Eine Gemeinschaft namens Facebook beschreibt Josef Bordat seine Erfahrungen mit dem Netzwerk, die vor einiger Zeit mal sehr persönliche und verletzende Ausmaße angenommen haben.

Heike setzt sich schon länger kritisch mit Facebook auseinander und findet: Facebook – mal wieder – aber diesmal ganz böse!

Auch Alipius macht sich seine Gedanken: Too big to fail? ist der Artikel überschrieben.

Wäre Facebook Fußball, so müßte man hier wohl von einer ganzen Reihe gelber Karten reden. Auch in unterschiedlichen Gruppen wird darüber diskutiert, ob und wie man als Katholik dem Netzwerk weiter angehören kann oder vielleicht nicht. Welche Alternativen gibt es? Ein zurück in die alten Communities mit der Software eine Bulletin Boards wird erwogen. Doch das wäre ein Auszug aus der Öffentlichkeit. Es war ja gerade er Einzug ins soziale Netzwerk, der mehr Öffentlichkeit und mehr Kommunikation – auch unter dem Aspekt der Mission -  bringen sollte. Sich dem Dialog mit der säkularen Welt auszusetzen, öffentlich Zeugnis zu geben, auch als katholische Blogger andere Wege der Vernetzung und der Aufmerksamkeit für katholische Themen zu suchen, ist ja durchaus im Sinne des Heiligen Vaters. Schon Papst Benedikt XVI. hatte dazu aufgefordert, in den sozialen Netzen präsent zu sein. Sein Nachfolger hat auch die unmittelbare Präsenz des Papstes – via Twitter – in den sozialen Netzwerken ausgebaut.

Raus aus Facebook, ich glaube das dürfte im Augenblick Konsens sein, ist gegenwärtig nicht die Option der Wahl. Kritische Distanz zu Facebook einzunehmen und die Politik die Gemeinschaftsstandards des Netzwerkes in der Praxis auszulegen und anzuwenden, scheint das Gebot nicht dieser Stunde zu sein. Die Augen offen zu halten, um nach Alternativen zu suchen, ist schon alleine deshalb notwendig, um nicht ggf. einen neuen Trend zu verpassen. Nicht, daß wir als Christen jeder Mode nachlaufen müßten, doch es ist geboten, da zu sein, wo die Menschen sind. Sind sie auf Facebook, ist unsere Anwesenheit dort grundsätzlich nötig.

Noch unbestätigten Berichten zu Folge, verfolgt Facebook zumindest in Italien die Absicht, in Profilen die Verwendung religiöser Titel zu untersagen. Einer noch etwas vagen Nachrichtenlage zu Folge soll ein Priester aus Italien gezwungen worden sein, das “Don” aus seinem Namen zu löschen. Sollte sich diese Nachricht bestätigen, ich bitte unbedingt katholische Priester und Ordensleute, sollte ihnen so etwas widerfahren, unverzüglich darüber zu berichten, müßten daraus Konsequenzen gezogen werden. Welche im konkreten Falle angemessen sind, wird dann zu entscheiden sein.

Als gegenwärtiges Zwischenfazit, da man gegenwärtig nicht sagen kann, wie sich die Politik des Netzwerkes weiter entwickelt, wäre es aus meiner Sicht notwendig, Parallelstrukturen aufzubauen, die die Vernetzung gewährleisten, wenn eine Massenexodus von Katholiken aus Facebook anstünde. Das nämlich sollten wir uns auch bewußt machen, daß wir uns von Facebook ganz schön abhängig gemacht haben. Viele Kontakte bestehen inzwischen fast ausschließlich über dieses Netzwerk. Viele Aktionen sind nur deshalb erfolgreich gewesen, weil die Vernetzung über Facebook schnell, zuverlässig und effizient möglich ist. Über meine Freundesliste sowie über zahlreiche unterschiedliche Gruppen erreiche ich in sehr kurzer Zeit eine große Anzahl gleichgesinnter, die ich ansonsten nur sehr schwer oder vielleicht gar nicht erreichen, informieren oder kontaktieren könnte. Die technischen Möglichkeiten von Facebook sind gegenüber allen vorherigen technischen Errungenschaften ein echter Quantensprung. Auch das sollte man mit berücksichtigen, wenn man ohne eine greifbare Alternative den Ausstieg erwägt.

Soziale Netzwerke leben von ihren Nutzern. Ein Massenexodus aus Facebook würde den milliardenschweren Konzern in kürzester Zeit in ein Nichts verwandeln. Auch das sollte man im Hinterkopf behalten. Wir fühlen uns Facebokk gegenüber nur wehrlos, weil wir Respekt vor der Größe haben. Im Innersten besteht Facebook nur aus Bits und Bytes, Code, schlichter dumpfer lebloser Code. Klickt von heute auf morgen keiner mehr die Seite an, ist toter Code, wertlos geworden und der Megakonzern kann seine abschalten Serverfarmen abschalten. Nun mache ich mir keine Illusionen, wir 7 1/2 Dutzend deutscher Katholiken könnten Facebook ins Wackeln bringen, doch wie schon im letzten Beitrag über Facebook festgestellt, ist es immer nur ein Tropfen, der Faß zum Überlaufen bringt. Dazu muß er ins Faß fallen und nicht auf den vielzitierten heißen Stein.

Wir dürfen also durchaus selbstbewußt dem Riesen Facebook gegenüber treten. Gerade als Katholiken können wir uns da eine gewisse entschlossene Gelassenheit leisten. Neben vielem anderen nämlich ist die Kirche eben auch ein Netzwerk, das weltweit älteste und am besten funktionierende noch dazu. (OK, in Deutschland schwächeln wir gerade, aber das soll uns nicht schrecken.)

Bleiben wir also mit unserer Kritik am Ball. Vermutlich wird dies nicht der letzte Artikel zu dem Thema hier im Blog sein.

Beitrag erschien auch auf: katholon.de

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: FDominicus

Was kann das so große Problem sein Facebook nicht zu nutzen? Tut mir leid, das sind alles Pharisäer.

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