Experten empfehlen Gentechnik und Intensivierung gegen Welthunger oder von Hunger und mangelnder Freiheit

Die 400 Experten aus 35 Ländern, die den Report „The Future of Food and Farming“ erstellt haben, gehen davon aus, dass im Jahr 2050 die Nahrungsmittelproduktion unter nie da gewesenen Druck

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 geraten wird. Ob das so sein wird, bleibt abzuwarten. Auf die Zukunft bezogene Prognosen sind bekanntlich die schwierigsten. Trotzdem gehe ich davon aus, dass die Autoren sauber gearbeitet haben und über weitreichende Kenntnisse verfügen. Interessant sind daher die Lösungsvorschläge, die sie für das Hungerproblem bereit halten: „… sollten auch gentechnisch veränderte Organismen oder Klontiere kein Tabu sein. Ihr Einsatz müsse nur sorgfältig ökologisch und ethisch geprüft und Akzeptanz bei allen Beteiligten hergestellt werden“, heißt es in dem „Zeit“-Artikel, der sich auf den Report bezieht. Der Biolandbau hingegen, „gehe zwar ökologisch in die richtige Richtung, sei aber oft noch zu teuer und ineffizient.“

Das sind zweifellos gute Ansätze. Investition in fortschrittliche Techniken war schon immer dem sturen Festhalten an ideologischer Verblendung überlegen. Auch einige der politischen Empfehlungen sind sehr erfreulich: „Food security is best served by fair and fully functioning

markets and by liberalised global trade arrangements, not by policies to promote self-sufficiency“ (Ernährungssicherheit ist am besten durch faire und voll funktionsfähige Märkte und durch liberalisierte Vereinbarungen im globalen Handel zu erreichen, nicht durch Praktiken, die eine reine Selbstversorgung zum Ziel haben) steht wörtlich in dem Report.

Das dürfte unter anderem der positiven Entwicklung in Indien geschuldet sein, das durch eine Liberalisierung seiner Wirtschaftspolitik gewaltige Erfolge erzielen konnte. Sicher hat Indien nach wie vor ein gewaltiges Hungerproblem. Knapp 20 Prozent der Bevölkerung gelten als unterernährt oder hungerleidend – schlimm genug. Nur: 1967 schwankten die Schätzungen für den Anteil der Hungernden an der indischen Bevölkerung noch zwischen einem Drittel und 50 Prozent.

Dennoch drängt sich mir der Eindruck auf, dass die Verfasser den Faktor Politik immer noch unterschätzen und für meinen Geschmack zu sehr auf „globale Lösungen“ setzen. So wird zum Beispiel die, natürlich immer noch hohe Zahl. von 925 Millionen Hungernden weltweit betont, dabei aber unterschlagen, dass das nicht nur bezogen, auf die Weltbevölkerung sondern sogar in absoluten Zahlen einen Rückgang bedeutet, denn die Milliarde war bereits überschritten.

Wie ist das gelungen? Selbstverständlich haben technische Lösungen wie die Grüne Revolution einen entscheidenden Beitrag bei der Bekämpfung geleistet. Aber damit sie das konnten, mussten die politischen Bedingungen stimmen. Das heißt vor allem eins: Die Politik darf die Forschung und den Handel nicht behindern. Nur so können Innovationen entstehen und sich über den Globus verbreiten, somit ist die Nicht-Behinderung durch die Politik wichtiger als alle denkbaren Förderprogramme (In dem Report werden nach wie vor eine Menge Förderprogramme vorgeschlagen). Wer heute in Nordkorea hungert, hungert aufgrund des Politikversagens der nordkoreanischen Führung. Wäre Nordkorea ein freies Land, wären auch dort Nahrungsmittel sehr viel einfacher erhältlich. Überhaupt ist in den letzten 200 Jahren kaum ein Mensch aus klimatischen oder sonstigen naturgegebenen Gründen verhungert. Während nahezu jeder Hungersnot in diesem Zeitraum wären Lebensmittel in die jeweiligen Hungergebiete lieferbar gewesen, schon während der Hungersnot, die Irland Mitte des 19. Jahrhunderts traf, war es nicht nur die Kartoffelfäule, die zum Tod von ca. einer Million Menschen führte. Es waren auch die Corn laws, Einfuhrzölle für die Einfuhr von Getreide nach Großbritannien, die den Import von Nahrungsmitteln nach Irland erheblich verteuerten. Noch heute gelten Zölle als eine der wichtigsten Ursachen von Hunger – das sieht selbst die Welthungerhilfe so.

