Europa droht in diesem Winter eine Energiekrise*

Anstieg der Elektromobilität – Geringere Produktion von Windkraftanlagen – Verzicht auf Nord Stream 2 – Abschaltung von AKW und Kohlekraftwerken

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Bereits vergangenen Monat hatte der Chef des Amsterdamer Rohstoffhandelsunternehmens Trafigura, Jeremy Weir, gewarnt, dass sich die Verbraucher in Europa aufgrund der Liefersituation bei Erdgas im Falle eines strengen Winters auf Stromausfälle einstellen müssten. Obwohl sich inzwischen die Lage auf dem Strommarkt und auch bei der Gasversorgung Europas sogar noch zugespitzt hat, sieht die neue Bundesregierung offenbar noch immer keinen Handlungsbedarf.

Wie angespannt die Lage auf den Energiemärkten ist, bekommen derzeit schon Verbraucher zu spüren, die sich nach einem neuen Stromversorger umsehen. Eine ganze Reihe von Energiefirmen teilt potentiellen Neukunden mit, dass sie ihnen temporär keine Angebote machen könnten. Fast wortgleich heißt es bei diesen Stromlieferanten: „Aufgrund der aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt überarbeiten wir gerade unsere derzeitigen Tarife und Angebote.“

Bei einige lokalen Grundversorgern müssen sich die Verbraucher bei Neuverträgen auf gepfefferte Strompreise im Bereich von 50 bis über 70 Cent einstellen. Zum Vergleich. Im ersten Halbjahr zahlten deutsche Stromkunden im Durchschnitt 32,62 Cent für die Kilowattstunde.

Billiganbieter vom Markt gefegt 

Die explodierenden Preise für Gas und Strom haben inzwischen die ersten Billiganbieter vom Markt gefegt. Diesen Monat stellten Billigdiscounter wie Grünwelt, Gas.de, Neckermann Strom oder Stromio ihre Lieferungen ein oder meldeten Insolvenz an, weil sie sich außerstande sahen, ihre Kunden weiterhin zu den vertraglich vereinbarten Preisen zu beliefern. Neckermann Strom wies in einer Mitteilung darauf hin, dass die Preise im Stromgroßhandel gestiegen sind „wie noch nie“ „Der Durchschnittspreis lag dieses Jahr fast viermal so hoch wie im Vorjahr.“ Als Gründe nannte das Unternehmen die „rasche Erholung der Wirtschaft“, „den rasanten Anstieg der Elek-tromobilität bis zu einer deutlich geringeren Produktion der Windkraftanlagen“. Das Unternehmen weiter: „Auch die Problematiken um Nord Stream 2, führten zu explodierenden Gaspreisen. Gas wird nicht nur zum Heizen, sondern auch zur Stromerzeugung genutzt.“

US-Flüssiggas ist keine Lösung

Obwohl einige Leitmedien berichteten, eine Tankerflotte mit US-amerikanischem Flüssiggas sei bereits auf dem Weg nach Europa, ist eine Entspannung auf dem Energiemarkt vorerst nicht in Sicht. Nach Recherchen des Wirtschaftsdienstes Bloomberg haben von 76 Tankern, welche die US-Küsten mit Flüssiggas verlassen haben, derzeit zehn Schiffe Europa zum Ziel. Deren Ladung soll nach Berechnungen von Bloomberg 1,6 Millionen Kubikmetern Gas entsprechen. Zum Vergleich: Der Erdgasverbrauch aller EU-Länder lag im Jahr 2020 bei rund 380 Milliarden Kubikmeter. Die „Tankerflotte“ kann vor diesem Hintergrund die Gasversorgung des Kontinents zur Winterzeit allenfalls für einige Minuten sichern.

Energiewende in Deutschland

Der Umstand, dass Flüssiggas aus den USA überhaupt nach Europa verschifft wird, ist jedoch ein wichtiges Signal, und zwar nicht für die Versorgungssicherheit, sondern für das extreme hohe Preisniveau, das inzwischen auf dem europäischen Energiemarkt erreicht ist.

Tatsächlich entspannen könnte die angespannte Versorgungslage die neue Bundesregierung. Die Ampelkoalition hält allerdings an dem Fahrplan zur Stilllegung von Kraftwerken fest. Zum Jahreswechsel gehen nicht nur die drei Kernkraftwerke Grohnde, Gundremmingen C und Brokdorf vom Netz, sondern auch noch zehn Kohlekraftwerke. Insgesamt stehen damit ab Jahresbeginn 8900 Megawatt an grundlastfähiger Kraftwerksleistung nicht mehr zur Verfügung.

Wartungsarbeiten in Frankreich

Obendrein kann sich Deutschland in diesem Winter nicht darauf verlassen, dass Strom aus Frankreich zur Verfügung stehen wird, um die deutsche Versorgung zu sichern. Zurzeit stehen gleich vier französische Kernkraftwerke wegen Wartungsarbeiten teilweise bis in den März und den April hinein still. Insgesamt fehlen damit in diesem Winter weitere 6000 Megawatt Kraftwerksleistung im europäischen Stromnetz.

