Evangelii Gaudium – Beitragsmoratorium

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Es wird mich ein bisschen Nerven kosten, mich zurückzuhalten …

… aber ich stelle fest, dass es mich nervt, jetzt schon auf die schnelle „Analysen“ des apostolischen Schreibens „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus zu treffen, bei denen es Heerscharen von Journalisten und Theologen und mittelungsbereiten Katholiken und Kirchenkritikern aller Couleur offensichtlich in Rekordzeit geschafft haben, das 180-seitige Werk des Papstes nicht nur quer- sondern mit Sinn und Verstand zu lesen, zu verinnerlichen und auch noch in Fülle verstanden und die Kernsätze extrahiert zu haben. Wem das gelungen sein sollte, dem gebührt mein Respekt!

Mein Verdacht ist aber, dass die meisten Kommentatoren aller Lager doch wieder nur eine Volltextsuche haben drüber laufen lassen um die ihnen wesentlichen und genehmen Punkte herauszuschreiben und so den Kern des Dokuments in der Reform des Papstamtes und der Kurie, in der Ablehnung von Abtreibung und Frauenordination oder der Kapitalismuskritik sehen wollen. Prägnantes Beispiel war der Kommentator des Bayersischen Rundfunks (Namen habe ich vergessen, ist auch nicht wichtig) gestern Abend in den Tagesthemen, der nach einem kurzen Bericht über das Schreiben, inklusive eines Dokumentenzitats vom Anfang (sic!) des Dokuments und Einschätzungen von Alois Glück (dem nicht demokratisch legitimierten, von seinem Verband inthronisierten „Laienvertreter“) und dem unvermeidlichen Hans – Wer lässt den eigentlich immer noch ins Fersehen? – Küng, genau wusste, dass es dem Papst um die noch nicht erfüllten Reformwünsche des II. Vatikanischen Konzils gehe … Belege oder inhaltliche Beschreibungen blieb er schuldig, und da ich annehme, dass ein Journalist des BR an einen normalen Tag auch noch was anderes zu tun hat als päpstliche Schreiben zu lesen … naja, meinen Verdacht habe ich ja schon zu Anfang dieses Absatzes geäußert.

Mein Anspruch als Blogger aber auch als ganz normaler Katholik ist ein anderer und muss ein anderer sein: Ich werde mich erst wieder dazu hinreißen lassen, das Dokument zu besprechen, wenn ich es vollständig gelesen habe (das Wort „wieder“ ist hier wichtig, weil ich auf Kommentierungen meiner Ankündigung des Dokuments bereits reagiert und etwas geschrieben habe, ohne das Dokument in Gänze zu kennen). Parallel werde ich mich auch mit aller gebotener Skepsis mit Kommentierungen anderer, auch kritischer Quellen auseinandersetzen und dann einen gesamtheitlichen Beitrag (vielleicht auch eine thematische Serie) verfassen. Das hat mit „Tagesaktualität“ natürlich nichts mehr zu tun, die ist aber bei einem solchen Thema auch gar nicht notwendig: Die Medien werden in wenigen Tagen wieder eine andere Sau durchs Dorf treiben, das Schreiben wird aber über Jahre, vielleicht Jahrzehnte oder Jahrhunderte Wirkung entfalten!

Ich hoffe, die Leser dieses Blogs werden nun verstehen, warum ich nicht auf die Schnelle einen Beitrag über Evangelii Gaudium verfasse – und ich lade sie ein, das Dokument auch in Ruhe zu lesen, und sich ein eigenes, von Medien und „Meinungsbildnern“ unabhängiges Bild zu machen.

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

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