Eyjafjallajökulls Lektionen

Nach dem tagelangen Chaos an den Flughäfen folgte dort Ruhe, dann das Chaos in der Politik. Die einen wollen fliegen, die anderen abwarten. Jetzt fliegen einzelne Airlines mit Sondergenehmigungen, um Urlauber zurückzuholen.

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Und manche Airports nehmen einfach den Betrieb auf und tun so, als gebe es den Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen Eyjafjallajökull nicht. Der spuckt übrigens weiter. Es wird also geflogen trotz Verbot, der wirtschaftliche Schaden bewegt sich derzeit im (noch) einstelligen Milliardenbereich. Normal ist nur eins: Die Politik streitet sich. Aber hat man inzwischen etwas aus dem Ausbruch auf der Bankrottinsel im hohen Norden gelernt? Gibt es mehr als Witze vom Stil: Wir verbrennen unsere Kohle in Island und bekommen jetzt die Asche zurück?

Offensichtlich nicht. Die erste Lektion wäre: Die Natur ist mächtiger als der Mensch, sie zeigt ihm immer wieder mal die Grenzen auf. Demütiger wird er dadurch leider nicht. Im Gegenteil, es ist wie immer in der Politik. Statt zunächst mal die Wirklichkeit zu erforschen, Fakten zu sammeln und sich ein sachliches Bild zu machen, wird sofort auf ideologischen oder wirtschaftlichen Druck reagiert. In diesem Fall war es der Druck der Airlines und der Wirtschaftsbosse, die um ihre Rendite und Profite bangen. Das hat die Pilotenvereinigung Cockpit auch zu recht moniert. Die Sichtflüge, für die Ausnahmegenehmigungen erteilt wurden, sind ein hohes Risiko. Wenn nur ein Flugzeug abstürzte, wäre das Geschrei groß und man würde natürlich den Piloten dafür verantwortlich machen. Vielleicht auch noch die Natur und das Schicksal, einigen Hysterikern fiele vielleicht auch noch der Papst als Sündenbock ein.

Aufgabe der Politik wäre es jetzt, Messungen international zu bündeln – das geschieht auch schon teilweise – und dann Listen und Standards zu erarbeiten, ab wann eine Aschekonzentration für den Flugverkehr gefährlich ist. Nach diesen Standards könnte man dann Flugverbote verhängen und zwar gestaffelt nach Regionen, je nach den gemessenen Werten. Das hätte man schon längst machen können. Denn der Ausbruch auf Island ist nicht der erste, der weit über eine Region hinaus Wetter und Klima in größeren Weltregionen zeitweise verändert. Schon in den achtziger Jahren war ein Flug davon betroffen und nur dank der Leistung des Flugkapitäns konnte die Passagiermaschine noch sicher landen, nachdem in zehntausend Meter Höhe nach einem Flug durch eine Aschewolke sämtliche Triebwerke ausgefallen waren, die Maschine auf 3500 Meter gesackt war und der Pilot ein Triebwerk wieder ans Laufen bekommen hatte. Der Fall wurde vergessen, obwohl danach auch andere größere Vulkanausbrüche zu verzeichnen waren. Immer drehte sich rechtzeitig der Wind und die Gefahr verwehte. Diesmal bläst er auf den europäischen Kontinent und man kann nur hoffen, dass er auch mal den profitgierigen Bossen und den ihnen eilfertig gehorchenden Politikern ins Gesicht fegt.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Z. Klimowa

Hoffentlich hört die Politik wenigstens dieses Mal auf den Rat von Liminski.

Gravatar: Constanze Kikels

Lieber Herr Liminski,
natürlich haben Sie recht:
"Ein Volk, das aus seiner Geschichte nicht lernt, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen."
Dasselbige habe ich in meinem Kommentar zu Herrn Klinkmüller geschrieben.
Es ist traurig mit anzusehen, wie die scheinbar "Mächtigen" das Schicksal in der Hand "scheinbar" halten.
Ich denke, dass wir Menschen eine große Chance haben, wieder näher zusammenzurücken. Ich denke, dass das ein Zeichen der Natur, Schöpfung, Gott oder wie man es auch immer nennen möchte, sind.
Wir sitzen alle auf diesem Planet und befinden uns alle in diesem Universum. Niemand, aber auch niemand kann sich davon stehlen.
Wir werden dazu aufgefordert, aus den Konsequenzen unseres Handelns zu lernen und etwas Neues zu beginnen.
Ich freue mich darauf.

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