Koalitionsstreit bei der „Ampel“

Im Fall der fertiggestellten Gasleitung Nord Stream 2 liefert sich die neue Bundesregierung kurz nach ihrem Start einen handfesten internen Streit. Aus Sicht von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) handelt es sich bei der Ostseeleitung mit einer Kapazität von 110 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr um ein privatwirtschaftliches Vorhaben. Die Erteilung einer Betriebserlaubnis für die Leitung will Scholz der zuständigen Genehmigungsbehörde überlassen. Dagegen beharrt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf ihrer Ansicht, dass ein Betrieb der Ostsee-Pipeline derzeit nicht genehmigt werden könne, weil Vorgaben des europäischen Energierechts nicht erfüllt seien und „die Sicherheitsfragen ohnehin noch im Raum stehen“.

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion :

Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung;  31. Dezember 2021, S.7; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie dem Autor Norman Hanert für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln :   https://www.preussische-allgemeine.de/ ; Hervorhebungen im Text: EIKE-Redaktion.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hajo

Ein abgewandelter Bibelspruch zu diesem neubiblischen Glaubensthema.

Lasset den Blackout zu mir kommen, denn das ist dann deren Untergang.

Dümmer geht immer und die Energiewelt ist ja nie stehen geblieben, sie hat sich permanent fort entwickelt und dabei sind auch Fehler gemacht worden, aber aus diesen kann man lernen und daraus Konsequenzen für die Zukunft ziehen.

Um die richtige Abwicklung geht es dabei vordergründig, denn viele neue Perspektiven sind ja erkennbar und auch umsetzbar, aber bitte mit Augenmaß und das ist eine rein rechnerische Aufgabe, die Im Proporz geschehen muß und so wie man abbaut, sollte im gleichen Maße aufgebaut werden, vergleichbar mit der Abholzung der Wälder und der gleichzeitigen Aufforstung.

Wer dies nicht beachtet und einseitig handelt, der wird zwangsläufig in energetische Schieflage geraten und das kann sich ein Industriestandort wie Deutschland nicht leisten, wenn man genau weiß daß ungefähr derzeit 550 Terrawatt zu ersetzen sind und noch weitere 300 Terrawatt durch technische Inovationen hinzu kommen und anschließend durch zweifelhafte Entscheidungen nur 600 Terrawatt zur Verfügung stehen.

Das wäre ja eine Milchmädchenrechnung, wobei ich mich ungern auf genaue Zahlen festlegen will, aber die Unwucht ist doch heute schon sichtbar und hinzu kommt noch die Bauplanung und der neue Preis als wesentliche Wettbewerbsgrundlage und auch Finanzierungsmöglichkeit durch den Endkunden und das alles ist doch mehr als schwammig und wer so handelt ist kein Stratege, das sind blutige Anfänger mit dem falschen Ergeiz versehen etwas zu ändern ohne weitere Grundlage und wenn das in die Hose geht, dann gute Nacht Deutschland, das möchte ich nicht verantworten müssen.

Gravatar: Nordmann

Lassen wir uns nicht Bange machen.
Nordstream II wird uns mit Gas unserer russischen Nachbarn versorgen.
Letzlich entscheiden physikalische und wirtschaftliche Gesetze.....
Von politischem Schwätzen wird keine Wärmeenergie erzeugt.

Gravatar: Hans-Peter Klein

@ dankefürnichts 07.01.2022 - 22:2

Was ist mit denen, die mit eigener PV-Anlage ihr Elektro-Auto laden?
Auch Hassobjekt ?
Oder gesellschaftliches Vorbild ?
Woher wissen Sie, woher jemand seinen Strom bezieht ?

MfG, HPK

Gravatar: Warszawski

Das war alles absehbar.

Gravatar: dankefürnichts

2022 sind massive Erhöhungen zwischen 40 und 64% bei Stromverträgen angekündigt. Bei Neukunden sogar Preiserhöhungen von 106%; da immer mehr Stromanbieter pleite gehen, werden sehr viele Kunden betroffen sein. Aber das ist noch nicht das Ende der Preisspirale.

Denn der Börsenstrompreis ist dieses Jahr um 460% gestiegen. Vor allem die fehlenden Gaslieferungen treiben den Preis; die besserfressenden Grünen blockieren stumpf- und blödsinnig dennoch Nord Stream 2.

Je mehr E-Autos die Straßen befahren, desto knapper wird der Strom, desto teurer wiederum für Privatverbraucher im Haushalt. Könnte sein, dass bald E-Auto-Besitzer als Hassobjekt herhalten müssen und ihre E-Karren attackiert werden.