Stalin brachte es sogar fertig, den Hunger in der Ukraine durch Enteignungen, Kollektivierungen und Deportationen gezielt herbeizuführen und als Waffe gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen, während die Sowjetunion zur selben Zeit Getreide in größeren Mengen exportierte.

Hunger ist also vor allem anderen ein Problem mangelnder Freiheit. Wo Freiheit herrscht, wird der Bauer/Produzent nicht daran gehindert, seine Ware für den besten Preis, den er erzielen kann, zu verkaufen, Wo Freiheit herrscht, wird der Händler nicht daran gehindert, neue Märkte zu erschließen und alte zu nutzen und so dafür zu sorgen, dass die Ware des Bauern/Produzenten überall wo möglich verfügbar ist. Wo Freiheit herrscht, wird der Forscher nicht daran gehindert, für Innovationen in der Produktion und in der Mobilität zu sorgen und diese Innovationen seinerseits gewinnbringend an den Bauern und den Händler zu verkaufen.

Ich hätte mir gewünscht, dass das in dem Report „The Future of Food and Farming“ noch deutlicher zur Geltung gekommen wäre.

P.S.: Für das offenbar auch irrsinnig große Problem der zunehmenden Zahl von Menschen, die an ihrem Übergewicht erkranken, das ebenfalls in dem Report erwähnt wird, habe ich eine Lösung gefunden: Weniger Chips, mehr Joggen und auf frittierte Schokoriegel verzichten.

ebenfalls erschienen auf "kingofblog.de"

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Menschenfreund

Da wo es um höchsten Geldverdienst geht, kennen die beteiligten Menschen bekanntlich keinerlei Skrupel. Wer den letzten Bericht über gentechnisch veränderten Raps in Südamerika (Tierfutter für deutsche Schweine etc.) bei Plus-Minus (ARD) gesehen hat, und zuvor die Filme über den wohl skrupellosesten Konzern Monsanto, weiß, dass es hier nicht die Nahrungsmittelvermehrung sondern allein das Monopol auf Pflanzen, Tieren und Saatgut geht plus hochgiftiger Insektizide, die alle Pflanzen abtöten. Der Bericht zeigte, wie immer mehr Totgeburten, verstümmelte Kinder etc. die Folge sind dieser Gifte, die wir letztendlich alle mitessen. Diese Gifte müssen Jahr für Jahr verstärkt werden, da sie immer weniger wirken. Wer hier FÜR die grüne Gentechnik eintritt, stützt das Raubtierkapital und jede Art von Unmoral!!! Außerdem negiert er/sie, dass inzwischen riesige Landflächen, die früher der Nahrungsmittelerzeugung dienten, heute für Ölsaaten genutzt werden, das in unserem Benzin (E10) (sinnlos) verschleudert wird. Hier sitzen die „Mörder“!!

Gravatar: Freigeist

Die enorme freiheitliche Kinderproduktion ist vergessen worden.

Gravatar: Elmar Oberdörffer

Die erste und beste Maßnahme zur Vermehrung und Verbilligung des Nahrungsabgebotes wäre doch, die un- sinnige Produktion von "Bio-Kraftstoffen" und "Bio-Energie" einzustellen.

Gravatar: Hans von Atzigen

Und was ist denn nun neu an dem Report.
Die Leier ist doch seit innzwischen über 50 Jahren bekannt.
Ausser Koma Verschiebungen,absolut nix neues.
Wer über 50 Jahre nach einer Lösung sucht und keine findet ist entweder.
Übervordert
Innkompetent
oder will gar keine Lösung.
oder es gibt keine Lösung.
Im letzteren Falle wird es höchste Zeit die Bezahlung von unbrauchbaren Experten einzustellen.

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