Gravatar: Wolfgang Pöschl

Nachdem wir es den Grünen zu verdanken haben, dass nun wegen der Abschaltung der Kernkraftwerke das aus Russland für die deutschen Haushalte gelieferte Gas in Gaskraftwerken verbrannt werden soll, die den fehlenden Strom erzeugen sollen, muss man sich wundern, warum eine Bärbock die Nordstream 2 blockieren will. Ist es also nun doch wahr, dass "Deutschland verrecken" soll, weil es doch eh nur ein "mieses Stück Scheiße" ist? Wollen die Grünen wirklich, dass die Bevölkerung in ihren Häusern erfriert? Danach muss man aber auch die Frage stellen, wer den diese korrupten Verbrecher gewählt hat.

Gravatar: Wolfgang Pöschl

Da gibt es nur eine Lösung: Sämtliche Kernkraftwerke sofort wieder ans Netz bis die Reaktoren der 4. Generation einsatzreif sind. Insbesondere müsste in Deutschland der Dual Fluid Reaktor in Form eines realen Testreaktors weiterentwickelt werden, den eine Forschergruppe am Institut für Festkörperkernphysik in Berlin durch Computer-Simulationen bereits auf dem Papier entwickelt hat. Der DFR würde nicht nur alle Probleme der Kernenergiegewinnung lösen, sondern auch das Problem der Umweltzerstörung bei der Herstellung von Batterien für E-Autos. Aufgrund der hohen Betriebstemperatur von über 1.000 °C im Reaktorkern des DFR, können neben der Stromerzeugung mit der Restwärme synthetische Treibstoffe aus CO2 und Wasser für Verbrennungsmotoren hergestellt werden. Dabei sammelt man das CO2 aus der Luft wieder ein, wodurch man zu einer CO2-neutralen Kohlenstoffwirtschaft kommt. Man muss auch wissen, dass im DFR, der mit schnellen Neutronen arbeitet, das in bisherigen Reaktoren nicht spaltbare Uran 238 gespalten werden kann, aus dem Natururan zu 99,3 % besteht. Ferner kann im DFR auch Thorium gespalten werden. Die Vorräte von Thorium auf der Erde sind 4-mal so groß, wie die von Uran. Die obige Forschergruppe hat berechnet, dass mit dem vorhandenen Uran und Thorium zusammen die Stromversorgung der ganzen Erde über 1 Mrd. Jahre beim heutigen Stromverbrauch abgedeckt werden kann.

Gravatar: Hans

Fritz der Witz 06.01.2022 - 10:35
Ich bin mal gespannt, wie viele der FFF-Hüpf-und-Kreischbojen noch auf der Straße zappeln und "fürs Klima kämpfen", wenn es plötzlich zappenduster wird in der Komfortzone und eiskalt, alles im Kühlschrank verdirbt, die Toilette und Dusche nicht mehr funktionieren, das Smartphone keinen Pieps mehr von sich gibt, und nach der "Bestellung" (vermutlich per Rauchzeichen) eines Taxis ein Eselskarren erscheint.

Guter Kommentar.

Gravatar: Blindleistungsträger

Erst wenn die Regierigen eine Sondersteuer auf Kerzen einführen, muss man mit einem Blackout rechnen. :-)

Gravatar: Hans

Geringere Produktion von Windkraftanlagen...

Unsere Landschaft ist bereits übersät mit diesen Rotoren.
Nachts die blinkenden roten Warnlampen, am Tag die riesigen rotierenden Konstruktionen, die ganz Deutschland industriell überformen und charakteristische, stille Landschaften nur noch schwer wahrnehmbar machen.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

„Europa droht in diesem Winter eine Energiekrise*
Anstieg der Elektromobilität – Geringere Produktion von Windkraftanlagen – Verzicht auf Nord Stream 2 – Abschaltung von AKW und Kohlekraftwerken“ ...

Dabei könnte Europa der Strom lt. „Bloomberg“ bereits in zwei Monaten das Gas ausgehen! https://www.anti-spiegel.ru/2022/bloomberg-europa-koennte-in-zwei-monaten-das-gas-ausgehen/

Wollen die Grünen die Atom-Energie etwa auch deshalb ´trotzdem mit allen Mitteln` abschaffen, weil die „Kalte Kernreaktion — Die sauberste und billigste Energie“ längst bereit steht und auch ´Deutschland` vor dem Kollaps bewahren könnte???
https://www.rubikon.news/artikel/die-energierevolution

Gravatar: Fritz der Witz

Ich bin mal gespannt, wie viele der FFF-Hüpf-und-Kreischbojen noch auf der Straße zappeln und "fürs Klima kämpfen", wenn es plötzlich zappenduster wird in der Komfortzone und eiskalt, alles im Kühlschrank verdirbt, die Toilette und Dusche nicht mehr funktionieren, das Smartphone keinen Pieps mehr von sich gibt, und nach der "Bestellung" (vermutlich per Rauchzeichen) eines Taxis ein Eselskarren erscheint.

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